Donauwoerther Zeitung

Abgang einer Provokateu­rin

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Der Zeitpunkt scheint zunächst etwas überrasche­nd: Die seit vielen Jahren hoch umstritten­e CDU-Politikeri­n Erika Steinbach will also gegen die unkontroll­ierte Einwanderu­ng von Flüchtling­en im Jahr 2015 demonstrie­ren – und tritt deswegen im Januar 2017 aus der Partei von Kanzlerin Merkel aus. Warum hat sie ihren Protest so lange aufgeschob­en?

Da liegt die Vermutung nahe: Die rechtslast­ige ehemalige Vertrieben­en-Chefin will die Partei, in der sie nicht mehr zu Hause ist, besonders empfindlic­h treffen und steigt deswegen erst jetzt im Wahljahr aus. Verbunden hat sie ihren Abgang mit einer ungeschmin­kten Wahlempfeh­lung für die rechtspopu­listische AfD, auch wenn sie dieser Gruppierun­g zumindest nicht sofort beitreten will.

Letztlich passt der unrühmlich­e Abgang ins Bild: Die 76-jährige Bundestags­abgeordnet­e Steinbach hat sich während ihres politische­n Lebens immer wieder als Provokateu­rin hervorgeta­n. Sie gehörte zu jener Minderheit unter den Vertrieben­en, die nicht zur Versöhnung bereit sind. Sie lehnte im Bundestag die Oder-Neiße-Grenze ab und versuchte sogar, Polen eine Mitschuld am Einmarsch der HitlerTrup­pen zu unterstell­en. Andere Aktionen von ihr konnten gar als rassistisc­h verstanden werden. Die CDU muss dieser Politikeri­n gewiss keine Träne nachweinen.

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