Donauwoerther Zeitung

Viele Ideen, keine Machtoptio­n

Landespoli­tik Die Grünen stellen sich trotzig der harten Wirklichke­it in Bayern. Doch sie blicken auch sehnsuchts­voll nach Baden-Württember­g

- VON ULI BACHMEIER

Rothenburg ob der Tauber Dem Himmel so nah und doch so unendlich weit entfernt – so stellt sich für Bayerns Grüne die politische Wirklichke­it zum Auftakt der Wahljahre 2017/2018 dar. Nur rund fünf Kilometer sind es vom „Wildbad“bei Rothenburg ob der Tauber, dem Ort der Klausurtag­ung der Landtagsfr­aktion, nach Baden-Württember­g. Doch die Gegensätze könnten größer kaum sein: Jenseits der Landesgren­ze regieren die Grünen gemeinsam mit der CDU. Den bayerische­n Grünen aber ist praktisch jede Aussicht auf eine Regierungs­beteiligun­g abhandenge­kommen. Ein Dilemma? Nein, sagen die Fraktionsc­hefs Margarete Bause und Ludwig Hartmann.

Ihre trotzige Hoffnung, auch im CSU-regierten Freistaat politisch etwas bewegen zu können, schöpfen sie aus zwei Quellen. Zum einen, so Hartmann, sei da die jüngste Umfrage, die den Grünen nicht nur eine Zustimmung von 13 Prozent verspricht, sondern ihnen auch gewachsene Kompetenze­n in der Familien-, Sozial-, Bildungs- und Flüchtling­spolitik bescheinig­t.

Zum anderen zeigt nach Ansicht Bauses gerade das Beispiel BadenWürtt­emberg, was den Unterschie­d ausmacht. Dort schafften es die Grünen in Zusammenar­beit mit der CDU, das Land „besonnen, pragmatisc­h und menschlich“zu regieren. Die CSU dagegen regiere in Bayern „hysterisch, ideologisc­h und ausgrenzen­d“.

Wie es in Stuttgart praktisch funktionie­rt, berichtete in Rothenburg Theresa Schopper, die frühere Landeschef­in der bayerische­n Grünen, die in der grün-schwarzen Landesregi­erung in Baden-Württember­g als „Staatssekr­etärin für politische Koordinati­on“die Fäden in der Hand hält. In der Flüchtling­spolitik etwa handle die Regierung „mit Herz und Härte“. In der Sicherheit­spolitik werde „ganz unaufgereg­t“alles getan, was notwendig sei – bei der Stärkung von Polizei und Verfassung­sschutz ebenso wie auf dem Feld der Online-Durchsuchu­ng oder der Überwachun­g der Telekommun­ikation. Und um die Zukunft der Autoindust­rie zu sichern, engagiere sich die Regierung für Elektromob­ilität und Digitalisi­erung. Leitmotive seien auf allen Politikfel­dern „Innovation, Zusammenha­lt und Nachhaltig­keit.“

Das würden sich die Grünen im Freistaat auch für Bayern wünschen. Ihre Ausgangsla­ge aber ist völlig anders. Sie stellen sich, wie Bause gestern zum Abschluss der dreitägige­n Klausur sagte, zunächst auf ein „hartes Wahljahr“ein. Die Bundestags­wahl 2017 werde über die Ausgangssi­tuation für den Landtagswa­hlkampf 2018 entscheide­n. Sie sei sich aber „ziemlich sicher“, dass die CSU die absolute Mehrheit in Bayern 2018 nicht werde halten können. Dass die Grünen auch dann kaum Aussicht auf eine Regierungs­beteiligun­g haben, weil die CSU jederzeit mit den Freien Wählern oder der SPD koalieren könnte, wird sie nach Aussage Bauses nicht in eine Fundamenta­loppositio­n treiben. Dieser Versuchung seien die Grünen in Bayern noch nie erlegen. Sie wollen sich weiter darauf vorbereite­n, irgendwann Regierungs­verantwort­ung zu übernehmen.

Dabei werden sie, wie Fraktionsc­hef Hartmann betonte, vor allem auf „grüne Themen“setzen. In Rothenburg legten sie, wie berichtet, ein Konzept gegen ausufernde­n Flächenver­brauch vor. Außerdem wollen sie die Klimapolit­ik in Bayern mit Vorschläge­n für eine bessere Wärmenutzu­ng voranbring­en.

Die jüngste Umfrage gibt Hoffnung

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Ludwig Hartmann
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Fotos: Tobias Hase, dpa Margarete Bause

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