Trumps trotzige Truppe
USA Ist die Nato wirklich zweitrangig? Ist Putin wirklich ungefährlich? Die künftigen Minister sehen das etwas anders als ihr Chef
Washington Wenn es nach Donald Trump geht, wird sich künftig einiges ändern. Sein Team dafür hat er schon zusammengestellt – und damit heftige Kontroversen ausgelöst. Der Blick auf das künftige Kabinett macht selbst seine eigene Partei, die Republikaner, misstrauisch. Dementsprechend genau nimmt der Senat die erzkonservative Mannschaft unter die Lupe, mit der Trump Washington aufmischen will. Die Befragungen der Ministerkandidaten haben schon einige Überraschungen gebracht, die dem nächsten Präsidenten nicht gefallen dürften.
Da ist zum Beispiel der designierte Verteidigungsminister James Mattis, der demonstrativ die Verbundenheit der USA mit der Nato betont. „Meine Ansicht ist, dass Nationen mit Verbündeten Erfolg haben, Nationen ohne Verbündete nicht“, sagt er bei seiner Anhörung im Senat. Die Nato sei das erfolgreichste Militärbündnis der modernen Geschichte. Doch man müsse sich darüber bewusst sein, dass der russische Präsident Wladimir Putin versuche, dieses Bündnis auseinanderzutreiben. Für Mattis ist klar: Die US-Regierung muss ihre Allianz gegen Russland stärken und bereit sein, sowohl diplomatische als auch militärische Abschreckungsmaßnahmen zu ergreifen. Das ist insofern verblüffend, dass Trump ganz andere Töne anschlägt. Er hatte im Wahlkampf nicht nur immer wieder seine Sympathie zu Putin betont, sondern auch das Nato-Prinzip, dass sich Mitgliedstaaten gegenseitig beistehen, infrage gestellt. Vor Mattis hatte schon der künftige US-Außenminister Rex Tillerson Russland als „Gefahr“bezeichnet.
Auch die von Trump geplante Mauer zu Mexiko ist in den eigenen Reihen umstritten. John Kelly, der als Heimatschutzminister für die innere Sicherheit zuständig sein soll, ist jedenfalls skeptisch. Eine „physische Barriere“werde das Problem der illegalen Zuwanderung nicht lösen. Trumps Ankündigung, ein „Register für Muslime“einzuführen, lehnt Kelly ebenfalls ab.
Der Kandidat für den Posten des Justizministers, Jeff Session, widersprach Trump in einem anderen Punkt. Die Folter durch simuliertes Ertrinken, das „Waterboarding“, bezeichnete er als „illegal“. Sein künftiger Chef hatte immer wieder Spekulationen angeheizt, er werde die brutale Foltermethode wieder einführen. Und nicht nur das. In einer Wahlkampfrede sagte Trump sogar: „Waterboarding ist schön, aber es ist noch längst nicht genug.“
Sind die Äußerungen seines Spitzenpersonals ein Affront gegen den künftigen Chef? Ob die erstaunlichen Absetzbewegungen nur dazu dienen, den Senat zu beruhigen, oder ob Trumps Mannschaft tatsächlich anderer Meinung ist als er selbst, gehört zu den vielen ungeklärten Fragen vor der Vereidigung des Präsidenten. Er selbst bemühte sich gestern um Gelassenheit: Seinen Mitarbeitern beschied er, „großartige Arbeit“zu leisten. „Ich möchte, dass sie sie selbst sind, und ihre eigenen Gedanken ausdrücken, nicht meine!“, teilte er mit – natürlich über Twitter.