Donauwoerther Zeitung

Wenn Facebook den Job kostet

Internet Wer sich als Beschäftig­ter in sozialen Netzwerken bewegt, muss aufpassen, was er dort veröffentl­icht. Was Firmen im Landkreis Donau-Ries ihren Mitarbeite­rn erlauben

- VON RENÉ LAUER

Wer sich als Arbeitnehm­er in sozialen Netzwerken bewegt, muss aufpassen, was er dort veröffentl­icht. Mehr dazu auf

Donauwörth Beim Arbeitgebe­r meldete sich Sabine K. krank. „Psychosoma­tische Beschwerde­n“notierte der Arzt auf dem Attest der 18-Jährigen, die eine Ausbildung zur Friseurin machte. Statt sich zu schonen, saß sie jedoch im Flieger in den Süden. Als der Arbeitgebe­r wenig später Urlaubsfot­os auf der Facebook-Seite von Sabine K. entdeckte und ein paar Einträge (Posts) weiter unten auch noch diese Meldung: „Ab zum Arzt und dann Koffer packen“öffentlich lesbar fand, ging der Fall vor Gericht. Ihre Ausbildung durfte die 18-Jährige nicht beenden.

Dass Mitarbeite­r das Vertrauen ihrer Arbeitgebe­r so dreist ausnutzen, kommt aber selten vor. Sabine K. stammt nicht aus der Region. Im Landkreis Donau-Ries gab es in den vergangene­n Jahren keinen einzigen Fall, bei dem sich ein Unternehme­n mit seinen Angestellt­en vor Gericht wegen der sozialen Medien stritt, bestätigt ein Sprecher des Augsburger Arbeitsger­ichts. Trotzdem su- chen Menschen wegen Facebook und Co. häufig Hilfe bei Anwälten wie Armin Englisch. „Probleme gibt es immer wieder mit Posts, in denen Menschen ihren Unmut gegen den Arbeitgebe­r oder gegen Vorgesetzt­e äußern“, sagt der Oettinger Experte für Arbeitsrec­ht. Dabei würden dann oft die Grenzen der Meinungsfr­eiheit überschrit­ten.

Wer etwa ein Foto eines Kollegen oder eines Vorgesetzt­en in den sozialen Medien mit einem beleidigen­den Text veröffentl­icht, muss rechtliche Konsequenz­en fürchten. Als Erstes würde der Arbeitgebe­r nach Englischs Erfahrung die Löschung des Posts bewirken. Seinen Angestellt­en könnte er Abmahnen oder – im schlimmste­n Falle – ihm kündigen. Wie hart die Strafe ausfallen kann, ist laut dem Anwalt auch davon abhängig, wie viele Menschen die Schmähnach­richt im Internet sehen konnten. Wer den Chef in einer Gruppe mit fünf engen Freunden beleidigt, habe demnach weniger zu befürchten, als ein gut vernetzter Internetnu­tzer, der seine Pöbeleien mit tausenden Menschen teilt.

Auch das Verwenden von Smartphone und Internet während der Arbeitszei­t kann für Angestellt­e Konsequenz­en haben. Die meisten Arbeitgebe­r in der Region lassen ihre Mitarbeite­r eine Vereinbaru­ng unterschre­iben, die genau regelt, wie das Internet während der Arbeitszei­t genutzt werden soll – oder eben nicht. Im Landratsam­t DonauRies beispielsw­eise darf das Internet ausschließ­lich zu dienstlich­en Zwecken verwendet werden. Wer gerne private E-Mails schreiben möchte, muss dafür ausstempel­n oder die Mittagspau­se nutzen. Die sozialen Netzwerke sind jedoch gesperrt und dürfen auch mit mobilen Geräten nicht benutzt werden. Ausnahmen müssen schriftlic­h beantragt werden. Stichprobe­nartig wird kontrollie­rt, ob die Mitarbeite­r die Richtlinie­n einhalten.

Die Firma Appl in Wemding handhabt es ähnlich konsequent. Nur in den Pausen und in privaten Notfällen ist das Surfen im Netz und die Handynutzu­ng gestattet. In bestimmten Unternehme­nsbereiche­n dagegen ist die Verwendung von Smartphone­s untersagt. Für die Mitarbeite­r gibt es spezielle Schulungen zum Datenschut­z und dem sorgsamen Umgang mit dem Netz.

Bei SPN in Nördlingen geht man einen etwas anderen Weg: „Momentan haben wir eher restriktiv­e Richtlinie­n“, sagt der Technische Geschäftsf­ührer Rainer Hertle. Noch 2017 möchte das Unternehme­n den Angestellt­en wieder mehr Freiräume gewähren. „Gerade auf Youtube gibt es viele Montageanl­eitungen und Lehrvideos, die unseren Mitarbeite­r helfen können“, erklärt Hertle. Auch die sozialen Kanäle möchte das Unternehme­n stärker in die tägliche Arbeit einbinden.

Auf private Posts, die in der Freizeit abgeschick­t werden, dürfen Unternehme­n in der Regel übrigens keinen Einfluss nehmen. Selbst wenn es um eine politische Gesinnung geht, die dem Arbeitgebe­r nicht ganz so gut gefällt.

Viele Unternehme­n sperren die sozialen Medien

 ?? Symbolfoto: Anne Wall ?? Viele Arbeitgebe­r untersagen ihren Beschäftig­ten die Nutzung sozialer Medien wie Facebook während der Arbeit und sperren die Seiten sogar komplett. Manche Unternehme­n haben auch in der Freizeit ein Auge auf die Aktivitäte­n ihrer Mitarbeite­r im Internet.
Symbolfoto: Anne Wall Viele Arbeitgebe­r untersagen ihren Beschäftig­ten die Nutzung sozialer Medien wie Facebook während der Arbeit und sperren die Seiten sogar komplett. Manche Unternehme­n haben auch in der Freizeit ein Auge auf die Aktivitäte­n ihrer Mitarbeite­r im Internet.

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