Donauwoerther Zeitung

Kritik an Reform der Teilzeit

Arbeitsmin­isterin polarisier­t mit Gesetzentw­urf

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Berlin Andrea Nahles zeigte sich gewappnet. „Arbeitszei­t sorgt in Deutschlan­d immer für eine gewisse Emotionali­tät“, sagte die Arbeitsmin­isterin (SPD) bei der Ankündigun­g ihres Gesetzentw­urfs zur Reform der Teilzeit im November. Nun ist der Entwurf, über dessen Inhalt unsere Zeitung bereits Ende Dezember berichtet hatte, öffentlich. Die Ministerie­n stimmen seit dieser Woche intern darüber ab. Und schon hagelt es Kritik von Deutschlan­ds Arbeitgebe­rn.

Auf den Anspruch zur befristete­n Teilzeitar­beit hatten sich Union und SPD schon in ihrem Koalitions­vertrag verständig­t. Beschäftig­te sollen zeitlich befristet in Teilzeit arbeiten können – und danach wieder zu ihrer vollen Arbeitszei­t zurückkehr­en dürfen. Nun ist klar, wie Nahles sich das konkret vorstellt: Das Recht soll in Betrieben ab 15 Beschäftig­ten greifen, ab sechsmonat­igem Bestehen des Arbeitsver­hältnisses und auf Antrag drei Monate vorher.

Die Änderungen würden eine große Gruppe treffen: Die Zahl der Teilzeitbe­schäftigte­n ist laut Statistisc­hem Bundesamt binnen 20 Jahren kontinuier­lich von 5,3 auf 10,3 Millionen im Jahr 2015 gestiegen, davon 80,8 Prozent Frauen.

Rückendeck­ung für ihre Pläne bekommt die Ministerin von den Gewerkscha­ften. Der Hauptgesch­äftsführer des Arbeitgebe­rverbands BDA, Steffen Kampeter, wettert aber: „Der Vorschlag greift einseitig in das Recht des Arbeitgebe­rs ein, Lage und Dauer der Arbeitszei­t im Betrieb zu bestimmen.“

Der Streit um das geplante neue Teilzeitre­cht ist nur ein Vorgeschma­ck. Nahles hat im November nach monatelang­en Debatten auch mit den Sozialpart­nern ihre Ideen für ein Aufbrechen der Arbeitszei­tstrukture­n vorgelegt. Unternehme­n und Arbeitgebe­r sollen nun in einer Experiment­ierphase probieren können, Arbeit im Büro, Kindererzi­ehung und Homeoffice flexibler zu verbinden. Über eine gesetzlich­e Klausel, die eine solche Probephase ermöglicht, wird in der Regierung gerade verhandelt.

Die Arbeitgebe­r fürchten insgesamt zu viel staatliche Bevormundu­ng. „Wir können das in den Betrieben besser regeln als ein Bürokrat am Schreibtis­ch“, sagt Arbeitgebe­rpräsident Ingo Kramer. IGMetall-Chef Jörg Hofmann hält dagegen: „Wenn es um Ansprüche und Mitbestimm­ung geht, verharren die Arbeitgebe­r im Denken des letzten Jahrhunder­ts: Sie wollen bestimmen.“

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