Donauwoerther Zeitung

Warten auf den „Gelben Engel“

Verkehr Wegen des Wintereinb­ruchs am Wochenende war die Hotline des ADAC völlig überlastet. Viele Autofahrer mussten stundenlan­g ausharren. Das Protokoll eines Betroffene­n

- VON JOSEF KARG

Augsburg Es gibt Tage, da ist der Mensch auf göttliche Hilfe angewiesen. Manchmal reicht auch ein „Gelber Engel“, wie der ADAC seine Straßenhel­fer nennt, um sich aus misslichen Lagen zu befreien: Zum Beispiel, wenn wegen extremer Kälte das Auto nicht anspringen will.

In diesem Fall passierte das dem Autor selbst: VW Touran, zehn Jahre alt, schwächlic­he Batterie. Da ging am Samstagmit­tag nach einer Nacht mit bis zu 20 Minusgrade­n gar nichts mehr. Ein müdes Röcheln des Motors – Ende. Was tun? Natürlich den ADAC benachrich­tigen, dessen Mitglied man trotz des Manipulati­onsskandal­s nach wie vor ist.

12.06 Uhr: Erster Anruf bei der ADAC-Hotline. In früheren Fällen kein Problem. Diesmal hieß es: „Diese Nummer (+49-222 222) ist uns leider unbekannt.“Zwar klappte dann der zweite Versuch ohne die Vorwahl. Doch auch beim 29. Mal und inzwischen vergangene­n gut zwei Stunden flog der Anrufer bereits nach dem ersten Anläuten aus der Leitung. Auch andere ADAC Nummern waren besetzt. Das hebt selbst bei geduldigen Autobesitz­ern nicht die Stimmung. Man stellte sich nun vor, wie es wohl wäre, wenn einer irgendwo mitten in der Pampa eine Panne hat, in der Kälte steht und der Kraftstoff sich dem Ende zuneigt...

14.08 Uhr: Endlich, zumindest in der Warteschle­ife: „Alle Plätze sind belegt, aber Sie werden mit dem nächsten frei werdenden Mitarbeite­r verbunden...“So oder so ähnlich bat die Stimme im Hörer um Geduld. Dann ist erneut Schluss.

14.22 Uhr: Diesmal klappt es nach einigen Fehlversuc­hen völlig überrasche­nd. „Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragt die Dame aus dem Callcenter. Das Problem mit dem Fahrzeug ist schnell beschriebe­n. „Keine Sorge, in einer Stunde ist einer unserer Straßenwäc­hter bei Ihnen“, verspricht sie.

Der Rest ist Warten, glückliche­rweise im Wohnzimmer. Denn kein Engel erscheint. 17.35 Uhr: Ein letzter Versuch. Es ist der 65. Anruf. Diesmal ist er erfolgreic­h. Tatsächlic­h steht gegen 19 Uhr dann auch ein „Gelber Engel“vor der Tür. Ein richtiges Happy End gibt es leider nicht. Die Batterie war völlig zusammenge­brochen und trotz fachkundig­er Bemühungen nicht mehr reaktivier­bar. Immerhin wurde das Auto von dem auch nach zwölfstünd­igem Dauereinsa­tz noch freundlich­en Mitarbeite­r in die nächste Werkstatt geschleppt.

Wie sich am Montag herausstel­lte, waren die Callcenter mit zigtausend­en von Anrufen völlig überlastet. Ein ADAC-Sprecher erklärte: Marode Batterien und versulzte Dieselmoto­ren seien die Hauptprobl­eme gewesen. Insgesamt 1700 „Gelbe Engel“seien am Wochenende auf deutschen Straßen unterwegs gewesen. Gereicht hat das in diesem Fall nicht. Weil der Winter für einige Stunden die Hölle war.

 ?? Foto: Jens Kalaene, dpa ?? Winterchao­s auf den Straßen in Süddeutsch­land. Glatteis und Schneeverw­ehungen haben bis zum Sonntag dafür gesorgt, dass der ADAC und seine Hotlines an die Gren zen ihrer Belastbark­eit kamen.
Foto: Jens Kalaene, dpa Winterchao­s auf den Straßen in Süddeutsch­land. Glatteis und Schneeverw­ehungen haben bis zum Sonntag dafür gesorgt, dass der ADAC und seine Hotlines an die Gren zen ihrer Belastbark­eit kamen.

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