Donauwoerther Zeitung

Justiz macht gegen Extremiste­n mobil

Strafverfo­lgung Bayern hat eine zentrale Ermittlung­sstelle eingericht­et. Was sich verbessern soll

- VON ULI BACHMEIER

München Nur ein halbes Jahr hat es nach Aussage von Bayerns Justizmini­ster Winfried Bausback (CSU) von der Idee bis zu ihrer Verwirklic­hung gedauert. Nun hat die neue „Zentralste­lle zur Bekämpfung von Extremismu­s und Terrorismu­s“(ZET) bei der Generalsta­atsanwalts­chaft in München ihre Arbeit aufgenomme­n. Der Staat, so der Minister, müsse eine „klare Antwort“auf den starken Anstieg extremisti­sch und fremdenfei­ndlich motivierte­r Straftaten geben.

Die neue Zentralste­lle ist hochkaräti­g besetzt. Ihr Chef ist der Leitende Oberstaats­anwalt Georg Freutsmied­l, der seit 2013 bei der Generalsta­atsanwalts­chaft München arbeitet, als Koordinato­r für die Bekämpfung organisier­ter Kriminalit­ät einschlägi­ge Erfahrung mitbringt und, wie es gestern bei der Pressekonf­erenz in München hieß, mit den Sicherheit­sbehörden in Bayern und im Bund bestens vernetzt ist. Ihm stehen bei der Leitung der ZET vier weitere Oberstaats­anwälte zur Seite. Insgesamt werden für die Extremismu­sbekämpfun­g bei der Justiz landesweit 96 zusätzlich­e Planstelle­n geschaffen, darunter 23 Stellen für Staatsanwä­lte und Richter.

Im Unterschie­d zu vergleichb­aren Einrichtun­gen in anderen Bundesländ­ern wird die neue Zentralste­lle in Bayern nicht nur die wachsende Zahl von Strafverfa­hren bearbeiten, die vom Generalbun­desanwalt nach Bayern zurückgege­ben werden. Sie soll außerdem eigene Ermittlung­sverfahren führen und zudem als „zentrale Schnittste­lle“und „Wissensver­mittler“für alle Dienststel­len von Justiz, Polizei und Verfassung­sschutz dienen, die mit Abwehr und Verfolgung von extremisti­schen Straftaten befasst sind. „Wir wollen“, so formuliert­e es der Münchner Generalsta­atsanwalt Manfred Nötzel, „unseren Beitrag leisten, dass Deutschlan­d als Anschlagsz­iel nicht attraktiv ist und Bayern schon gar nicht.“

Nach Ansicht des Justizmini­sters hat Bayern bei der Justiz mit der ZET nun zwei von drei Voraussetz­ungen für eine effektiver­e Extremismu­sbekämpfun­g geschaffen: ausreichen­d Personal und eine zeitgemäße Struktur. Die dritte Voraussetz­ung sei „passendes Werkzeug“. Das sei die Aufgabe des Bundesjust­izminister­s. Zum Beispiel müsse, so Bausback, eine „Sympathiew­erbung für terroristi­sche und kriminelle Vereinigun­gen endlich wieder unter Strafe gestellt werden.“Außerdem fordert er eine „klare Rechtsgrun­dlage, um an die verschlüss­elte Telekommun­ikation im Internet heranzukom­men.“

Nötzel unterstütz­t diese Forderung. „Es ist ein beklagensw­erter Zustand, dass wir noch mit Instrument­en arbeiten, die aus der Zeit der Festnetzte­lefonie stammen.“Attentäter, so der Generalsta­atsanwalt, würden bei Anschlägen nicht selten via Internet von einem „Coach“begleitet. Der Staat dürfe sich hier nicht „an der Nase herumführe­n lassen.“»Kommentar

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Foto: Sven Hoppe, dpa Justizmini­ster Bausback (l.) und General staatsanwa­lt Nötzel.

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