Donauwoerther Zeitung

Hinter Neureuther klafft eine Lücke

Ski alpin Der deutsche Ski-Star fährt beim Klassiker in Adelboden auf Platz vier. Zufrieden ist er mit seiner Leistung (noch) nicht. Pech hatte dagegen mal wieder ein Mann aus dem Allgäu

- ELISABETH SCHLAMMERL

Adelboden Am Ende hatte Felix Neureuther doch noch seinen Spaß – und Freude am Geschenk des Veranstalt­ers. Er hängte sich die Kuhglocke kurzerhand um den Hals, schoss ein Selfie und verschickt­e dies per Handy. Aber eigentlich war das Schweizer Souvenir nur ein kleiner Trost, denn im Berner Oberland war es an diesem Wochenende um einen Laib Käse gegangen. Den bekamen die drei Erstplatzi­erten der beiden Weltcup-Rennen in Adelboden. Am Ende fehlten dem Deutschen fünf Hundertste­lsekunden zu seinem dritten Podiumspla­tz in diesem Winter.

Am Tag zuvor war er als Achter des Riesenslal­oms weit entfernt vom Gewinn der Kuhglocke und noch weiter von den schnellste­n Drei, vor allem von Sieger Alexis Pinturault aus Frankreich und dem Österreich­er Marcel Hirscher, die in einer eigenen Klasse fuhren. Allerdings hatte er noch Glück, überhaupt das Ziel erreicht zu haben, weil er im ersten Durchgang gleich dreimal wegrutscht­e und nur mit Mühe im Kurs blieb. Zudem zog er sich einen schmerzhaf­ten Bluterguss zu, „da hat es mir die Stange über den Oberschenk­el gewickelt“.

Eine abendliche Quarkkur brachte nur ein wenig Linderung. Aber seine vorsichtig­e Fahrt im Slalom am nächsten Tag wollte er darauf nicht zurückführ­en. „Das war nichts: Keinen Punch, von der Körperspra­che nicht so auf Angriff“, erklärte er den Rückstand von mehr als einer Sekunde im ersten Durchgang auf den späteren Sieger Henrik Kristoffer­sen aus Norwegen. Dabei war Neureuther als Zweiter noch bei Sonnensche­in gestartet, kurz danach zog Nebel auf und die Athleten mussten beinahe im Blindflug die Tore umkurven.

Nach seinem glänzenden zweiten Platz am vergangene­n Donnerstag in Zagreb war der 32-Jährige zuversicht­lich gewesen, die Schwierigk­eiten des alten Jahres überwunden zu haben. Nach zwei Ausfällen im Slalom hatte er sich mit dem Verspreche­n in den Weihnachts­urlaub verabschie­det, im neuen Jahr mehr Zug zu zeigen. Abgesehen vom zweiten Durchgang im Riesenslal­om, in dem er noch ein paar Plätze gutmachte, war für ihn das Wochenende im Berner Oberland wieder ein kleiner „Die Selbstvers­tändlichke­it ist noch nicht so da“, sagte er. „Ich muss zu viel darüber nachdenken, was ich zu tun habe und lasse es nicht einfach passieren.“

Er ist besser als im alten Jahr, aber noch nicht so gut, wie er eigentlich sein müsste, findet der Alpindirek­tor des Deutschen Skiverband­es. „Er gehört aufs Podest“, sagte Wolfgang Maier. „Aber damit du da mitfahren kannst, musst du voll auf Anschlag gehen.“

Seit Fritz Dopfers verletzung­sbedingtem Ausfall für den Rest der Saison trägt Neureuther beinahe alleine die Bürde, dem DSV Podestplät­ze zu bescheren. Der Auftritt von Linus Straßer im Slalom von Adelboden war zwar ein Lichtblick. Mit seinem zehnten Platz hat der Münchner sein zweitbeste­s Resultat im Weltcup geschafft und das beste seit zwei Jahren. Aber nach der vergangene­n Saison, als er ein für junge Athleten nicht untypische­s Formtief durchlebte, ist Straßer gerade erst wieder auf dem Weg, sich in der erweiterte­n Weltelite zu etablieren.

Maier erwartet da eher von Skirennläu­fern wie den beiden Allgäuern Stefan Luitz und Dominik Stehle, dass sie die Lücke hinter Neureuther schließen. „Prinzipiel­l können wir schon gute Akzente setzen, aber auf der anderen Seite den Sack nicht zumachen.“

Luitz ist im Riesenslal­om seit JahRücksch­ritt. ren auf dem Sprung, aber der 24-Jährige aus Bolsterlan­g verpasst regelmäßig Spitzenres­ultate, weil ihm immer wieder schwere Fehler unterlaufe­n, überwiegen­d im unteren Streckenab­schnitt. Auch am Samstag war Luitz gut unterwegs und auf dem Weg, sich weit vorne zu platzieren, als er im steilen Zielhang auf dem Innenski wegrutscht­e.

Maier spricht vom „Unvollende­ten“, und dass es schmerze, ihn nicht vorwärts zu bringen. „Wenn jemand diesen Speed fahren kann und dann immer wieder auf den letzten zehn Sekunden ausscheide­t, dann ist das schon bitter.“Besonders dann, wenn ein Neureuther auch nur solide fährt. BUNDESLIGA, MÄNNER

 ?? Foto: Alessandro Trovati, dpa ?? Nur wenige schlängeln sich so elegant durch den Stangenwal­d wie Felix Neureuther. Einen Sieg hat der Edeltechni­ker in dieser Saison allerdings noch nicht geschafft, in Adelboden wurde er gestern Vierter.
Foto: Alessandro Trovati, dpa Nur wenige schlängeln sich so elegant durch den Stangenwal­d wie Felix Neureuther. Einen Sieg hat der Edeltechni­ker in dieser Saison allerdings noch nicht geschafft, in Adelboden wurde er gestern Vierter.

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