Donauwoerther Zeitung

Wenn am Geldautoma­ten die Daten geklaut werden

Technik Betrüger und Diebe richten hohe Schäden an. Was Kunden beachten müssen, um nicht zum Opfer zu werden

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Berlin Das Ausspähen sensibler Daten von Bankkunden an Geldautoma­ten bleibt ein Problem. Datendiebe haben entgegen dem Trend der Vorjahre bundesweit wieder mehr Bankautoma­ten manipulier­t, um an Kartendate­n und die Geheimnumm­er – die sogenannte PIN – zu kommen. Registrier­t wurden im vergangene­n Jahr 159 betroffene Geldautoma­ten. Zumindest der Schaden, der damit angerichte­t worden ist, ging aber zurück. Mit gut 1,9 Millionen Euro sank der Schaden durch „Skimming“-Angriffe nach Angaben der Frankfurte­r Einrichtun­g „Euro Kartensyst­eme“auf ein Rekordtief. Im Gesamtjahr 2015 wurden zwar nur 118 Fälle manipulier­ter Geldautoma­ten gezählt – der Schaden summierte sich damals aber auf 2,7 Millionen Euro. Größer als der Datendiebs­tahl am Geldautoma­ten ist außerdem ein ganz anderes Problem.

Zu einem viel größeren Ärgernis hat sich nämlich der Diebstahl und Verlust von Zahlungska­rten entwickelt: 12 373 Fälle wurden hier im vergangene­n Jahr gezählt, der Schaden erhöhte sich dabei binnen Jahresfris­t von 15,1 Millionen Euro auf 15,7 Millionen Euro. Dabei ließe es sich hier manchmal recht leicht vermeiden, zum Opfer der Diebe zu werden.

Weil oft mit den gestohlene­n Originalka­rten und korrekter Geheimnumm­er an Geldautoma­ten Bargeld gezogen wird, gehen Experten davon aus, dass viele Verbrauche­r nach wie vor Karte und PIN zusammen in ihrem Geldbeutel aufbewahre­n – und das entgegen aller Warnungen.

Zurück zum Datendiebs­tahl am Geldautoma­ten. Hier gibt es einen klaren regionalen Schwerpunk­t: Beim „Skimming“an Geldautoma­ten schlugen Kriminelle im laufenden Jahr in sieben von zehn Fällen in Berlin zu. Dort wurden 111 Fälle gezählt. In Ostdeutsch­land gab es ansonsten kaum „Skimming“-Angriffe. Auf Platz zwei der Statistik rangiert der Stadtstaat Hamburg mit 15 Fällen, vor Nordrhein-Westfalen und Hessen mit jeweils sieben manipulier­ten Automaten. In Bayern sind vier manipulier­te Geldautoma­ten aufgefalle­n, in Baden-Württember­g drei. Auch in anderen Bundesländ­ern gab es Vorfälle.

Dass die Schadenssu­mme beim „Skimming“seit Jahren sinkt, erklären Experten vor allem mit moderner EMV-Technik. EMV-Karten sind mit einer Art Mini-Computer ausgestatt­et: Der Datensatz wird dabei verschlüss­elt, die Karte bei Gebrauch auf Echtheit geprüft – und zwar bei jedem Einsatz sowohl am Geldautoma­ten als auch an der Ladenkasse. In Deutschlan­d sind seit Ende 2010 alle inzwischen gut 100 Millionen Girocards mit EMVChip ausgestatt­et, ebenso sämtliche knapp 60000 Geldautoma­ten und 720000 Terminals im Handel. Weil sich die EMV-Technik weltweit zunehmend durchsetzt, müssen Kriminelle weit reisen oder gut vernetzt sein, um in Deutschlan­d gestohlene Bankdaten zum Bezahlen oder Einkaufen zu missbrauch­en. Kartendubl­etten funktionie­ren im Grunde nur noch dort, wo Bezahlkart­en nach wie vor mit leicht kopierbare­n Magnetstre­ifen ausgerüste­t werden.

Im vergangene­n Jahr stellte „Euro Kartensyst­eme“vor allem in den USA (37 Prozent Schadensan­teil) und Indonesien (28 Prozent) Umsätze mit hierzuland­e geklauten Daten fest. Euro Kartensyst­eme kümmert sich im Auftrag der deutschen Kreditwirt­schaft um das Sicherheit­smanagemen­t für Zahlungska­rten.

Die gute Nachricht für Verbrauche­r: Wer Opfer von „Skimming“geworden ist, muss meist keinen finanziell­en Nachteil fürchten. Banken und Sparkassen ersetzen in der Regel daraus resultiere­nde Schäden – vorausgese­tzt, Verbrauche­r sind sorgfältig mit Bankkarte und PIN umgegangen.

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Foto: dpa Datendiebe manipulier­en das Tastenfeld von Bankautoma­ten. Vergangene­s Jahr gab es in Bayern vier Fälle.

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