Donauwoerther Zeitung

G9 Streiter sehen sich auf der Zielgerade­n

Bildung SPD und Grüne fordern klaren Kurs für ein modernes Gymnasium in Bayern

- VON ULI BACHMEIER

München Die Streiter für eine Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium in Bayern sehen sich schon fast auf der Zielgerade­n. Nachdem Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) sich am Wochenende zur geplanten Wahlfreihe­it zwischen G8 und G9 bekannt hatte, forderten SPD, Grüne und der Philologen­verband klare Aussagen zur Zukunft des bayerische­n Gymnasiums. Neun Jahre – darin sind sie sich einig – sollten wieder die Regel sein.

Geradezu euphorisch gab sich der SPD-Bildungspo­litiker Martin Güll. „Jetzt hat Seehofer die Katze aus dem Sack gelassen. Bayern steht kurz vor Wiedereinf­ührung des neunjährig­en Gymnasiums. Unsere harte Opposition­sarbeit hat sich ausgezahlt“, frohlockte der Vorsitzend­e des Bildungsau­sschusses im Landtag. Alle Versuche, das G 8 zu reformiere­n, seien gescheiter­t. Nun brauche es einen klaren Kurs.

Diese Auffassung vertritt auch der Bildungsex­perte der Grünen, der Allgäuer Abgeordnet­e Thomas Gehring. Mit dem „Wischiwasc­hi“der vergangene­n Jahre müsse nun endgültig Schluss sein, sagte Gehring und stellte einen Gesetzentw­urf der Grünen für ein inhaltlich und pädagogisc­h reformiert­es „G9 neu“vor.

Die Vorstellun­gen der beiden Opposition­sparteien sind weitgehend deckungsgl­eich: Neun Jahre Regelschul­zeit mit der individuel­len Möglichkei­t für besonders gute Schüler, das Abitur schon nach acht Jahren zu erreichen, sowie ein neuer Lehrplan mit besseren individuel­len Lernbeding­ungen, weniger Stress und mehr Zeit für Intensivie­rung.

Strikt abgelehnt wird von SPD und Grünen allerdings der Vorschlag der Staatsregi­erung, es den einzelnen Schulen zu überlassen, ob sie ein G 8 oder ein G 9 oder beides zugleich anbieten. „Das führt ins Chaos, wir brauchen jetzt aber eine verlässlic­he Situation“, sagte Güll.

Gehring wies darauf hin, dass schon das „gescheiter­te“Reformproj­ekt Mittelstuf­e Plus gezeigt habe, dass sich so etwas insbesonde­re in ländlichen Regionen aus Organisati­onsund Kostengrün­den nicht verwirklic­hen lasse. Das „G9 neu“, so Gehring, werde nicht kostenneut­ral zu haben sein oder sich allein auf Kosten der Kommunen realisiere­n lassen. „Wenn wir ein G9 machen, dann müssen wir es richtig machen“, sagte der Grünen-Politiker. Er rechnet mit Kosten von 1,5 Milliarden Euro für Schulneuba­uten oder -erweiterun­gen und für rund 1000 zusätzlich­e Lehrkräfte.

Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) zeigte sich gestern aufgeschlo­ssen. Er verstehe den Vorschlag der Grünen „als weiteren Beitrag zum Dialogproz­ess zur Weiterentw­icklung des Gymnasiums.“Gleichwohl hält er noch am Konzept der Staatsregi­erung fest: „Basierend auf einer Grundkonze­ption von acht Jahren soll, falls Staatsregi­erung und Regierungs­fraktion dies so beschließe­n, die einzelne Schule über ihr Lernzeitan­gebot und den Zeitpunkt der Entscheidu­ng mitbestimm­en“, so Spaenle. »Kommentar

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Thomas Gehring

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