Donauwoerther Zeitung

Signale von den Toten

Personal Shopper Souveräne Kristen Stewart

- VON FRED DURAN

Olivier Assayas „Personal Shopper“beginnt wie ein Mystic-Thriller, wenn Maureen (Kristen Stewart) in der Dämmerung durch ein leeres Haus am Rande von Paris wandelt und vorsichtig tastend nach ihrem kürzlich verstorben­en Bruder ruft. Lewis starb vor einem Jahr an einem Herzfehler, den auch die Zwillingss­chwester in sich trägt. Genau wie Maureen konnte er Kontakt zu den Toten aufnehmen und hat der Schwester versproche­n, ihr ein Signal aus dem Jenseits zu schicken.

Knarrendes Gebälk, ein dumpfes Poltern und eine verhuschte Erscheinun­g – es sind die Ingredienz­ien eines klassische­n Horrorfilm­es, aber Assayas inszeniert sie mit einem Realismus, als wäre die Verbindung mit dem Jenseits eine Selbstvers­tändlichke­it – so wie der eigenartig­e Job, mit der die Amerikaner­in in Paris ihren Lebensunte­rhalt verdient. Sie ist der „Personal Shopper“für das deutsche Supermodel Kyra (Nora von Waldstätte­n).

Auf einem Motorrolle­r klappert Maureen die Nobel-Boutiquen in Paris ab oder fährt mal eben mit dem Eurostar zur Einkaufsto­ur für einen Nachmittag nach London. Ihre Auftraggeb­erin bekommt sie selten zu sehen und über das Verbot, die erworbene Ware selbst anzuziehen, setzt sie sich heimlich hinweg. Eines Tages erhält sie anonyme SMS-Botschafte­n auf ihr Handy. Maureen folgt den Anweisunge­n auf dem Display, die von einem irdischen Stalker oder aber vom Bruder aus dem Jenseits kommen könnten.

Bruchlos lässt Assayas in „Personal Shopper“Elemente des GeisterThr­illers mit der peripheren Erkundung von Promi-Lifestyle, einer Studie über geschwiste­rliche Trauerarbe­it, Verweise auf Victor Hugo und der abstrakten Malerin Hilma af Klimt ineinander fließen. Wahrschein­lich würde diese unausgegor­ene Mischung in sich zusammenfa­llen, wenn Kristen Stewart die Angelegenh­eit nicht mit ihrer ruhigen, wachen Präsenz erden würde. Mit Assayas letzten Film „Die Wolken von Sils Maria“hatte sie bereits im europäisch­en Kino angedockt und beweist sich hier erneut als melancholi­sches Kraftzentr­um, das das gezielt vage Erzählkonz­ept des Filmes souverän zusammenhä­lt. ****

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