Bischöfe und immer wieder Turner
Goldenes Buch (Serie) Wer sich in den vergangen 47 Jahren in Monheim verewigt hat
Monheim Der jüngste Eintrag stammt aus dem September. Als im Ortsteil Wittesheim das neue Feuerwehrhaus feierlich eingeweiht wurde, trug sich Ehrengast Thomas Kreuzer ins Goldene Buch der Stadt Monheim ein. Der Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion befindet sich damit in einer illustren Gesellschaft. Denn seit das Goldene Buch 1969 eingeführt wurde, ist es immer noch das erste Exemplar – was beim Blättern zu einer Zeitreise durch die Jahrzehnte einlädt.
Günther Pfefferer ist mittlerweile der fünfte Bürgermeister, der das Goldene Buch verwaltet. Genauer gesagt ist es in einem Schrank bei seiner Sekretärin Carolin Klötzl unter Verschluss. Zu welchem Anlass der festliche Band hervorgeholt wird, entscheidet der Rathauschef. Die DZ-Serie war auch für ihn selbst eine willkommene Gelegenheit, ausführlich in die Einträge der vergangenen 47 Jahre einzutauchen.
Die Historie des Buches beginnt am 10. November 1969. Als erste Personen verewigten sich der damalige Bürgermeister Karl Huber sowie die Mitglieder des Stadtrats. Bis heute sei es „guter Brauch“, so Pfefferer, dass alle Gremiumsmitglieder zu Beginn und Ende einer Legislaturperiode unterschreiben. Natürlich finden sich im Goldenen Buch zahlreiche Monheimer Unternehmer und ehrenamtlich engagierte Bürger, die sich über Jahrzehnte für die Jura-Stadt einsetzten und mit Auszeichnungen wie Bürgermedaillen, Ehrenbriefen oder sogar der Ehrenbürgerschaft geehrt wurden. Im Bistum Eichstätt spielt Monheim eine bedeutende Rolle. Somit verwundert es nicht, dass sich die jeweiligen Bischöfe aus der Universitätsstadt bei ihren Besuchen in Monheim mit einem Eintrag im Buch verewigten.
Wer an Monheim denkt, denkt an Turnen – und das seit Jahrzehnten. Diese Sporttradition spiegelt sich auch im Goldenen Buch wider. Ob der erste Aufstieg des TSV in die Bundesliga 1983, der Jugend-Europameistertitel für Bernd Lill, Besuche von Nationalmannschaften aus Ägypten, Litauen oder Namibia sowie von Turnlegende Eberhard Gienger: Sie alle kommen im Goldenen Buch vor und zeugen von der Bedeutung des Turn-Standorts. Dass Monheim aber generell eine Sportstadt ist, zeigen auch die Einträge der überregional erfolgreichen Motorsportler Warching, der Segelfluggruppe, der Tänzer Armin Meyer und Miriam Glass, der Läufer um Theresa Wild und Tobias Gröbl oder der Tischtennisspielerin Gaby Kotter.
1990 wurde anlässlich der 650-jährigen Stadterhebung das erste Historische Stadtfest veranstaltet. Dafür schaffte die Kommune eine Amtskette für den Bürgermeister an, was ebenso im Goldenen Buch festgehalten wurde wie der politische Ehrengast Günther Beckstein, zu dieser Zeit noch Staatssekretär im Innenministerium.
Dass sich damals einiges in Monheim bewegte, bezeugen zwei weitere Einträge. Sozialminister Gebhard Glück gratulierte ebenfalls 1990 zur Einweihung des Kreisseniorenheims – ein Jahr später kam Innenminister Edmund Stoiber zur Eröffnung der lange herbeigesehnten Ortsumfahrung. „Es ist schon interessant, beim Blättern in die jüngere Vergangenheit unserer Stadt einzutauchen“, meint Pfefferer ehrfürchtig.
Während manche Einträge schlicht mit einigen Sätzen und einer Unterschrift gehalten sind, finden sich auch künstlerisch aufwendig gestaltete Seiten im Goldenen Buch. Diesen sieht man die detailgetreue und liebevolle Arbeit an. „Das übernimmt bei uns seit vielen Jahren Maritta Gunzner, der wir natürlich sehr dankbar sind“, so Pfefferer. Nach einem ersten Vorentwurf von ihm übernimmt Gunzner anschließend die künstlerische Umsetzung. 2019 wird das Goldene Buch Monheims seit einem halben Jahrhundert im Einsatz sein. „Es ist ein sehr wertvolles Dokument“, betont Pfefferer.
Bis zum Jubiläum reichen die freien Seiten auf jeden Fall noch, meint der Bürgermeister schmunzelnd. Wer weiß, vielleicht ist es nach 50 Jahren dann Zeit, ein neues Kapitel beziehungsweise ein neues Buch aufzuschlagen ...