Die Hotspots der Webszene
Sindelfingen In der einstigen Textilstadt ist heute die IGH ansässig sowie das altehrwürdige „Haus der Handweberei“. Im 19. Jahrhundert hatte Sindelfingen einmal 237 Webmeis ter und 140 Gesellen bei nur 3200 Einwohnern. Heute hat die IGH etwa 250 Mitglieder. Im Haus der IGH unterrichtet der Verein Webneulinge in Schnupper , Einführungs und Anfängerkursen, aber auch in einer strukturierten Ausbil dung. Diejenigen, die das Weben lernen wollen, sind heute in erster Linie Frauen im mittleren Alter, wie IGH Vorsitzende Ursula Ebel sagt. Frauen in „finanziell stabiler Situation“, die kreativ werden möchten. Nur gelegentlich sei auch mal eine Studentin darunter, sagt Ebel, die selbst in Sindelfingen eine Ausbildungsklasse leitet, und ganz selten auch mal ein Mann. Das Interesse, Weben zu lernen, scheint jedenfalls zu wachsen. So mussten in Sindelfingen teilweise schon Warte listen für einzelne Kurse angelegt werden.
Kukate Der Werkhof, einsam gelegen in den Weiten des Wendlands, ist ein ausgewiesenes Zentrum der Handwebe rei, Ausbildungsstätte und Sitz einer weiteren Webervereini gung, des Vereins Weben+. Wer sich dorthin begibt, in den romantischen alten Hof, der zu einem Dorf namens Wadde weitz gehört, kann bei schönem Wetter unter alten Kastanien weben – mit Webstühlen, die transportabel sind. Möglich, dass er dabei auch mal Besuch von einem Huhn bekommt – sicher aber fachkundigen Unterricht durch erfahrene Webe rinnen.
Haslach In dem abgelegenen Ort im österreichischen Mühl viertel findet jährlich der in Fachkreisen wohl bekannteste Webermarkt statt. Früher einmal ist Haslach ein Zentrum der Leinenweberei gewesen, heute hat es sich dort ein sehr akti ver Verein zum Ziel gesetzt, das Weben am Handwebstuhl (gegen den „Trend der Zeit“, wie es heißt) in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. Und die oft missachtete Kunst des Handwebens von ihrem verstaubten Image zu be freien. Mit Erfolg: Inzwischen gibt es dort Werkstätten, die ganzjährig genutzt werden können, und während des Weber marktes sind die Gassen des Ortes voll mit Ständen, an de nen Kunsthandwerker ihre Gewebe zeigen, von der Kuschel decke über Handtücher bis hin zu extravaganter Mode. (shs)