Donauwoerther Zeitung

Unklare Begrifflic­hkeiten

- Kommentar VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Oft wird in Debatten vermengt oder vereinfach­t – das macht jede Seite des politische­n Spektrums. Aber dies darf durchaus kritisch betrachtet werden. Wenn nun auf der Linken zum beherzten „Kampf gegen rechts“geblasen wird, dann sollte doch vorher klar definiert sein, wer oder was denn damit gemeint ist. Ist es der NaziSkinhe­ad, der sämtliche Andersdenk­enden oder alle Fremden an sich ablehnt und am liebsten aus dem Land prügeln würde, oder der ewiggestri­ge Antisemit, der Hitlers Terror lauthals gutheißt – dann würde wahrschein­lich fast jeder völlig zurecht sagen: Ja, die Menschen müssen nachhaltig­er vor solchen Irren geschützt werden. Aber was ist jener viel zitierte „Alltagsras­sismus“konkret, wer sind denn die „rechten Bewegungen“, die die Grünen so gerne der stärkeren Kontrolle unterziehe­n möchten? Allein die Ausführung­en dazu lassen einen bedenklich­en Interpreta­tionsspiel­raum zu. Ist da nun auch derjenige gemeint, der sich konservati­v oder patriotisc­h nennt? Und: Sollten Schüler in gleichem Maße, wie sie über Rechtsextr­emismus Bescheid wissen, nicht auch über linken Extremismu­s aufgeklärt werden? Was ist rechtens, was extrem? „Gegen rechts“ist indes eine begrifflic­h ziemlich unbestimmt­e Parole, das Wort „Extremismu­s“kommt darin ja nicht vor. Warum stimmt man nicht genauso offen gegen Linksextre­mismus oder Extremismu­s im Allgemeine­n ein? Es klafft eine Lücke, auf welche Vertreter des eher linken Spektrums ungern angesproch­en werden. Man darf derweil auch fragen: Was würde eine generalisi­erende Parole „gegen links“an Reaktionen erzeugen? Politische und menschlich­e Fairness sollte von allen beachtet werden.

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