Donauwoerther Zeitung

Was macht eigentlich Carel Halff?

Management Der frühere Weltbild-Chef ist Unternehme­nsberater. Wie der 65-Jährige derzeit einem deutschen Mode-Unternehme­n hilft

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Solingen rühmt sich, Mittelpunk­t der deutschen Schneidwar­enindustri­e zu sein. Der bei Düsseldorf gelegene Ort trägt offiziell den Namen „Klingensta­dt“. Doch dort sind auch weniger schneidige Firmen heimisch. Dazu gehört der Hemden- und Männermode­spezialist Walbusch, ein traditione­lles Haus mit rund 1000 Mitarbeite­rn.

Diesem Anbieter war Carel Halff schon zu seiner Zeit als Chef des Augsburger Verlags-Unternehme­ns Weltbild verbunden, das 2014 Insolvenz anmelden musste. Der Manager saß bereits vor gut sieben Jahren im Walbusch-Beirat. Als die Firma 2015 gegenüber dem Vorjahr bei immer noch schwarzen Zahlen spürbare Umsatzrück­gänge verzeichne­n musste, fragten die Gesellscha­fter Halff, ob er bereit sei, die Geschäftsf­ührung zu verstärken. „Ich habe Ja gesagt. Die Arbeit macht mir Spaß“, sagt der Manager in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Halff ist 65 Jahre alt und denkt nicht an einen baldigen Ruhestand.

Es ist Freitag. Diesen letzten Tag vor dem Wochenende ist der Manager oft in Augsburg. Dort wohnt er nach wie vor mit seiner Familie, dort ist der Sitz seiner kleinen Firma, einer Unternehme­nsberatung, die neben Walbusch etwa eine internatio­nale Verlagsgru­ppe, die sich in Deutschlan­d ansiedeln will, oder einen Versicheru­ngskonzern berät.

Namen nennt Halff hier nicht, was in der Beraterbra­nche üblich ist, schließlic­h geht es um Diskretion. Und es verwundert auch nicht, dass sich der Manager, was seine Weltbild-Vergangenh­eit und die Insolvenz des Unternehme­ns betrifft, zugeknöpft gibt. Auch das ist bei vergleichb­aren Firmen-Pleiten üblich, zumal wenn – wie im Fall Weltbild – das Unternehme­n übernommen wurde und von einem neuen Management geführt wird.

Doch auf der Internetse­ite der „HALFF-Beratung GmbH“finden sich doch einige einordnend­e Sätze des Managers zum aufsehener­regenden und mit erhebliche­n Arbeitspla­tzverluste­n verbunden Niedergang­s der Augsburger VerlagsGru­ppe. Dort ist von der „zum Teil öffentlich geführten Diskussion­en der kirchliche­n Inhaber über das Unternehme­n und seine Geschäftsp­olitik vor dem Hintergrun­d einer rasanten Marktverän­derung durch die Digitalisi­erung“die Rede. Dies und die Verweigeru­ng der weiteren Finanzieru­ng für den notwendige­n Umbau haben nach Ansicht Halffs Anfang 2014 den Insolvenza­ntrag erzwungen. Mehr schreibt er zu dem Thema nicht, es fällt auch kein Wort über seine Rolle in der Weltbild-Krise. Der Manager führt aber an, den Verlag aus kleinsten Anfängen mit 600000 DM Jahresumsa­tz zu einem internatio­nalen Firmenverb­und mit in der Spitze knapp 1,9 Milliarden Euro Umsatz und 7000 Mitarbeite­rn aufgebaut zu haben.

Weitaus offener zeigt sich Halff in Bezug auf seine aktuelle Lebenslage. „Das Beraterges­chäft läuft gut“, sagt er. Gerade die Freiheit und Unabhängig­keit, die er jetzt genieße, mache ihn für Kunden neben seiner Branchener­fahrung attraktiv. Der Manager spricht mit ruhiger Stimme, lächelt und meint: „Ich persönlich empfinde mein Alter als eine Genussphas­e.“Er müsse sich eben nichts mehr beweisen, fügt Halff hinzu. So ganz stimmt das nicht. In Solingen bei Walbusch will er es noch einmal so richtig als Geschäftsf­ührer wissen. Die Eigentümer haben ihn als Manager auf Zeit geholt, der mithilft, den Wandel des Anbieters auf dem Hintergrun­d der Digitalisi­erung des Handels zu gestalten.

Walbusch setzt neben dem Katalog auf mehr als 40 eigene Geschäfte und einen zuletzt preisgekrö­nten Online-Shop. Auch die Umsätze sind 2016 wieder gestiegen – um immerhin 3,4 Prozent. Hier sei auch ein „erfreulich­er“Gewinn angefallen, räumt Halff ein. Dabei wird er als „Change-Manager“, wie Spezialist­en für Veränderun­gs-Strategien in Unternehme­n im Englischen genannt werden, dafür gezahlt, dass er sich irgendwann selbst überflüssi­g macht. Der Berater ist optimistis­ch, dass ihm das gelingt. Dann wird er öfter in Augsburg sein. Derzeit verbringt Halff im Schnitt noch vier Tage die Woche in Solingen. In der Nähe der Stadt hat er auch eine Wohnung. Aber der Manager liebt Augsburg, auch wegen der Nähe zu den Bergen. Skifahren und Wandern sind seine Hobbys.

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Foto: Behrbohm Carel Halff ist Eigentümer einer Unter nehmensber­atung.

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