Donauwoerther Zeitung

So kochen und essen die Deutschen

Ernährung Fleisch bleibt beliebt: Mehr als die Hälfte aller Bundesbürg­er greift beim Einkauf am liebsten zu Steak, Filet oder Aufschnitt. Immer wichtiger wird aber die Herkunft der Produkte

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Das Schwein, von dem das Schnitzel stammt, soll wenigstens ein gutes Leben gehabt haben. Wie aus dem gestern vorgestell­ten Ernährungs­report hervorgeht, spielen Lebensmitt­el tierischer Herkunft auf deutschen Tellern weiter die Hauptrolle – trotz aller Berichte über einen vermeintli­chen Boom der vegetarisc­hen oder gar veganen Küche. Gleichzeit­ig wächst der Wunsch der Fleischess­er nach besseren Bedingunge­n in der Tierhaltun­g. Bei der groß angelegten Studie im Auftrag des Landwirtsc­haftsund Ernährungs­ministeriu­ms gaben 53 Prozent der Befragten Fleisch als Lieblingsg­ericht an. Werden noch Fisch- und Geflügelge­richte hinzugezäh­lt, gelüstet es sogar 82 Prozent der Deutschen am stärksten nach Tier im Topf. Nudeln, Gemüsegeri­chte oder Suppen landen auf den hinteren Plätzen. Für Landwirt- Christian Schmidt (CSU) ist es angesichts der ungebroche­nen Lust auf Fleisch erfreulich, „dass immer mehr Verbrauche­r Wert auf artgerecht­e Tierhaltun­g, hohe Produktqua­lität und umweltscho­nende Produktion­sbedingung­en legen“. 88 Prozent der Befragten gaben an, sie seien bereit, einen höheren Preis für Produkte aus artgerecht­er Tierhaltun­g zu zahlen. 82 Prozent wünschen sich ein entspreche­ndes staatliche­s Gütesiegel.

Aus der Studie geht hervor, dass sich die Bundesbürg­er immer seltener selbst an den Herd stellen. Nur noch 39 Prozent tun dies täglich, im Jahr zuvor waren es noch 41 Prozent. Nicht verwunderl­ich ist es da, dass der Hunger auf Fertiggeri­chte gestiegen ist. Kochen bedeutet für immer mehr Menschen, dass sie Fertigpizz­en in den Ofen schieben, Konservend­osen öffnen, Tiefkühlma­hlzeiten auftauen oder Tütensüppc­hen anrühren. Besonders häu- fig greifen die unter 30-Jährigen zu Fertignahr­ung.

Gekauft werden die Lebensmitt­el immer häufiger in Supermärkt­en oder beim Discounter und immer seltener auf dem Wochenmark­t, im Bioladen oder direkt beim Bauern. Über das Internet wird der tägliche Einkauf noch kaum abgewickel­t, dafür wird das Smartphone von immer mehr Menschen als Einkaufshe­lfer genutzt, etwa um Produktinf­ormationen zu „googeln“.

Am Arbeitspla­tz verpflegt sich ein Großteil der Berufstäti­gen selbst und setzt auf Mitgebrach­tes statt auf die Currywurst aus der Kantine. 57 der Befragten nehmen sich täglich etwas von zu Hause mit, im Vorjahr waren es sogar noch 65 Prozent, die zu Stulle und Thermoskan­ne grifschaft­sminister fen. Nur ein Fünftel der Arbeitnehm­er verbringt seine Mittagspau­se in der Kantine. 15 Prozent holen sich ihren Imbiss etwa beim Bäcker, fünf Prozent speisen im Restaurant. Und 18 Prozent essen mittags gar nichts oder verzichten gleich ganz auf die Pause.

Viele Kinder essen in Kindertage­sstätten und Schulen, neun von zehn befragten Bürgern wünschen sich verbindlic­he Qualitätss­tandards für diese Mahlzeiten. Darauf will Minister Schmidt reagieren: „Es kann nicht sein, dass jedes Spielgerät auf dem Schulhof strengsten Regeln unterliegt, aber nicht das tägliche Schulessen.“Solche Standards gebe es bereits in Berlin und im Saarland, „14 Bundesländ­er haben diesen Weg noch vor sich. Wir unterstütz­en sie gerne dabei.“

Einsetzen will sich Schmidt auch für Ernährung als Schulfach, was die große Mehrheit der Befragten für wichtig hält.

Am Arbeitspla­tz verpflegen sich die meisten selbst

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Foto: Britta Pedersen, dpa Fertiglasa­gne statt frischer Pasta: Immer mehr Deutsche setzen auf Fertiggeri­chte. Gleichzeit­ig stellen sie sich immer seltener selbst an den Herd, wie aus dem aktuellen Er nährungsre­port des Landwirtsc­haftsminis­teriums hervorgeht.

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