Nun sechste Auflage
Mein Kampf Hitlers Machwerk, kommentiert
München Vor der „Büchse der Pandora“hatte 2015 die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, vor der Veröffentlichung einer kommentierten Ausgabe von Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“gewarnt. Ein gutes Jahr später ist die kritische Edition des Institutes für Zeitgeschichte ein vielfach verlangtes Buch. 85000 Exemplare wurden nach IfZ-Angaben verkauft; Ende Januar erscheint die sechste Auflage des Bandes, der Hitlers Machwerk mit einordnenden, wissenschaftlichen Kommentaren versieht.
Im April 2016 schaffte es der „Kampf“auf Platz eins der SpiegelBestsellerliste. „Diese Verkaufszahlen haben uns überrollt“, sagt Institutsdirektor Andreas Wirsching. Vor zwei Monaten bekamen Projektleiter Christian Hartmann und sein Team den mit 50000 Euro dotierten Wissenschaftspreis „Gesellschaft braucht Wissenschaft“. „Der Historiker Christian Hartmann und sein Team schließen mit der historisch-kritischen Edition von ,Mein Kampf‘ eine große Lücke in der Forschung über den Nationalsozialismus in Deutschland“, hieß es in der Begründung, und weiter: „Die Publikation zeigt Hitlers Falschaussagen und Verdrehungen auf, korrigiert sachliche Fehler und erläutert den zeitgenössischen Kontext.“
Das Institut selbst fasst zusammen: „Es gab keine Strafanzeigen gegen die kritische Edition des IfZ, keine Propaganda-Aktionen von rechter Seite und auch keine durchschlagenden Kampagnen rechtsgesinnter Verlage, unmittelbar nach Ablauf des Urheberrechts ,Mein Kampf‘ auf den Markt zu bringen.“Eine Ausnahme bildet nur der rechte Verlag „Der Schelm“, der 2016 ankündigte, Hitlers Originaltext ungekürzt und „ohne lästige Kommentare von Gutmenschen“nachdrucken zu wollen. Ermittlungen wegen des Tatvorwurfs der Volksverhetzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen seien noch nicht abgeschlossen, sagt dazu ein Sprecher der Behörde.
Inzwischen ist auch der Einsatz von „Mein Kampf“als Quelle im Geschichtsunterricht der Gymnasien ein heiß diskutiertes Thema geworden. Die bayerische Landeszentrale für politische Bildung arbeitet an einer Handreichung dazu.