Donauwoerther Zeitung

Wie man den „Geißbock“zum Flöten bringt

Musik Zwei junge Frauen des Musikverei­ns Huisheim üben an außergewöh­nlichen Instrument­en. Mit ihren Dudelsäcke­n haben sie ein großes Ziel

- VON HELMUT BISSINGER

Huisheim Gosheim Der Blick aus dem Fenster geht auf Hügel. Es sind nicht die Highlands von Schottland. Doch fast könnte man es meinen, wenn man nur den Hörsinn aktivieren würde. Zwei junge Frauen mühen sich mit ungewöhnli­chen Instrument­en. Schon beachtlich, dass sie den Dudelsäcke­n Töne entlocken. „Das war anfangs nicht ganz einfach“, erzählt Maria Stecher. Mit ihrer Freundin Tabea Maier übt sie seit Wochen emsig, um mit dem „Geißbock“Melodien zu erzeugen. Das Ziel der beiden: ein Konzert.

Die beiden jungen Frauen wollen nicht bei irgendeine­m Konzert ihr Können zeigen, sondern bei der Frühjahrsp­räsentatio­n des Musikverei­ns Huisheim-Gosheim. Da wollen sie die Kolleginne­n und Kollegen bei zwei Stücken mit ihren Dudelsäcke­n begleiten. Ansonsten werden sie wie bisher mit ihren Querflöten mitspielen.

Maier, 19, und Stecher, 21, haben sich schon vor zehn Jahren der Musik verschrieb­en. Wie sie nun beim Dudelsack gelandet sind, wissen beide gar nicht mehr so genau. Aus einer kuriosen Idee sei wohl Realität geworden, erinnern sie sich. Was als spaßige Idee begann, wurde mithilfe von Musiklehre­r Gerhard Reichl zur Realität. Jeweils 1300 Euro legten beide auf den Tisch, um ihre TraumDudel­säcke zu bekommen, Bag und Cover in Blau gehalten, passend zur Tracht des Musikverei­ns. Bei einem Spezialist­en im Odenwald haben sie dann gemeinsam mit ihrem Musiklehre­r die Dudelsäcke abgeholt. Was dann kam, gestaltete sich schwierige­r als erwartet: „Am Anfang haben die ganz schön geschmerzt“, erzählt Maria Stecher, die in Ulm Maschinenb­au studiert. Sie wohnt in der Donaustadt im Zentrum. „Ich kann dort mit dem Dudelsack nicht üben“, bedauert die junge Frau. Das Instrument sei einfach zu laut. Tabea Maier hat es da Einfacher. In Bosheit stört sich niemand an den ungewöhnli­chen Lauten.

Der Dudelsack feiert in den vergangene­n Jahren eine Renaissanc­e, nachdem das Instrument fast in Vergessenh­eit geraten war. In Schottland ist der Dudelsack „das Instrument schlechthi­n“. Klar, dass die beiden Musikantin­nen nun davon träumen, das Land im hohen Norden einmal zu besuchen. Mit der Kapelle zusammen haben sie noch nicht geprobt. Bis zum Frühjahrsk­onzert des Musikverei­ns am 9. April in der Sulafeldha­lle habe n sie noch genügend Zeit. Jetzt gehe es erst einmal darum, die zwei geplanten Stücke, nämlich „Highland Cathedral“und „Amazing Grace“, zu beherrsche­n. Die anderen im Musikverei­n sind schon gespannt. Dirigentin Anita Ferber war von Anfang an begeistert.

Die unterschie­dlichen Tonlagen aufeinande­r abstimmen

Gerhard Reichl, der früher Tanzmusik gemacht hat und dabei selbst mit einem ganz einfachen Dudelsack für Aufsehen gesorgt hat, musste sich auch erst einarbeite­n. Nun gelte es, macht er deutlich, die unterschie­dlichen Tonlagen aufeinande­r abzustimme­n. Die Grifftechn­ik haben beide schon mal drauf. „Die Zeit der Krämpfe in den Fingern ist vorbei“, atmet Stecher auf. Der Musikverei­n Huisheim darf sich bald rühmen, da s einzige BlasorFing­er chester weit und breit zu sein, das zwei Dudelsack-Spielerinn­en dabei hat.

Maier und Stecher sind mit Feuereifer dabei. Sie demonstrie­ren, wie es geht: Zunächst muss man den Sack mit dem Mund durch ein Anblasrohr aufblasen. Ein Rückschlag­ventil sorgt dafür, dass die eingeblase­ne Luft nicht zurückströ­men kann, wenn der Spieler Atem holt. Den Sack drücken die Frauen mit beiden Armen gegen den Körper, um einen möglichst konstanten Luftdruck im Sack zu erzeugen, der an die Spielund Bordunpfei­fen abgegeben wird. Mit den Sackpfeife­n werden dann die Töne erzeugt. Noch sind die beiden Musikantin­nen froh, wenn ihre zwei ersten Stücke klappen. Aber sie könnten sich durchaus vorstellen, später auch einmal einen Soloauftri­tt hinzulegen.

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Foto: Helmut Bissinger

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