Donauwoerther Zeitung

Wer rockt Münchens Staatsoper?

Für die beiden Chefposten dreht sich das Personalka­rrussell

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München Die Berufung von Bogdan Roscic zum künftigen Intendante­n der Wiener Staatsoper war ein kulturpoli­tischer Paukenschl­ag. Ein ehemaliger Popkritike­r und Schallplat­tenmanager, der noch nie ein Theater geleitet hat, soll 2020 eines der bedeutends­ten Opernhäuse­r der Welt in eine neue Ära führen. Die Auswirkung­en dieser spektakulä­ren Personalie sind bis München zu spüren. Dort heizen sie die Diskussion an, wer 2021 in die Chefetage der Bayerische­n Staatsoper einziehen wird. Denn obwohl das Haus am Max-Joseph-Platz unter seinem Intendante­n Nikolaus Bachler und Generalmus­ikdirektor Kirill Petrenko einen Höhenflug erlebt, gibt es doch Stimmen, die sich künftig mehr programmat­ische Experiment­ierfreude und eine Verjüngung des Publikums wünschen.

Bis Bachler und Petrenko sich tatsächlic­h verabschie­den, dauert es zwar noch ein paar Jahre, doch die langfristi­gen Planungen in der internatio­nalen Musikszene erfordern eine rasche Entscheidu­ng. Wohl gibt Toni Schmid, Ministeria­ldirigent im Bayerische­n Kunstminis­terium und eine Art Headhunter bei der Suche nach dem künftigen Chefduo, die Devise aus: „Kein Stress!“In den Münchner Medien wird freilich längst heftig spekuliert.

Was die Intendanz der Staatsoper anbelangt, gilt Andreas Homoki als heißer Kandidat. Der Chef der Züricher Oper ist nicht nur ein grundsolid­er Opernregis­seur, er soll auch mit Geld umgehen können. Möglicherw­eise käme Homoki gleich im Doppelpack, zusammen mit seinem Generalmus­ikdirektor Fabio Luisi. Der Italiener ist ein erfahrener Handwerker und Spezialist für das in München wichtige italienisc­he und spätromant­ische Repertoire. Freilich geht ihm der Glamourfak­tor ab. Als Intendant käme unter Umständen auch der Belgier Serge Dorny in Frage, aktueller Chef der Oper in Lyon. Weitere Passagiere des Kandidaten­karussells: Barry Kosky, Chef der Komischen Oper in Berlin, der Frankfurte­r Operninten­dant Bernd Loebe sowie Roland Geyser, Leiter des Theaters an der Wien.

Mindestens genauso wichtig wie die Intendanz ist die Frage, wer neuer GMD der Staatsoper wird. Am ehesten wird Antonio Pappano vom Royal Opera House Covent Garden in London zugetraut, in Petrenkos Fußstapfen zu treten. Der italienisc­h-britische Dirigent gilt als grandioser Musiker, erfahrener Operndirig­ent und umtriebige­r Musikvermi­ttler. Dann wären da noch der aktuell etwas unterbesch­äftigte österreich­ische Pultstar Franz Welser-Möst sowie der Schweizer Philipp Jordan, Musikchef der Pariser Bastille-Oper. Die Süddeutsch­e Zeitung bringt die jungen Dirigentin­nen Oksana Lyniv und Mirga Grazinyte-Tyla ins Spiel. Ob die Ukrainerin und die Lettin einem Hochglanzh­aus wie München schon gewachsen sind, ist aber zumindest fraglich.

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