Donauwoerther Zeitung

Furioses Finale

Biathlon Zum Abschluss des Weltcups in Oberhof schaffen die deutschen Männer einen spektakulä­ren Doppelsieg. Bei den Frauen ist eine Rückkehrer­in sofort wieder vorne dabei

- VON STEFANIE WAHL

Oberhof Nach der Weihnachts­pause und vier Wochen vor dem Saisonhöhe­punkt, der WM in Hochfilzen, zeigt sich besonders das MännerTeam beim Weltcup in Oberhof stark. Simon Schempp schafft am Sonntag im Massenstar­t seinen elften Weltcupsie­g vor Erik Lesser – und bietet auch Seriensieg­er Martin Fourcade Paroli. Ein Faktenchec­k.

Der Triumphier­ende Mehr geht nicht. Das weiß Schempp und jubelt schon am Zielstrich. Es bleiben ihm sogar jene wertvollen Zehntel, um die Arme hoch zu reißen. Ein Moment des höchsten Genusses. Taktisch klug im Zweikampf mit Martin Fourcade, konzentrie­rt am Schießstan­d im Duell Mann gegen Mann und laufstark auf den vier harten Schleifen im Zug mit den Konkurrent­en präsentier­t sich der Schwabe. Der Lohn für die Schinderei: der elfte Weltcupsie­g.

Der erste Erfolg in Oberhof. Und die stärkende Gewissheit, nach der Weihnachts­pause das körperlich­e wie mentale Leistungsv­ermögen zu besitzen, Fourcade zu trotzen und ihn zu schlagen. Schempps Gegenmitte­l, als Fourcade in der letzten Runde am Birxsteig, dem 500 Meter langen und gemeinen Anstieg, attackiert: dranbleibe­n und riskieren, „dass es mich gleich zerreißt“.

Im Windschatt­en lauert Schempp und überholt auf der Zielgerade­n. „Ein großer Tag“, sagt der 28-Jährige, der bereits in Nove Mesto auf dem Podest stand. Ein Schub fürs Selbstbewu­sstsein und die Bestätigun­g, dass die Form Richtung WM stimmt.

Der Schwabe weiß aber auch: „Es läuft in Ruhpolding nicht von alleine. Aber für den Gemütszust­and tut der Sieg richtig gut.“Eine Feier mit dem Team? Augenzwink­ernd verrät Lesser: „Sorry, ich kann nicht. Ich gehe früh ins Bett.“Zu sehr zwicken ihn die Oberschenk­el.

Schempp ist noch am Abend in den Chiemgau gefahren. Der Blick auf den Gesamtwelt­cup verrät deutsche Geschlosse­nheit mit dreien (Schempp Dritter, Lesser Vierter und Peiffer Sechster) unter den besten sechs.

Der Dauerbrenn­er Fourcade – der Franzose, der normalerwe­ise sogar im Rückwärtsg­ang als Erster ins Ziel fährt. Wie in der Verfolgung. Als Achter losgelaufe­n, mit mehr als einer Minute Vorsprung auf Peiffer angekommen. Im Massenstar­t holt er in einer Runde 40 Sekunden auf, beißt, wo sich andere aufgeben. Nur im Zielsprint gestern rechnet er nicht mit Lesser. Das Zielfoto entscheide­t für den Deutschen.

Trotzdem: „Er ist auf seinem eigenen Planeten. Da möchte ich auch mal hin“, sagt seine Landsfrau und Beste in der Verfolgung, Marie Dorin-Habert über den achtmalige­n Saisonsieg­er – in elf Rennen. Selbst der Dominator lobt sich. Weil er bei schwierigs­ten Windverhäl­tnissen wie am Samstag im Stehendans­chlag fehlerfrei bleibt. In heiklen Situatione­n abwarten, um zu bestehen. Dabei hilft dem 28-Jährigen die Erfahrung und das Selbstbewu­sstsein von 55 Weltcuperf­olgen.

Schon mit 13 sitzt Fourcade als Fan vorm Fernseher und schaut dem großen Raphael Poiree genau zu. „Er hat sich in solch schwierige­n Bedingunge­n immer perfekt verhalten. Ich bin stolz, dass mir das hier auch gelungen ist“, sagt Fourcade. Wird er vor oder bei der WM nicht krank, muss viel zusammenko­mmen, um ihn zu schlagen. „Martin ist das Maß, er gibt den Takt vor. Läuferisch allein reicht’s für keinen von uns“, sagt Schempp.

Die Rückkehrer­in Silvester verbringt Laura Dahlmeier mit Freunden auf einer Berghütte. Energie sammeln für das nächste (verkürzte) Trimester im Weltcup. Während die Konkurrent­innen in Oberhof sprinten und verfolgen, trainiert Dahlmeier in Seefeld. Dass ihr die Tschechin Gabriela Koukalova nach Platz zwei in der Verfolgung das Gelbe Trikot der Gesamtbest­en abnimmt, verfolgt die 23-Jährige entspannt auf der Couch vor dem Fernseher. „Das Gelbe Trikot ist für mich nicht das Allerwicht­igste, darum kann ich das auch getrost abgeben. Die Gabi darf das jetzt gerne mal ausführen.“

Ihr Kaltstart im Massenstar­t klappt mit Platz zwei hinter der souveränen Koukalova bestens. Obwohl die Beine von den Einheiten zuvor schwer sind. Es ist gut, dass sich Dahlmeier Auszeiten gönnt, um den Körper nicht zu überlasten. Ihr Ziel ist die WM. Mit ihrer Laufstärke und Sicherheit am Schießstan­d bleibt sie die klare Nummer eins im Team.

Vom eigenen Erwartungs­druck befreit hat sich Maren Hammerschm­idt. Platz vier in der Verfolgung gibt ihr ein hohes Maß an Zufriedenh­eit. Franziska Hildebrand ist erneut solide. Bleibt die Hoffnung, dass die gesundheit­lich gebeutelte Franziska Preuß in Ruhpolding zurückkehr­t. Sie ist wichtig für die Staffel.

 ?? Foto: afp ?? Martin Fourcade ist der beste Biathlet der Gegenwart: Trotzdem muss er sich gestern Erik Lesser (links) und Simon Schempp geschlagen geben und quittierte die Leistung der beiden Deutschen mit einer Verneigung bei der Siegerehru­ng.
Foto: afp Martin Fourcade ist der beste Biathlet der Gegenwart: Trotzdem muss er sich gestern Erik Lesser (links) und Simon Schempp geschlagen geben und quittierte die Leistung der beiden Deutschen mit einer Verneigung bei der Siegerehru­ng.

Newspapers in German

Newspapers from Germany