Alle Wege führen nach Rom – vor allem einer
Kulturgeschichte Warum eine der ältesten Pilgerrouten, die Via Romea, schnurstracks durch Donauwörth führt – und welche Bedeutung das im Jahr 2017 haben wird
Eine der ältesten Pilgerrouten, die Via Romea, führt durch Donauwörth. Welche Bedeutung das hat, erfahren Sie auf
Donauwörth Eine Exkursion nach Rom mit Folgen: Als Abt Albert von Stade anno 1236 aus der Nähe von Hamburg zu Papst Gregor IX. reiste, hatte er eigentlich eine Klosterreform für seine Benediktinerabtei im Sinne, die er mit dem Heiligen Vater diskutieren wollte.
Da er aber ein vielseitig interessierter Mensch und ein wacher Geist war, dokumentierte er auch gleich die beste Wegeroute für eine Pilgerreise dorthin. Daraus ist vor rund 780 Jahren die 1900 Kilometer lange Via Romea entstanden. Deren Strecke und Beschreibung ist im ältesten europäischen Reisetagebuch, dem „Stader Itinerar“verzeichnet, das eben jener Klostervorsteher verfasst hat.
Nun hat Abt Albert von Stade inzwischen ja längst das Zeitliche gesegnet – er ist vor über 150 Jahren gestorben. Was bis heute jedoch seinen Namen unsterblich macht, sind seine Aufzeichnungen, unter anderem eben die des Pilgerwegs nach Rom.
Dessen Route wurde vor etwa 15 Jahren wiederentdeckt und rekonstruiert in dem Bewusstsein, dass der moderne Mensch wieder reif ist, auf kulturgeschichtlich bedeutsamen Wegen zu sich selbst zu finden, reif für innere Einkehr und Entschleunigung. Unter den 40 Orten, die das Grundgerüst für das „Stader Itinerar“bilden, ist auch Donauwörth genannt. Und diese Tatsache wird im gerade erst angebrochenen Jahr 2017 eine wichtige Rolle spielen.
Denn die Stadt soll nicht nur zufällig geografisch auf dieser vertika- len Achse zwischen Stade und Rom liegen, auf diesem Stück Wegstrecke des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Sie soll ganz offiziell vom Europarat das Label dafür bekommen, damit sie sich im Zusammenschluss der Länder Deutschland, Österreich und Italien vermarkten kann.
Ulrike Steger, die Leiterin der Donauwörther Tourist-Information, ist eine der treibenden Kräfte, die an dieser Anerkennung arbeitet. „Momentan laufen diese Gespräche mit dem Europarat“, schilderte sie das aktuelle Stadium. „Wir sind auf einem sehr guten Weg.“Für Donauwörth geht es lediglich um die Ehre, dabei zu sein und darum, mit den örtlichen kulturgeschichtlichen Attraktivitäten Teil des großen Ganzen zu werden.
„Es geht darum, Menschen zusammenzubringen und das historische Gedächtnis der länderübergreifenden Straßen zu bewahren“, sagt Ulrike Steger. Es geht um eine lange vorhandene gemeinsame europäische Geschichte mit ihren religiösen, verkehrsmäßigen und kulturellen Aspekten. Junge und alte Menschen sollen sich auf den Weg machen, einander begegnen, Grenzen überwinden, Besonderes sehen, Eigenarten wertschätzen lernen, Traditionen und Werte begreifen. Und Donauwörth soll mitten drin sein. Finanzielle Vorteile für die Mitgliedstädte gibt es übrigens keine.
Donauwörth kann neben vielen unterschiedlichen Anziehungspunkten bei Pilgern noch heute mit Heilig Kreuz punkten. Als Wallfahrtskirche mit einer Doppelwallfahrt genießt sie hohes Ansehen. Die Donauwörther Kreuzpartikel, die erstmals in einer Papsturkunde aus dem Jahr 1049 dokumentiert sind, stehen im spirituellen Mittelpunkt. Daneben findet eine weitere Wallfahrt zum Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter Gottes statt.
„In dem Thema ist wirklich Musik drinnen“, schwärmt Steger von der Idee der Via Romea. „Es geht nicht nur um Marketing, es geht viel mehr um spirituelles Gedächtnis und um Gemeinsinn. Und Donauwörth hat ganz, ganz viel Potenzial, sich auf dieser europäischen Kulturroute zu profilieren.“