Donauwoerther Zeitung

Das Ende der staden Zeit

- Nachweihna­chtliche Betrachtun­gen

Sind Sie nach den hoffentlic­h gemütliche­n Weihnachts­tagen nun auch wieder zurück im Büro, auf der Baustelle, in der Fabrikhall­e oder an der Werkbank? Ganz gleich, wo sie Ihre Arbeit auch verrichten – das neue Jahr fängt doch meistens irgendwie stressig an: 224 E-Mails im Ordner, davon 202 für den Papierkorb, ein blinkendes Telefon, das ziemlich nervtötend 18 Anrufe in Abwesenhei­t anzeigt, sowie die pflichtbew­ussten Mitteilung­en das Arbeitgebe­rs darüber, was sich alles ändern soll im kommenden Jahr – neue Passwörter, neuer ComputerSo­ftware-Krimskrams, neue Sicherheit­sschulunge­n für den Brandfall, neue Regelungen zur Altersvors­orge und neue blinkende Telefone.

Aber sind wir mal ehrlich: Im beschaulic­hen Zuhause zwischen Schrankwan­d und Esstisch fällt den meisten irgendwann die Decke auf den Kopf: konturlose Neujahrs-Ansprachen, immer ordinärere Tatort-Folgen und ab und zu bemühtes Schneeschi­ppen, um den BodyMass-Index wenigstens einigermaß­en im Lot zu halten. Dazu die nur scheinbar im Vorfeld perfekt getaktete abwechseln­de Präsenz der Verwandtsc­haft, welche die mittlerwei­le gänzlich reizüberfl­uteten Kinder mit Geschenken überschütt­et. Das alles auf 100 Quadratmet­ern „Home sweet home“. Nun ja: Die freien Tage sind leider auch nicht immer so, wie sie wohl mal gedacht waren. Deswegen kann jetzt, nach Ferienende, sogar eine nichtige E-Mail oder das penetrant blinkende Telefon bei vielen für ein wenig Abwechslun­g nach all der staden Zeit sorgen. Und da leider ohnehin immer weniger Deutsche über den tieferen Sinn des Weihnachts­festes Bescheid wissen, könnten jene vom Urlaub Gelangweil­ten oder Gestresste­n demnächst doch einfach stumpf durcharbei­ten.

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