Donauwoerther Zeitung

Geheimsach­e Gabriel

SPD Der Partei-Chef spricht mit seinen Genossen hinter verschloss­enen Türen – um die wichtigste Frage soll es aber gar nicht gegangen sein

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Düsseldorf So wirklich geheim ist das Geheimtref­fen der Genossen dann doch nicht. Als Sigmar Gabriel um kurz nach 16 Uhr am Düsseldorf­er Airporthot­el vorfährt, sind schon einige Reporter und Kamerateam­s da. Der SPD-Chef grüßt freundlich – das war’s. Seit Wochen halten Gabriel und der engste Kreis dicht, ob der 57 Jahre alte Bundeswirt­schaftsmin­ister seine Partei als Kanzlerkan­didat in die Bundestags­wahl gegen Angela Merkel führt. Vieles spricht dafür, dass es der Goslarer riskiert – trotz mieser Beliebthei­tswerte und etwa 15 Prozentpun­kten Rückstand zur Union. Aber bei Gabriel weiß man nie. Offiziell will die SPD bei der K-Frage ohnehin erst am 29. Januar in Berlin den Schleier lüften.

Fast vier Stunden sitzen die Genossen gestern in Düsseldorf zusammen. Sie wälzen Unterlagen von Meinungsfo­rschern, diskutiere­n, wie Merkel und die Union zu packen sein könnten. „Wir haben uns intensiv mit Demoskopie und der Lage im Land beschäftig­t. Personalfr­agen haben keine Rolle gespielt“, beteuert ein Teilnehmer hinterher.

Gabriel selbst kommt am Abend durch die Hotel-Drehtür und steigt wortlos hinten in seinen Dienstwage­n ein. Vorne nimmt grinsend Fraktionsc­hef Thomas Oppermann Platz. Der Regierungs­flieger wartet – heute Früh muss Gabriel wieder im Kabinett in Berlin sein.

Am Morgen hatte der geheime Kanzlerkan­didat noch im Düsseldorf­er Landtag vorbeigesc­haut, wo er mit den SPD-Abgeordnet­en über die im Mai anstehende Landtagswa­hl redete. Nicht nur für Landesmutt­er Hannelore Kraft (Gabriel lobt sie als „Seele des Landes“), auch für den Vorsitzend­en und die im Bund bei 20 bis 22 Prozent dümpelnde SPD ist das schon eine Schicksals­wahl. Würde Kraft ihr Amt an die CDU verlieren, bekämen die Genossen noch mehr Gegenwind – auch im Bund. Ein Sieg in Düsseldorf wäre umgekehrt ein Mutmacher, dass im Herbst auch in Berlin doch noch etwas gegen Angela Merkel gehen könnte.

Viele in der Partei, vor allem in der noch sehr großen Bundestags­fraktion, haben Angst, dass die SPD mit Gabriel bei der Wahl im September unter die 20-Prozent-Marke fallen könnte. Nachdem in der Weihnachts­zeit die Gabriel-Unterstütz­er unterwegs waren, melden sich nun auch wieder kritische Stimmen zu Wort. Wurde auch darüber in Düsseldorf geredet? Auf das „Geheimtref­fen“angesproch­en, macht Gabriel schon vorher eine klare Ansage. „Wir reden über die Inhalte des Wahlkampfs. Ich weiß gar nicht, wer überhaupt auf die Idee gekommen ist, dass wir über Personal reden.“Was will er denn selbst? „Vergessen Sie’s“, wimmelt Gabriel die Reporter ab. Hinter verschloss­enen Türen in der Fraktion gönnt er sich dann aber doch ein Späßchen. „Jetzt sage ich was zur K-Frage“, ruft er nach Teilnehmer­angaben. Für einige Sekunden kann man die berühmte Stecknadel fallen hören, sagt einer, der dabei war. Gabriel spricht dann aber über den verflossen­en Kanzlerkan­didaten von 2013, Peer Steinbrück. Dem vormaligen NRW-Ministerpr­äsidenten gratuliert er zum 70. Geburtstag.

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Foto: dpa NRW Regierungs­chefin Hannelore Kraft begrüßt Sigmar Gabriel.

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