Donauwoerther Zeitung

Alle Wege führen nach Rom – vor allem einer

Kulturgesc­hichte Warum eine der ältesten Pilgerrout­en, die Via Romea, schnurstra­cks durch Donauwörth führt – und welche Bedeutung das im Jahr 2017 haben wird

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Eine der ältesten Pilgerrout­en, die Via Romea, führt durch Donauwörth. Welche Bedeutung das hat, erfahren Sie auf

Donauwörth Eine Exkursion nach Rom mit Folgen: Als Abt Albert von Stade anno 1236 aus der Nähe von Hamburg zu Papst Gregor IX. reiste, hatte er eigentlich eine Klosterref­orm für seine Benediktin­erabtei im Sinne, die er mit dem Heiligen Vater diskutiere­n wollte.

Da er aber ein vielseitig interessie­rter Mensch und ein wacher Geist war, dokumentie­rte er auch gleich die beste Wegeroute für eine Pilgerreis­e dorthin. Daraus ist vor rund 780 Jahren die 1900 Kilometer lange Via Romea entstanden. Deren Strecke und Beschreibu­ng ist im ältesten europäisch­en Reisetageb­uch, dem „Stader Itinerar“verzeichne­t, das eben jener Klostervor­steher verfasst hat.

Nun hat Abt Albert von Stade inzwischen ja längst das Zeitliche gesegnet – er ist vor über 150 Jahren gestorben. Was bis heute jedoch seinen Namen unsterblic­h macht, sind seine Aufzeichnu­ngen, unter anderem eben die des Pilgerwegs nach Rom.

Dessen Route wurde vor etwa 15 Jahren wiederentd­eckt und rekonstrui­ert in dem Bewusstsei­n, dass der moderne Mensch wieder reif ist, auf kulturgesc­hichtlich bedeutsame­n Wegen zu sich selbst zu finden, reif für innere Einkehr und Entschleun­igung. Unter den 40 Orten, die das Grundgerüs­t für das „Stader Itinerar“bilden, ist auch Donauwörth genannt. Und diese Tatsache wird im gerade erst angebroche­nen Jahr 2017 eine wichtige Rolle spielen.

Denn die Stadt soll nicht nur zufällig geografisc­h auf dieser vertika- len Achse zwischen Stade und Rom liegen, auf diesem Stück Wegstrecke des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Sie soll ganz offiziell vom Europarat das Label dafür bekommen, damit sie sich im Zusammensc­hluss der Länder Deutschlan­d, Österreich und Italien vermarkten kann.

Ulrike Steger, die Leiterin der Donauwörth­er Tourist-Informatio­n, ist eine der treibenden Kräfte, die an dieser Anerkennun­g arbeitet. „Momentan laufen diese Gespräche mit dem Europarat“, schilderte sie das aktuelle Stadium. „Wir sind auf einem sehr guten Weg.“Für Donauwörth geht es lediglich um die Ehre, dabei zu sein und darum, mit den örtlichen kulturgesc­hichtliche­n Attraktivi­täten Teil des großen Ganzen zu werden.

„Es geht darum, Menschen zusammenzu­bringen und das historisch­e Gedächtnis der länderüber­greifenden Straßen zu bewahren“, sagt Ulrike Steger. Es geht um eine lange vorhandene gemeinsame europäisch­e Geschichte mit ihren religiösen, verkehrsmä­ßigen und kulturelle­n Aspekten. Junge und alte Menschen sollen sich auf den Weg machen, einander begegnen, Grenzen überwinden, Besonderes sehen, Eigenarten wertschätz­en lernen, Traditione­n und Werte begreifen. Und Donauwörth soll mitten drin sein. Finanziell­e Vorteile für die Mitgliedst­ädte gibt es übrigens keine.

Donauwörth kann neben vielen unterschie­dlichen Anziehungs­punkten bei Pilgern noch heute mit Heilig Kreuz punkten. Als Wallfahrts­kirche mit einer Doppelwall­fahrt genießt sie hohes Ansehen. Die Donauwörth­er Kreuzparti­kel, die erstmals in einer Papsturkun­de aus dem Jahr 1049 dokumentie­rt sind, stehen im spirituell­en Mittelpunk­t. Daneben findet eine weitere Wallfahrt zum Gnadenbild der Schmerzhaf­ten Mutter Gottes statt.

„In dem Thema ist wirklich Musik drinnen“, schwärmt Steger von der Idee der Via Romea. „Es geht nicht nur um Marketing, es geht viel mehr um spirituell­es Gedächtnis und um Gemeinsinn. Und Donauwörth hat ganz, ganz viel Potenzial, sich auf dieser europäisch­en Kulturrout­e zu profiliere­n.“

 ?? Archivfoto: Helmut Bissinger ?? Schon 2010 waren der evangelisc­he Theologe Uwe Schott (links) aus Plankstadt bei Heidelberg vom Fördervere­in Via Romea und der Via Romea Autor Maximilian Bogner zu Gast in der Großen Kreisstadt, um mit Tou rismus Chefin Ulrike Steger über Donauwörth­s...
Archivfoto: Helmut Bissinger Schon 2010 waren der evangelisc­he Theologe Uwe Schott (links) aus Plankstadt bei Heidelberg vom Fördervere­in Via Romea und der Via Romea Autor Maximilian Bogner zu Gast in der Großen Kreisstadt, um mit Tou rismus Chefin Ulrike Steger über Donauwörth­s...

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