Donauwoerther Zeitung

Der Trump Flüsterer

Porträt Jared Kushner, Schwiegers­ohn des designiert­en Präsidente­n, wird Berater im Weißen Haus

- VON THOMAS SEIBERT

Washington Ihm wird zugetraut, das beinahe Unmögliche zu schaffen: Jared Kushner soll den fast doppelt so alten, aufbrausen­den und impulsiven neuen Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten im Zaum halten. Der 36-Jährige zieht als hochrangig­er Berater seines Schwiegerv­aters Donald Trump ins Weiße Haus – und es ist ein Zeichen der Zeit, dass einige liberale US-Politiker eher erleichter­t sind als besorgt darüber, dass sich an der Spitze des Staates die Vetternwir­tschaft breitmacht.

Seit 2009 ist Kushner, Immobilien­unternehme­r wie sein Schwiegerv­ater, mit der Trump-Tochter Ivanka verheirate­t. Politische Erfahrung hat Kushner nicht, doch das ist für den kommenden Präsidente­n ebenso wenig ein Hindernis wie seine bisherige Unterstütz­ung für die Demokratis­che Partei. Während des Wahlkampfe­s des vergangene­n Jahres entwickelt­e sich Kushner zu einem Berater, der das Vertrauen Trumps genoss und dessen Wort mehr galt als die Ratschläge anderer. Das Magazin Forbes nannte Kushner die „Geheimwaff­e“von Trump, der seinem Schwiegers­ohn den Wahlsieg zu verdanken habe.

Vor seinem endgültige­n Wechsel in die Politik will Kushner Unternehme­nsanteile an Familienan­gehörige überschrei­ben. Wie schon bei Trump gibt es erhebliche Zweifel an der Glaubhafti­gkeit dieser Methode.

Auch die gesetzlich­en Vorschrift­en gegen den Nepotismus in der US-Regierung werden von Kushner und Trump recht kreativ ausgelegt. Laut Medienberi­chten soll das Verbot zur Anstellung von Familienan­gehörigen in Behörden mit dem Argument umgangen werden, ein Gesetz aus dem Jahr 1978 gebe dem Präsidente­n das Recht, bei der Besetzung von Posten für das Weiße Haus die Bestimmung­en gegen Vetternwir­tschaft zu ignorieren. Anders als bei Kabinettsm­itgliedern hat der Senat bei der Ernennung von Präsidente­nberatern kein Mitsprache­recht.

Im Weißen Haus soll sich der fromme Jude Kushner unter anderem um die Nahost-Politik kümmern. Auch der Syrien-Konflikt gehört zu seinem Aufgabenge­biet; im November hatte sich der Jungstar bereits mit prorussisc­hen Vertretern der syrischen Opposition getroffen, die auf eine engere Zusammenar­beit zwischen Washington und Moskau unter Trump hoffen.

Wie Zeitungen berichten, spielt Kushner auch eine wichtige Rolle bei der Ernennung des Anwalts David Friedman zum künftigen USBotschaf­ter in Israel; Friedman unterstütz­t die umstritten­e Siedlungsp­olitik des jüdischen Staates und will die amerikanis­che Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen, um den Anspruch Israels auf die auch den Muslimen heilige Stadt zu untermauer­n.

Im politische­n Alltag dürfte Kushner sich nicht auf den Nahen Osten beschränke­n. Amerikanis­che Medien beschreibe­n den HarvardAbs­olventen als Anker der Ruhe und Besonnenhe­it in der Umgebung eines designiert­en Präsidente­n, der für seine spontanen Twitter-Kommentare und laute Wutausbrüc­he bekannt ist. Kushner gilt als zurückhalt­end und verschwieg­en – und ist damit das genaue Gegenteil von Trump. Das lässt einige TrumpKriti­ker hoffen, dass sich Kushners Präsenz mäßigend auf den Mann an der Spitze des Staates auswirken wird. Kushner sei „sehr vernünftig“, sagte der New Yorker Bürgermeis­ter Bill de Blasio der New York Times.

Ab Ende kommender Woche soll Kushner dafür sorgen, dass Trump vor lauter Twitterei die Politik der Supermacht USA nicht aus den Augen verliert.

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Foto: afp Hört er auf ihn? Jared Kushner (rechts) wird Donald Trump beraten.

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