Warten auf den „Gelben Engel“
Verkehr Wegen des Wintereinbruchs am Wochenende war die Hotline des ADAC völlig überlastet. Viele Autofahrer mussten stundenlang ausharren. Das Protokoll eines Betroffenen
Augsburg Es gibt Tage, da ist der Mensch auf göttliche Hilfe angewiesen. Manchmal reicht auch ein „Gelber Engel“, wie der ADAC seine Straßenhelfer nennt, um sich aus misslichen Lagen zu befreien: Zum Beispiel, wenn wegen extremer Kälte das Auto nicht anspringen will.
In diesem Fall passierte das dem Autor selbst: VW Touran, zehn Jahre alt, schwächliche Batterie. Da ging am Samstagmittag nach einer Nacht mit bis zu 20 Minusgraden gar nichts mehr. Ein müdes Röcheln des Motors – Ende. Was tun? Natürlich den ADAC benachrichtigen, dessen Mitglied man trotz des Manipulationsskandals nach wie vor ist.
12.06 Uhr: Erster Anruf bei der ADAC-Hotline. In früheren Fällen kein Problem. Diesmal hieß es: „Diese Nummer (+49-222 222) ist uns leider unbekannt.“Zwar klappte dann der zweite Versuch ohne die Vorwahl. Doch auch beim 29. Mal und inzwischen vergangenen gut zwei Stunden flog der Anrufer bereits nach dem ersten Anläuten aus der Leitung. Auch andere ADAC Nummern waren besetzt. Das hebt selbst bei geduldigen Autobesitzern nicht die Stimmung. Man stellte sich nun vor, wie es wohl wäre, wenn einer irgendwo mitten in der Pampa eine Panne hat, in der Kälte steht und der Kraftstoff sich dem Ende zuneigt...
14.08 Uhr: Endlich, zumindest in der Warteschleife: „Alle Plätze sind belegt, aber Sie werden mit dem nächsten frei werdenden Mitarbeiter verbunden...“So oder so ähnlich bat die Stimme im Hörer um Geduld. Dann ist erneut Schluss.
14.22 Uhr: Diesmal klappt es nach einigen Fehlversuchen völlig überraschend. „Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragt die Dame aus dem Callcenter. Das Problem mit dem Fahrzeug ist schnell beschrieben. „Keine Sorge, in einer Stunde ist einer unserer Straßenwächter bei Ihnen“, verspricht sie.
Der Rest ist Warten, glücklicherweise im Wohnzimmer. Denn kein Engel erscheint. 17.35 Uhr: Ein letzter Versuch. Es ist der 65. Anruf. Diesmal ist er erfolgreich. Tatsächlich steht gegen 19 Uhr dann auch ein „Gelber Engel“vor der Tür. Ein richtiges Happy End gibt es leider nicht. Die Batterie war völlig zusammengebrochen und trotz fachkundiger Bemühungen nicht mehr reaktivierbar. Immerhin wurde das Auto von dem auch nach zwölfstündigem Dauereinsatz noch freundlichen Mitarbeiter in die nächste Werkstatt geschleppt.
Wie sich am Montag herausstellte, waren die Callcenter mit zigtausenden von Anrufen völlig überlastet. Ein ADAC-Sprecher erklärte: Marode Batterien und versulzte Dieselmotoren seien die Hauptprobleme gewesen. Insgesamt 1700 „Gelbe Engel“seien am Wochenende auf deutschen Straßen unterwegs gewesen. Gereicht hat das in diesem Fall nicht. Weil der Winter für einige Stunden die Hölle war.