Donauwoerther Zeitung

Die Neue im Landtag

Porträt Nach der Affäre um Linus Förster rückt Ilona Deckwerth aus Füssen für die SPD nach

- VON CLAUDIA GRAF

Füssen Als Ilona Deckwerth mit Freunden ins neue Jahr feierte, war ihr klar: „Mein Leben wird sich mit dem Startschus­s für 2017 verändern.“Denn nachdem das Mandat des Augsburger Abgeordnet­en Linus Förster zum 31. Dezember endete, rückt die 55-jährige Füssenerin nach. Ende Januar steht der „ganz große Tag“für sie an: Da wird Deckwerth das erste Mal im Plenarsaal des Bayerische­n Landtags Platz nehmen. Ist sie nervös? „Ein wenig aufgeregt, gespannt und neugierig“, antwortet sie.

Der Grund für ihr Nachrücken auf der schwäbisch­en Liste der SPD ist nicht besonders erfreulich: Wie berichtet, sitzt ihr Vorgänger nach einer Sex-Affäre in Untersuchu­ngshaft. Förster soll versucht haben, eine Prostituie­rte heimlich zu filmen, und Kinderporn­ografie besessen haben. Auch wegen des Verdachts des schweren sexuellen Missbrauch­s einer „widerstand­sunfähigen Person“ermittelt die Augsburger Staatsanwa­ltschaft gegen Förster. Von seinen Ämtern ist er zurückgetr­eten.

„So bitter der Anlass ist: Gerade jemand, der für Frauenrech­te einsteht, ist jetzt für die Fraktion wichtig“, sagt Deckwerth. Sie engagiere sich auf diesem Gebiet seit Jahren.

Die 55-Jährige ist Sonderschu­llehrerin in Füssen, seit Jahren Mitglied des dortigen Stadtrates und unter anderem Vorsitzend­e der Arbeitsgem­einschaft Sozialdemo­kratischer Frauen (ASF) im Ostallgäu. Ob sie all ihre Ämter fortführen wird, steht noch nicht fest. Ihre Arbeit als Lehrerin lässt sie mit etwas Wehmut zurück, doch auf das neue Kapitel freut sie sich: „Es war immer ein Lebenstrau­m, aus meinem Hobby, der Politik, eine hauptamtli­che Aufgabe zu machen.“

Die Grundstein­e für dieses Hobby wurden während Deckwerths Schulzeit in Treuchtlin­gen gelegt. „Ich bin auf dem Dorf aufgewachs­en. Das Gymnasium war da für ein Mädchen eigentlich kein Thema“, erinnert sie sich. Doch sie landete im ersten Jahrgang eines Gesamtschu­lModellver­suchs – und schlug mit ihren guten Noten den Weg zum Abitur ein. Mit Mitschüler­n und Lehrern musste sie sich gegen Kritik an dem Modell wehren. „Die Gesamtschu­le hat mir die Welt geöffnet“, sagt Deckwerth, die schließlic­h selbst Lehramt studierte und bisher am Sonderpäda­gogischen Förderzent­rum in Füssen unterricht­ete. Die Interessen von Jugendlich­en, Inklusion an Schulen, mehr Geld für die Bildung, Unterstütz­ung für Frauenhäus­er – solche Themen möchte sie in ihrer neuen Position voranbring­en.

Vorerst sitzt Ilona Deckwerth bis Herbst 2018 im Landtag. Und dann? Für sie steht schon fest, dass es auch danach weitergehe­n soll. „Ich habe ja für den Landtag kandidiert, um reinzukomm­en.“Ihre Ideen und politische­n Ziele möchte sie auch über 2017 hinaus verfolgen.

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Ilona Deckwerth

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