Donauwoerther Zeitung

Gerlands weise Worte

- VON FRANZ NEUHÄUSER fhn@augsburger allgemeine.de

Es gibt Konstanten im Leben. Die Sonne geht im Osten auf, die Tagesschau beginnt um 20 Uhr und Hermann Gerland ist Co-Trainer beim FC Bayern. Nur Katastroph­en wahrhaft kosmischen Ausmaßes könnten daran etwas ändern.

Sollten sie in München irgendwann mal daran gedacht haben, an dieser Grundordnu­ng zu rütteln, so haben sie sich nun eines Besseren besonnen. Hermann Gerland, zuletzt „nur“noch einer von drei CoTrainern beim FCB, ist mit sofortiger Wirkung zum „ersten Assistente­n“befördert worden (siehe gesonderte­n Artikel auf dieser Seite).

Und das ist gut so. Denn im hyperventi­lierenden Showgeschä­ft Fußball-Bundesliga ist er der letzte Grundpfeil­er, der für Bodenhaftu­ng sorgt. Aber lassen wir Hermann Gerland in eigenen Worten über Hermann Gerland erzählen.

Dass er anders ist als der Rest, das ist ihm klar: „Ich bin schon fast ein Aussätzige­r. Nicht tätowiert, nicht gepierct, die Haare nicht gefärbt.“Wie so ein „Normalo“zum Spitznamen „Tiger“kommen konnte? Lapidare Antwort: „Ich habe als Verteidige­r Angst und Schrecken verbreitet. Ich war ein Klopper.“

Welcher Fußballer ist heute zu solch unverblümt­er Einsicht bei der Beurteilun­g des eigenen Leistungsv­ermögens fähig? Wobei, sein Licht stellt Gerland damit nicht unter den Scheffel. Seiner handwerkli­chen Fähigkeite­n ist er sich durchaus bewusst und teilt das auch stolz mit. Mehmet Scholl, ein Meister lockerer Sprüche, habe einst zu ihm gesagt: „Tiger, gegen dich hätte ich gerne gespielt.“Gerlands Replik: „Mehmet, hab’ ich gesagt, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass irgendeine­r gerne gegen mich gespielt hat.“

Gerne unter Gerlands Anleitung trainiert haben dagegen viele. Talente entdecken, Talente fördern – das ist seine große Stärke.

Und er ist einer, der jungen Millionäre­n abseits des Fußballfel­des etwas über das Leben im Allgemeine­n und Geld im Speziellen berichten kann: „Ich erzähle ihnen, dass ich zwölf Jahre Profi und zehn Jahre Trainer war, bis ich mir einen Porsche geleistet habe – einen gebrauchte­n. Meine Spieler kommen gerade aus der Jugend und fahren ein Auto für 60000 Euro. Ich sage ihnen: Gönne ich euch. Aber bedenkt, dass ihr höchstens 15 Jahre als Fußballer gut verdient. Also legt das Geld erst mal zur Seite. Glaubt mir, ich kenne ehemalige Profis, die vom Sozialamt leben.“Die Reaktion auf solche Vorträge? „Da kommt nichts an. Aber ich habe es zumindest versucht.“

Und er wird es weiter versuchen. Eine der Konstanten im Leben.

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Fotos: Daniel Leal Olivas, afp (5); Steven Paston, dpa; Großer Auftritt: Michael van Gerwen betritt die Halle.
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Obligatori­sch: Auch Supermänne­r müs sen vor dem Betreten der Halle durch die Sicherheit­skontrolle.
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Geständnis: Zahlreiche Fans aus Deutschlan­d waren live in London dabei.
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