Donauwoerther Zeitung

Frau schießt auf zwei Männer

Gewalt Eine 34-Jährige zielt aus dem fahrenden Auto mit einer Schrecksch­usspistole in Nördlingen auf zwei Männer. Bei der Tat handelt es sich offenbar um einen Racheakt. Die Polizei hat Zweifel an der Darstellun­g der Frau

- VON ANDREAS SCHOPF

Nördlingen/Donauwörth Am Tag danach parkt das Auto unscheinba­r an einem Straßenran­d im Wemdinger Viertel. Hinter den beiden Vordersitz­en liegen wild verstreut Einkaufstü­ten und Unterlagen, dazu diverse Nudelferti­ggerichte. Etwas unordentli­ch schaut der Innenraum aus, aber wirklich auffällig ist an dem dunkelblau­en Kleinwagen nichts. Keine 24 Stunden zuvor war er Teil einer Straftat, die an ein sogenannte­s „Drive-by“erinnert: das gezielte Schießen aus dem fahrenden Auto.

Es gibt Städte, da ist das nichts wirklich Außergewöh­nliches mehr. Chicago etwa. Anders verhält es sich, wenn so etwas mitten im Nördlinger Gewerbegeb­iet passiert.

Die Tat vom Dienstagmi­ttag erinnert zumindest an ein solches „Drive-by“. Eine 34-Jährige hatte aus ihrem Auto heraus mit einer Schrecksch­usspistole auf zwei Asylbewerb­er geschossen. Die Angriffe ereigneten sich rund um die Asylbewerb­erunterkun­ft am Reutheboge­n.

Nach Angaben der Polizei feuerte die Nördlinger­in gegen 13 Uhr gezielt auf zwei Männer. Sie verwendete dabei eine in Deutschlan­d nicht zugelassen­e Waffe, die sie offenbar im Ausland erworben hatte. Laut Polizeiang­aben soll sie Reizgas verschosse­n, aber „täuschend echt“ausgesehen haben. Die beiden Asylbewerb­er, ein 21-Jähriger sowie ein 33-Jähriger, blieben unverletzt. Bei der Tat war die Frau offenbar unter Drogeneinf­luss. Ein Drogentest vor Ort ergab laut Polizei ein positives Ergebnis. Eine Blutunters­uchung soll genauere Aufschlüss­e geben.

Dem Anschein nach handelt es sich um einen Racheakt. Gegenüber der Polizei äußerte die Frau den Vorwurf, von einem Asylbewerb­er aus der Unterkunft mit K.-o.-Tropfen betäubt und sexuell belästigt worden zu sein. Walter Beck, Leiter der Nördlinger Polizeiins­pektion, spricht von „fragwürdig­en“und „wenig glaubwürdi­gen“Schilderun­gen. Um den Vorwürfen nachzugehe­n, wurde die Kripo Dillingen eingeschal­tet. Unklar ist, welche Beziehung die 34-Jährige möglicherw­eise zu einem Bewohner des Asylbewerb­erheims hatte. Gegenüber unserer Zeitung beteuern einige der Männer, dass es keinen näheren Kontakt zu der Frau gab. Einigen sei sie bis Dienstag völlig fremd gewesen.

Einer von ihnen habe sie im Sommer kennengele­rnt und immer mal wieder mit ihr gechattet, erzählt der Mann auf Englisch. Seit einigen Tagen habe sie sich jedoch merkwürdig verhalten. Er zeigt Handynachr­ichten, in denen die Frau ihn wegen des vermeintli­chen Übergriffe­s beschimpft und ihm droht. Am Dienstagmi­ttag setzte sie ihre Ankündigun­gen offenbar in die Tat um. Zunächst habe sie vor der Unterkunft durch das herunterge­lassene Autofenste­r auf den 33-Jährigen geschossen, schildern die Männer. Anschließe­nd sei sie weiter gefahren in Richtung der Firma Glas Trösch.

Dort traf sie auf den 21-Jährigen, gegen den der zweite Schuss gerichtet war. „Die Frau ist sehr schnell und sehr aggressiv gefahren“, erzählt der Mann, der laut eigenen Angaben seit vier Monaten in Nördlingen lebt.

Mit wütendem Gesichtsau­sdruck habe sie gerufen: „Ich bringe dich um.“Nach dem zweiten Schuss sei sie erneut zur Asylbewerb­erunterkun­ft gefahren und habe dort die Waffe als Drohung aus dem Autofenste­r gehalten. Die Männer seien in großer Angst gewesen, erzählen sie. Erst als die inzwischen alarmierte Polizei eintraf, flüchtete die Frau mit ihrem Kleinwagen. Nach Angaben einer Anwohnerin war es eine rote Ampel im Buchenweg, an der zwei Polizeistr­eifen die Frau stellen und festnehmen konnten. „Es waren Szenen wie aus einem Krimi“, sagt sie. Die Beamten durchsucht­en anschließe­nd das Auto. Im Fahrzeugin­neren fanden sie neben der Pistole auch zwei Messer.

Die 34-Jährige wurde in das Donauwörth­er Bezirkskra­nkenhaus eingewiese­n. Gegen sie gibt es nun Ermittlung­en wegen des Verdachts auf mehrere Straftaten: Versuchte gefährlich­e Körperverl­etzung, Bedrohung, Verstoß gegen das Waffengese­tz sowie Fahren unter Drogeneinf­luss.

Die Unterkunft im ehemaligen Verwaltung­sgebäude der Stadtwerke ist nach Angaben des Landratsam­tes in Donauwörth seit Mai 2016 vom Landkreis angemietet. Seit Ende August ist sie bewohnt. Laut Landratsam­t sind derzeit 17 der 22 Plätze mit Männern aus fünf afrikanisc­hen Nationen belegt.

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Foto: Andreas Schopf Vor der Asylbewerb­erunterkun­ft am Reutheboge­n in Nördlingen feuerte eine Frau mit einer Schrecksch­usspistole auf zwei Män ner.

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