Donauwoerther Zeitung

3100 Euro Rente – am Tag

Finanzen Winterkorn hat hohe Ansprüche. Und damit ist er nicht allein

- VON RUDI WAIS

Augsburg Ein Angestellt­er bei VW muss ziemlich lange ziemlich gut verdienen, um bei der gesetzlich­en Rentenvers­icherung das Maximum für sich herauszuho­len. Nur wer 45 Jahre lang den Höchstbeit­rag eingezahlt hat, erhält am Ende auch die Höchstrent­e von gegenwärti­g gut 2700 Euro im Monat. Der frühere VW-Chef Martin Winterkorn dagegen, im vergangene­n Jahr über den Abgasskand­al gestürzt, bezieht als Ruheständl­er seit Jahresanfa­ng eine Rente von 3100 Euro – am Tag.

Zugegeben, der Vergleich hinkt gewaltig, und der eine oder andere amerikanis­che Spitzenman­ager wird über eine monatliche Pension von mehr als 90 000 Euro vermutlich nur mitleidig lächeln. In Deutschlan­d allerdings dürfte Winterkorn einer der bestbezahl­ten Ruheständl­er überhaupt sein. Die eher philosophi­sche Frage, ob jemand auch verdient, was er bekommt, stellen ja weder die gesetzlich­e Rentenkass­e noch der VW-Aufsichtsr­at, der Winterkorn einst mit einem Vertrag ausgestatt­et hat, der ihm als Ruhegehalt 70 Prozent seines letzten Grundgehal­tes zusichert.

Womit wir fast zwangsläuf­ig bei der Frage wären, wer eigentlich sonst noch siebenstel­lige Summen im Jahr fürs Nichtstun bekommt. Einer der so Begünstigt­en war der frühere Nationalto­rhüter Tim Wiese, der sich seinen Wechsel von Bremen nach Hoffenheim mit einem Vier-Jahres-Vertrag und einem kolportier­ten Jahresgeha­lt von 3,5 Millionen Euro versüßen ließ, aber nur elf Spiele für seinen neuen Verein absolviert­e. Die Schmach, sportlich degradiert worden zu sein, kommentier­te Wiese damals mit dem Satz, dieser Vertrag sei der beste Deal seines Lebens gewesen. Martin Winterkorn, darf man annehmen, wird das heute ähnlich sehen.

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Foto: dpa Martin Winterkorn

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