Zimmermanns verhängnisvolles Schreiben
Hinter den Kulissen ist die folgenschwerste Entscheidung in diesem Kriegsjahr bereits getroffen. Die Oberste Heeresleitung hat sich bei ihrer Beratung mit Kaiser und Reichskanzler am 9. Januar 1917 durchgesetzt: Das Deutsche Reich wird den U-Boot-Krieg zur Blockade Englands wieder aufnehmen. Auch zivile Schiffe werden nicht geschont. Damit ist klar, wer die deutsche Kriegspolitik bestimmt. Der Kaiser wird die Entscheidung am 1. Februar verkünden. Kanzler Bethmann Hollwegs Warnung vor den Folgen verhallt. Die USA dürften jetzt kaum noch vom Eintritt in den Krieg abzuhalten sein. Umso mehr, als der deutsche Außenminister Arthur Zimmermann wenige Tage später das größte anzunehmende Unglück in der Diplomatie anrichtet. Er sendet am 17. Januar ein Telegramm an die deutsche Botschaft in Mexiko. Die soll Präsident Carranza überzeugen, mit deutscher Unterstützung einen Krieg gegen die USA anzuzetteln, um die verlorenen Gebiete Arizona, Texas und New Mexico wiederzugewinnen – und die amerikanischen Soldaten so in der Heimat zu binden. Abgesehen davon, dass Carranza mitnichten die Absicht hat, sich auf so ein Vabanquespiel einzulassen, löst das Schreiben aus einem anderen Grund ein diplomatisches Erdbeben aus: Der britische Geheimdienst hat die deutsche Verschlüsselung längst geknackt und liest bei der Kommunikation des Feindes mit. In London wird die Brisanz des Schreibens sofort erkannt. Trotzdem zögert man mit der Weitergabe nach Washington. Die Deutschen sollen ja nicht wissen, dass ihr Code geknackt ist. Vier Wochen später wird USPräsident Wilson doch informiert. Als die Note schließlich an die Medien durchgestochen wird, dreht sich auch in den USA die öffentliche Meinung radikal gegen Deutschland. (maz-)