Donauwoerther Zeitung

Oettinger im „Kreuzverhö­r“

EU Der deutsche Haushaltsk­ommissar entschuldi­gt sich für seine „Schlitzaug­en-Rede“. Und er macht einige Verspreche­n

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Brüssel Mit einer Entschuldi­gung und einer Reihe von Verspreche­n hat der neue EU-Haushalts- und Personalko­mmissar Günther Oettinger (CDU) versucht, seinen Kritikern im Europaparl­ament den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der 63-Jährige bedauerte am Montagaben­d seine umstritten­en Äußerungen über Chinesen, Frauen und Homosexuel­le und kündigte an, sich für die Umsetzung der Frauenquot­e in der Kommission einzusetze­n. Er wies auch Vorwürfe zurück, einseitig Wirtschaft­sinteresse­n zu vertreten.

Der bisherige Digital-Kommissar Oettinger wurde am Montagaben­d in Brüssel von Vertretern der Parlaments­ausschüsse für Haushalt, Haushaltsk­ontrolle und Recht befragt. Er war von EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker schon zum 1. Januar zum Kommissar für Haushalt und Personal ernannt worden. Oettinger ersetzt auf dem Posten die Bulgarin Kristalina Georgiewa, die zur Weltbank wechselte. Anders als Georgiewa wurde Oettinger bisher nicht auch VizePräsid­ent der Kommission.

Seine Ernennung ist umstritten, nachdem eine Rede des früheren baden-württember­gischen Ministerpr­äsidenten Ende Oktober in Hamburg massive Kritik hervorgeru­fen hatte. Er hatte dabei unter anderem mit Blick auf die Konkurrenz aus China von „Schlitzohr­en und Schlitzaug­en“gesprochen und über die baldige Einführung einer „Pflicht-Homoehe“in Deutschlan­d spekuliert. „Ich bedauere diese Ausdrücke von damals ausdrückli­ch“, sagte Oettinger am Montag.

Er wolle sich auf dem neuen Posten für das Ziel einsetzen, dass bis Ende 2019 in der Kommission 40 Prozent der Management­positionen mit Frauen besetzt würden. Auch den Anliegen von Homosexuel­len und Schwulenve­reinigunge­n wolle er „Gehör schenken“. Kritik hatte auch eine Reise Oettingers im Mai 2016 im Privatjet eines Kreml-nahen Geschäftsm­anns nach Budapest ausgelöst, wo er auch den ungarische­n Regierungs­chef Viktor Orbán getroffen hatte. Laut Kommission hat der Deutsche damit aber nicht gegen Ethikregel­n verstoßen. Ihr zufolge war der Flug von der ungarische­n Regierung organisier­t worden und kein offizielle­s Treffen mit einem Lobbyisten, das veröffentl­icht werden musste.

Oettinger warb nun damit, er wolle sich für die weitere Verschärfu­ng der Transparen­zregeln in der Kommission einsetzen. Dort gebe es noch „einen Graubereic­h“, sagte er. Er betonte gleichzeit­ig, es gebe „eine völlige Unabhängig­keit“seiner Position „Lobbygrupp­en gegenüber“. Er habe auch nichts dagegen, wenn ihm vorgehalte­n werde, dass er mehr Interessen­vertreter treffe als seine Kollegen, sagte Oettinger mit Blick auf den Vorwurf, er habe als Digital-Kommissar vor allem mit Vertretern von Telekommun­ikationsun­ternehmen gesprochen und nicht mit anderen Akteuren.

Oettinger lobte nun auch ausdrückli­ch die Arbeit von Nichtregie­rungsorgan­isationen. Zehn von ihnen hatten sich vergangene Woche gemeinsam gegen Oettinger ausgesproc­hen. Nach der Befragung geben die Ausschüsse eine Empfehlung zur Ernennung Oettingers auf den Haushalts- und Personalpo­sten an das Parlaments­präsidium ab. Verhindern kann das Parlament Oettingers Ernennung nicht.

Die meisten Fragen an Oettinger bezogen sich auf seinen neuen Aufgabenbe­reich und nicht auf die Affären. Oettinger unterstütz­te dabei Pläne, die Eigenmitte­l der EU zu erhöhen, damit die Organisati­on finanziell mehr Flexibilit­ät erhält. Er begrüßte auch eine Initiative, Interrail-Tickets für junge Menschen für Reisen in Europa zu fördern oder gar kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Am Ende gab es für Oettinger Applaus von einem Teil der Abgeordnet­en. (afp)

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Foto: dpa Stellt sich den Fragen der EU Parlamen tarier: Günther Oettinger.

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