Amri auf Video
Anschlag Tunesier hat offenbar nach dem Attentat vor einer Überwachungskamera posiert
Karlsruhe/Berlin Demonstrativer geht es nicht: Anis Amri hat offensichtlich direkt nach seinem blutigen Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am nahe gelegenen Bahnhof Zoo den erhobenen Zeigefinger in Richtung Kamera gezeigt. Ein Gruß, der von Anhängern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt ist. Er bedeutet: Es gibt nur einen Gott. Dieses Ermittlungsergebnis teilte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke Köhler, am Mittwoch mit. Seit gestern hält nun die Bundesanwaltschaft den 24 Jahre alten Tunesier zweifelsfrei für den Täter des Lastwagen-Anschlags.
Amri hat demnach am 19. Dezember einen Lkw in den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz gesteuert. Zwölf Menschen starben dabei, dutzende wurden verletzt. Amri wurde vier Tage später bei einem Schusswechsel mit Polizisten in Mailand auf der Flucht erschossen. Bei dem Anschlag wurde auch der eigentliche Fahrer des Lkw aus Polen getötet. Nach Angaben der Sprecherin erfolgte der tödliche Schuss auf ihn am Parkplatz des Lastwagens am Friedrich-Krause-Ufer – mehrere Kilometer vom Breitscheidplatz entfernt. Der Pole habe zu dem Zeitpunkt auf dem Beifahrersitz gesessen. Dies habe unter anderem die Untersuchung von Schmauchspuren ergeben.
Gegen einen Bekannten Amris wurde derweil Haftbefehl wegen des Verdachts auf Leistungsbetrugs erlassen. Der Verdacht, er könne in den Anschlag eingebunden gewesen sein, habe sich dagegen für einen Haftbefehl nicht genügend erhärtet, sagte die Sprecherin.
Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Berlin soll dieser 26-jährige Tunesier mit mindestens zwei Aliasnamen von April bis November 2015 in mehreren Städten zu Unrecht Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten haben. Deshalb sei seit Frühjahr 2016 gegen ihn ermittelt worden. Der Mann war im Zusammenhang mit den Anschlagsuntersuchungen am Dienstag in einer Berliner Flüchtlingsunterkunft vorläufig festgenommen worden. Er hatte Amri laut Bundesanwaltschaft am Vorabend der Tat in einem Restaurant getroffen und sich intensiv mit ihm unterhalten. Einzelheiten würden jetzt untersucht.