Völkische Gutmenschen?
Ein „Wörterbuch des besorgten Bürgers“
Umvolkung und Verschwulung, Toleranzfaschismus und Schuldkult, Nazikeule und Minderheitenterror, Lügenpresse und Invasionsarmee, Asylindustrie und Genderwahn – im Lauf der vergangenen Monate haben solche Begriffe in der deutschen Sprache eine denkwürdige Karriere hingelegt. Die Konjunktur von Wörtern ist ja stets ein Spiegel des Zeitgeistes, und so stehen diese Begriffe für eine zunehmende Radikalisierung: der Angst- und AbwehrReflexe gegen Flüchtlinge und Andersdenkende, Politik und Medien, gegen gesellschaftlichen Wandel überhaupt, sie werden hier zu Angriffsimpulsen, in denen sich Hass, Zynismus, Hetze vereinen, geführt im Namen der „besorgten“Bürger.
Wenn Menschen wieder mit Ungeziefer assoziiert werden: gute Idee, zum (nicht selten explizit nationalsozialistischen) Hintergrund und zur aktualisierten Bedeutung dieser Begriffe ein „Wörterbuch“zusammenzustellen. So kann klar werden, warum Frauke Petry eben nicht einfach nur „auf das Volk bezogen“meint, wenn sie gerne wieder mal „völkisch“sagen können will; und auch, wie der Fachterminus „Fachkräfte“für erwünschte Migranten zur ironischen Propagandaspitze wurde. Wären die Autoren doch bei solchen Analysen geblieben! Dass sie stellenweise selbst in die Polemik abgleiten, die im Buchtitel anklingt, mögen sie als engagiert und kritisch verkaufen – dem Unternehmen selbst schadet das Ganze. Wolfgang Schütz