Hinter Neureuther klafft eine Lücke
Ski alpin Der deutsche Ski-Star fährt beim Klassiker in Adelboden auf Platz vier. Zufrieden ist er mit seiner Leistung (noch) nicht. Pech hatte dagegen mal wieder ein Mann aus dem Allgäu
Adelboden Am Ende hatte Felix Neureuther doch noch seinen Spaß – und Freude am Geschenk des Veranstalters. Er hängte sich die Kuhglocke kurzerhand um den Hals, schoss ein Selfie und verschickte dies per Handy. Aber eigentlich war das Schweizer Souvenir nur ein kleiner Trost, denn im Berner Oberland war es an diesem Wochenende um einen Laib Käse gegangen. Den bekamen die drei Erstplatzierten der beiden Weltcup-Rennen in Adelboden. Am Ende fehlten dem Deutschen fünf Hundertstelsekunden zu seinem dritten Podiumsplatz in diesem Winter.
Am Tag zuvor war er als Achter des Riesenslaloms weit entfernt vom Gewinn der Kuhglocke und noch weiter von den schnellsten Drei, vor allem von Sieger Alexis Pinturault aus Frankreich und dem Österreicher Marcel Hirscher, die in einer eigenen Klasse fuhren. Allerdings hatte er noch Glück, überhaupt das Ziel erreicht zu haben, weil er im ersten Durchgang gleich dreimal wegrutschte und nur mit Mühe im Kurs blieb. Zudem zog er sich einen schmerzhaften Bluterguss zu, „da hat es mir die Stange über den Oberschenkel gewickelt“.
Eine abendliche Quarkkur brachte nur ein wenig Linderung. Aber seine vorsichtige Fahrt im Slalom am nächsten Tag wollte er darauf nicht zurückführen. „Das war nichts: Keinen Punch, von der Körpersprache nicht so auf Angriff“, erklärte er den Rückstand von mehr als einer Sekunde im ersten Durchgang auf den späteren Sieger Henrik Kristoffersen aus Norwegen. Dabei war Neureuther als Zweiter noch bei Sonnenschein gestartet, kurz danach zog Nebel auf und die Athleten mussten beinahe im Blindflug die Tore umkurven.
Nach seinem glänzenden zweiten Platz am vergangenen Donnerstag in Zagreb war der 32-Jährige zuversichtlich gewesen, die Schwierigkeiten des alten Jahres überwunden zu haben. Nach zwei Ausfällen im Slalom hatte er sich mit dem Versprechen in den Weihnachtsurlaub verabschiedet, im neuen Jahr mehr Zug zu zeigen. Abgesehen vom zweiten Durchgang im Riesenslalom, in dem er noch ein paar Plätze gutmachte, war für ihn das Wochenende im Berner Oberland wieder ein kleiner „Die Selbstverständlichkeit ist noch nicht so da“, sagte er. „Ich muss zu viel darüber nachdenken, was ich zu tun habe und lasse es nicht einfach passieren.“
Er ist besser als im alten Jahr, aber noch nicht so gut, wie er eigentlich sein müsste, findet der Alpindirektor des Deutschen Skiverbandes. „Er gehört aufs Podest“, sagte Wolfgang Maier. „Aber damit du da mitfahren kannst, musst du voll auf Anschlag gehen.“
Seit Fritz Dopfers verletzungsbedingtem Ausfall für den Rest der Saison trägt Neureuther beinahe alleine die Bürde, dem DSV Podestplätze zu bescheren. Der Auftritt von Linus Straßer im Slalom von Adelboden war zwar ein Lichtblick. Mit seinem zehnten Platz hat der Münchner sein zweitbestes Resultat im Weltcup geschafft und das beste seit zwei Jahren. Aber nach der vergangenen Saison, als er ein für junge Athleten nicht untypisches Formtief durchlebte, ist Straßer gerade erst wieder auf dem Weg, sich in der erweiterten Weltelite zu etablieren.
Maier erwartet da eher von Skirennläufern wie den beiden Allgäuern Stefan Luitz und Dominik Stehle, dass sie die Lücke hinter Neureuther schließen. „Prinzipiell können wir schon gute Akzente setzen, aber auf der anderen Seite den Sack nicht zumachen.“
Luitz ist im Riesenslalom seit JahRückschritt. ren auf dem Sprung, aber der 24-Jährige aus Bolsterlang verpasst regelmäßig Spitzenresultate, weil ihm immer wieder schwere Fehler unterlaufen, überwiegend im unteren Streckenabschnitt. Auch am Samstag war Luitz gut unterwegs und auf dem Weg, sich weit vorne zu platzieren, als er im steilen Zielhang auf dem Innenski wegrutschte.
Maier spricht vom „Unvollendeten“, und dass es schmerze, ihn nicht vorwärts zu bringen. „Wenn jemand diesen Speed fahren kann und dann immer wieder auf den letzten zehn Sekunden ausscheidet, dann ist das schon bitter.“Besonders dann, wenn ein Neureuther auch nur solide fährt. BUNDESLIGA, MÄNNER