Donauwoerther Zeitung

So wärmt der Winter

Wetter Schnee und Kälte: Wer Auto fahren muss oder im Freien arbeitet, darf jammern. Alle anderen könnten das doch auch mal positiv sehen. Wenigstens mit einem Augenzwink­ern

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Fortgeschr­ittene: Stille genießen und Eiszapfen beobachten. Biathlon für Romantiker. Wieder was für draußen. Für Frauen und (wiederhole: und) Männer. Selbst bei eisigen Temperatur­en lässt sich Wäsche im Freien trocknen. „Bei trockener, klirrender Kälte trocknet Wäsche sogar viel besser als bei wärmeren Temperatur­en und gleichzeit­ig feuchter, nebliger Luft“, sagt Angelika Paulus vom – den gibt es wirklich – Berufsverb­and der Haushaltsf­ührenden. Weil: Richtig kalte Luft hat eine niedrige Luftfeucht­igkeit, sie kann daher die Feuchtigke­it aus der Wäsche gut aufnehmen. Apropos Wäsche. Jetzt alle Pullover tragen! Pullover, von denen Sie gar nicht wussten, dass Sie sie besitzen. Tagesausfl­ug zum Kleidersch­rank also. Wobei Sie dann natürlich feststelle­n, dass Sie gar nichts zum Anziehen haben, auch keine Pullover. Demzufolge zerren Sie ihren Partner in 27 Moderen geschäfte. Das rettet nicht nur Ihre Ehe, sondern auch den Einzelhand­el und damit die Wirtschaft und damit Deutschlan­d und die ganze Welt. Nur, weil Winter im Winter ist. Als Belohnung: Kuscheln am Kamin. Nichts wärmt schöner. Klarer Punktsieg für die Kältemonat­e. Der Winter ist die Zeit der inneren Reinigung. Ran an die Heizkörper – Rille für Rille, Rippe für Rippe. Rein in den Keller – alle Kartons einmal von links nach rechts; man kann sich doch so schlecht trennen. Oder wenigstens die Stecknadel­n im Nähkästche­n entstauben. 17 Stunden Monotonie können befreiend wirken. Und ist die Gesundheit nicht das Totschlaga­rgument? Winterkält­e schont Nerven. Keine Zecken, Wespen, Schnaken, kein Grillqualm. Vor allem: kein Ärger über Regen im Juli oder Hitze-Chaos im August. Das senkt den Blutdruck. Rettet die Krankenkas­se, damit die Wirtschaft und damit Deutschlan­d und die ganze Welt (siehe Punkt 4). Winterzeit ist Suppenzeit. Alles rein in den Topf, was das Gemüsefach hergibt. Stundenlan­ges Schnippeln zu zweit. Belebt die Ehe (siehe 4), ist gesund (7) und rettet wahrschein­lich auch noch die Welt (4 und 7). Schlafen, viel schlafen. Soll schön machen. Trotzdem daran denken: Ein Winter macht noch keinen Clooney. Und unter uns: Fledermäus­e sind Winterschl­äfer. So schön – bei allem Respekt – sind sie auch wieder nicht. Und sollten die Punkte 1 bis 9 nicht funktionie­ren: Zurücklehn­en, entspannen und auf die Wärme freuen. Nur wenn es jetzt richtig kalt ist, klappt das mit der Vorfreude. Und ist Vorfreude nicht die schönste Freude?

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Illustrati­on: Robert Kneschke, Fotolia
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