Meryl Streep ist wütend auf Donald Trump
Film Bei der Verleihung der Golden Globes attackiert die Schauspielerin den künftigen US-Präsidenten. Ein herber Kontrast zum Preisregen für das Musical „La La Land“. Auch die Deutschen waren nicht in Feierlaune
Los Angeles Knallharte Töne von Meryl Streep, sanfte Melodien von der Musical-Romanze „La La Land“: Die Golden-Globe-Gala hat mit einer scharfen Kampfansage gegen Donald Trump aufgerüttelt – zugleich entführte die TrophäenShow mit einem neuen Rekordhalter und charmanter Nostalgie in längst vergangene Hollywoodzeiten. Eindringlich, wie man sie aus ihren besten Rollen kennt, trat Meryl Streep in der Nacht zu Montag auf die Bühne. Sie nahm den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk in Empfang. Statt einer Dankesrede hielt die Schauspielerin dann ein leidenschaftliches Plädoyer gegen den künftigen US-Präsidenten Trump.
„Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle“, warnte die bekennende Demokratin und spielte auf eine Wahlkampfrede an, bei der Trump die Bewegungen eines körperlich behinderten Journalisten nachgeäfft hatte. Fast sechs Minuten lang redete Streep ruhig und mahnend, einigen prominenten Gästen standen Tränen in den Augen. Streep betonte: Alle hier im Saal zählen zu den von Trump verunglimpften Gesellschaftsgruppen – Ausländer, Hollywood und Journalisten. Trump solle sich hüten, alle Ausländer und Außenseiter hinauszuwerfen. Dann gäbe es nichts mehr zu schauen außer Football und Kampfkünste. Trump wies Streeps Darstellung zurück. Auf Twitter schrieb er, er habe nur das „katzbucklige“Verhalten eines Reporters der Washington Post zeigen wollen. Der künftige Präsident bezeichnete Streep als „eine der überbewertetsten Schauspielerinnen in Hollywood“. Sie sei eine „Dienerin“von Trumps früherer Konkurrentin Hillary Clinton.
Die filmische Sensation des Abends war „La La Land“: Das romantische Musical legte in der Nacht zum Montag einen Höhenflug hin, wie es kein anderer Film in der 74-jährigen Globe-Geschichte geschafft hat. Das Werk von Hollywoods neuem Wunderkind, dem gerade
31 Jahre alten Regisseur und Drehbuchautor Damien Chazelle, war sieben Mal nominiert gewesen – und gewann dann auch sieben Hauptpreise, darunter in der Kategorie „beste Komödie/Musical“und mit seinen singenden und tanzenden Hauptdarstellern Emma Stone und Ryan Gosling. Das ist ein Rekord, nie zuvor wurde ein einzelner Film mit so vielen Golden Globes ausgezeichnet. In „La La Land“, das am Donnerstag in den deutschen Kinos anläuft, tanzen sich zwei romantische Träumer, ein Jazzpianist und eine angehende Schauspielerin im heutigen Los Angeles, in die Herzen der Kinozuschauer.
den Golden Globes wird traditionell nach Drama und Komödie/ Musical unterschieden. Den Hauptpreis für das beste Filmdrama holte der Independent-Film „Moonlight“des afroamerikanischen Regisseurs Barry Jenkins mit einer überwiegend schwarzen Besetzung. Die Afroamerikanerin Viola Davis gewann den Nebenrollen-Globe für ihren bewegenden Auftritt als loyale Ehefrau in dem 50er-Jahre-Drama „Fences“über einen schwarzen Arbeiter. Genau diese Auszeichnungen sind auch in Hinblick auf die Oscars bemerkenswert, immerhin gelten die Globes als wichtiges Barometer für die Academy Awards. Bei der Oscar-Show 2016 war die Entrüstung groß gewesen, nachdem die Filmakademie zum zweiten Mal
hintereinander keine Schwarzen in den vier begehrten Schauspielerkategorien der weltweit wichtigsten Filmpreisverleihung nominiert hatte. Die Academy reagierte auf die Kritik und kündigte „historische Maßnahmen“an, die Vielfalt in den eigenen Reihen zu verstärken.
Ob die #OscarsSoWhite-Kontroverse in diesem Jahr ausbleibt, wird sich am 24. Januar zeigen; dann werden die Oscar-Nominierungen verkündet. Bis dahin bleibt die Trophäensaison auch für die deutsche Regisseurin Maren Ade spannend. Ihre Vater-Tochter-Geschichte „Toni Erdmann“unterlag in der Sparte „bester nicht-englischsprachiger Film“bei den Globes nun zwar dem französischen Werk „Elle“. Ades Film hatte es im DeBei zember allerdings mit acht weiteren Kandidaten in einer Vorauswahl auf die Oscar-Shortlist geschafft, während „Elle“auf der Strecke blieb. Wenn „Toni Erdmann“es nun noch auf die Nominiertenliste der fünf Finalisten schafft, dann könnte Ade bei der Oscargala am 26. Februar doch noch in Hollywood siegen.
Die französische Schauspielerin Isabelle Huppert wurde für ihre Rolle in „Elle“als beste FilmdramaSchauspielerin ausgezeichnet. Die Ehrung für den besten Drama-Darsteller ging an Casey Affleck für seine Leistung in „Manchester by the Sea“. „Zoomania“gewann die Trophäe für den besten Animationsfilm.
»Ein Porträt der Globe Gewinnerin Emma Stone lesen Sie auf Seite 2.