Politisches Wolfsgeheul
Wildtier Politik
Den Ruhm, die gesamte politische Konkurrenz zum Heulen gebracht zu haben, kann im Landtag nur ein einziger Politiker für sich in Anspruch nehmen: Hubert Aiwanger, der Chef der Freien Wähler. Als er im November des Jahres 2011 zu einem Plädoyer gegen die Rückkehr von Wölfen nach Bayern ansetzte, schallte ihm quer durch den Plenarsaal ein vielstimmiges „Wuhuhuuu“entgegen. Es war zum Brüllen komisch. Für Aiwanger aber war die Angelegenheit todernst. Der Jägersmann und Landwirt aus Niederbayern hat zwar keine Angst vor dem bösen Wolf aus dem Märchen, aber er ist überzeugt, dass dieses wilde Tier nicht hierher gehört.
Ganz so weit geht der Jagdeifer von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) nicht. Er beschränkt sich angesichts der aktuell zunehmenden Ausbreitung der Wölfe in Deutschland auf die Forderung nach einer „beschränkten Abschussfreigabe“. Damit reiht er sich in die traditionelle Wildtier-Politik der CSU ein. ExCSU-Chef Edmund Stoiber wollte weiland auch nur gegen den „Problembär“mit dem Schießgewehr vorgehen, nicht aber gegen den „Schadbär“und den „Normalbär“.
Tier- und Naturschützer reagieren in solchen Fällen mit sofortiger Rudelbildung. Wolf und Bär, so argumentieren sie, gehören historisch gesehen genauso zu Bayern wie Fuchs und Hase, Reh und Hirsch. Und sollte ein Wolf zum Problemwolf werden, so biete das Naturschutzgesetz schon jetzt die Möglichkeit zum Abschuss. Schmidts Vorschlag sei deshalb nichts als „populistisches Wolfsgeheul“.
Alles schon mal dagewesen. Richtig spannend könnte die Debatte erst mit dem fortschreitenden Klimawandel werden, wenn sich die Löwen auf den Rückweg nach Bayern machen. Die sollen hier auch mal heimisch gewesen sein – irgendwann vor der letzten Eiszeit.