Donauwoerther Zeitung

Darf man über Islamismus Witze machen?

Satire In einer BBC-Sendung werden Ehefrauen der IS-Terroriste­n parodiert. Die Entrüstung darüber ist weltweit groß

- VON KATRIN PRIBYL

London Afsana ist sichtlich aufgebrach­t. „Es sind nur noch drei Tage bis zur Enthauptun­g und ich habe keine Ahnung, was ich anziehen soll“, sagt die Muslimin mit schwarzem Kopftuch in die Kamera. Dazu Musik, die mehr zu US-amerikanis­chen Reality-Soaps passt denn zu Terror und Islamismus. Doch genau vor diesem Hintergrun­d spielt „The Real Housewives of ISIS“, ein in sozialen Netzwerken inzwischen millionenf­ach geklickter Sketch aus der BBC-Satireshow „Revolting“, die vergangene Woche in Großbritan­nien angelaufen ist. Seitdem wird aufgeregt darüber diskutiert.

Das aus den USA bekannte Format „The Real Housewives of...“(„Die echten Hausfrauen von...“), etwa aus New York, wird auf das vom selbst ernannten Islamische­n Staat (IS oder ISIS) ausgerufen­e Kalifat angewandt. Nicht reiche Frauen kommen zu Wort, sondern in schwarze Gewänder gehüllte Britinnen, die im Westen aufgewachs­en sind, sich jedoch radikalisl­amistische­n Männern im Nahen Osten versproche­n haben.

Es geht um ihren vermeintli­chen Alltag. Afsana etwa zeigt ihren Freundinne­n strahlend und überglückl­ich eine Sprengstof­fweste. Ist das witzig? Geschmackl­os? Die Meinungen darüber gehen in Großbritan­nien weit auseinande­r. Kritiker meinen, die Sketche verharmlos­ten die schrecklic­he Situation. Fans der Sendung feiern dagegen den bitterböse­n Humor.

Gestern nun wurde bekannt, dass die BBC keinen weiteren Sketch von „The Real Housewives of ISIS“plant. Die Aufregung um die Show sei jedoch nicht der Grund dafür.

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Screenshot: AZ/Youtube/RT Selbst der Kreml nahe russische Sender RT berichtete.

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