Anpacken im Alter
Arbeit Immer mehr Menschen im Landkreis arbeiten, obwohl sie eigentlich schon in Rente gehen könnten. Besonders im Dienstleistungssektor sind Unternehmen darauf angewiesen
Donauwörth Die Zahl der Arbeitnehmer im Rentenalter steigt. Immer mehr Menschen arbeiten, obwohl sie eigentlich schon in Rente gehen könnten. Und das, obwohl das Renteneinstiegsalter seit Jahren nach oben korrigiert wird.
So gibt es im Landkreis DonauRies nach Zahlen der Agentur für Arbeit 21,5 Prozent mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte über 65 als noch 2015. Bayernweit liegt der Anstieg bei 13,5 Prozent. Auch die Zahl der 450-Euro-Jobber im Rentenalter vergrößert sich. Momentan sind im Landkreis rund 2000 Menschen ab 65 Jahren in sogenannten geringfügig entlohnten Beschäftigungen angestellt. Damit beanspruchen sie einen Anteil von rund 15 Prozent aller 450-EuroJobs für sich.
Die Gründe dafür, dass immer mehr Menschen noch bis ins hohe Alter arbeiten, seien sehr verschieden und müssten stets im Einzelfall betrachtet werden, erklärt Peter Lintner von der Industrie- und Schwaben (IHK). Grundsätzlich zeige die Erfahrung aber, dass vor allem im Dienstleistungssektor und im Vertrieb immer häufiger auch ältere Menschen beschäftigt sind: „Viele arbeiten im Rentenalter in Teilzeitstellen weiter.“Im Gastgewerbe gehe dies einfacher, als dort, wo besonders körperlich anstrengende Arbeit zu verrichten ist.
„Die Kenntnisse und Erfahrungen älterer Mitarbeiter sind wertvoll“, erklärt Gregor von Kursell, Pressesprecher des Donauwörther Unternehmens Airbus. Von den etwa 7000 Mitarbeitern am Standort in Donauwörth seien in etwa 100 eigentlich schon im Rentenalter. Diese seien auf Vertragsbasis in verschiedenen Bereichen des Unternehmens beschäftigt. „Zum Beispiel als Berater oder Werkführer, die Besuchergruppen betreuen“, sagt Kursell. Angewiesen sei Airbus auf diese Beschäftigten jedoch nicht: „Wir können uns derzeit noch durch die eigene Ausbildung Fachkräfte sichern.“Dennoch leisten vor allem auch ältere Mitarbeiter durch ihr Know-how einen Beitrag zum Unternehmenserfolg.
Anders ist die Situation beim Donauwörther Busunternehmen Osterrieder. „Wir brauchen dringend Fachkräfte und sind auch auf unsere älteren Mitarbeiter angewiesen“, sagt Geschäftsführerin Christine Osterrieder. Ein wachsender Teil ihrer Mitarbeiter könne eigentlich schon in Rente gehen, arbeite aber noch immer gerne, erklärt sie: „Ich denke, die Identifikation mit dem Beruf spielt dabei eine große Rolle.“Viele ihrer langjährigen Busfahrer übten den Beruf mit großer Leidenschaft aus: „Ich glaube, einigen wäre auch einfach langweilig in der Rente.“
Dennoch spiele natürlich auch die finanzielle Situation eine Rolle. Mit sogenannten Minijobs oder Teilzeitstellen müssen sich viele Rentner heute ein Zubrot verdienen, wenn die Rente zum Leben nicht ausreicht. Um Anreize zu schaffen, ihre Arbeitnehmer länger im Beruf zu halten, bietet Osterrieder beispielsweise flexible Arbeitszeiten oder feste Routen an. „Die meisten fahHandelskammer ren in Teilzeit ihre feste Tour“, sagt die Geschäftsführerin.
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in Deutschland sei die Entwicklung hin zu längeren Beschäftigungsverhältnissen zu begrüßen, erklärt auch Kursell. Die IHK befragte mehr als 240 schwäbische Unternehmen zum Thema Fachkräftesicherung. Besonders Firmen im Dienstleistungssektor seien demnach an einer längeren Bindung älterer Mitarbeiter interessiert. „Dazu muss man die Arbeit auch für Ältere attraktiver gestalten“, erklärt Lintner. Einige Unternehmen hätten beispielsweise sogenannte Mentorenprogramme, durch die das Erfahrungswissen älterer Mitarbeiter an jüngere weitergegeben werden soll. Denn das Fachwissen nehme im Laufe eines Arbeitslebens stetig zu, auch die Motivation bleibt lange auf hohem Niveau erhalten, lediglich die Lernbereitschaft nimmt bis zuletzt kontinuierlich ab. Etwa ein Drittel der befragten Unternehmen biete zudem eigene Programme zur Gesundheitsprävention der Mitarbeiter an. »Kommentar