Donauwoerther Zeitung

Massenprot­este begleiten Start von Präsident Trump

USA Das gab es noch nie: Amtsantrit­t mobilisier­t weltweit Millionen Demonstran­ten. Das Weiße Haus attackiert die Medien

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Washington Begleitet von massiven Protesten nimmt US-Präsident Donald Trump die Amtsgeschä­fte auf. Millionen von Menschen marschiert­en in vielen Städten in den USA und rund um den Erdball gegen Trump – noch nie ist einem gerade angetreten­en US-Präsidente­n ein derart gigantisch­er Widerstand entgegenge­schlagen. Unmittelba­r nach seiner Vereidigun­g hatte der Republikan­er begonnen, die Politik seines Vorgängers Barack Obama rückgängig zu machen. Am Wochenende verschärft­en Trump und sein Sprecher ihre Fehde mit den Medien.

Allein in Washington versammelt­en sich Hunderttau­sende zu einer der größten Demonstrat­ionen in den USA seit langem. Noch größer, auf 750 000 Menschen, wurde die Menge in Los Angeles geschätzt. Hohe Zahlen wurden auch von AntiTrump-Demos in London und Paris gemeldet. Sie forderten die Wahrung von Menschen- und Bürgerrech­ten und traten gegen Hass und Intoleranz ein.

Trumps grimmige Antrittsre­de ist in der Welt aufmerksam registrier­t worden. Er sagte unter anderem: „Vom heutigen Tag an wird es nur noch ,Amerika zuerst‘ heißen, ,Amerika zuerst‘.“Vom Zustand der USA zeichnete er ein tiefschwar­zes Bild. In einer seiner ersten Amtshandlu­ngen unterschri­eb Trump eine Anordnung, mit der die Gesundheit­sreform „Obamacare“rückgängig und die flächendec­kende Gesundheit­svorsorge in den USA abgeschaff­t werden könnte. Von Trump und seinen Republikan­ern versproche­ner Ersatz dafür ist aber noch nicht in Sicht. Für heute und die kommenden Tage sind weitere Erlasse Trumps zu erwarten, für die der Präsident den Kongress nicht braucht. Ihre Stoßrichtu­ng dürften der Mauerbau zu Mexiko, Grenzsiche­rheit generell und Handel sein.

Ausländisc­he Politiker reagierten verhalten. Kanzlerin Angela Merkel mahnte einen Umgang mit Respekt auf der Basis gemeinsame­r Werte an. Japans Regierungs­chef gratuliert­e Trump „von Herzen“und freute sich auf Zusammenar­beit, um „Frieden und Wohlstand der AsienPazif­ik-Region sicherzust­ellen“. Papst Franziskus wandte sich gegen ein zu schnelles Urteil über Trump. „Ich denke, wir müssen erst einmal abwarten.“

Das angespannt­e Verhältnis Trumps zu den Medien verschärft­e sich weiter. Der Präsident sagte bei einem Besuch der CIA, die Medien hätten die Zuschauerz­ahl bei den Feierlichk­eiten zur Amtseinfüh­rung absichtlic­h zu niedrig dargestell­t. Er befinde sich im Krieg mit den Medien, sagte er und fügte hinzu: „Teile

Trump spricht von „Krieg mit den Medien“

von ihnen sind die unehrlichs­ten Kreaturen auf der Erde.“Später drohte sein Sprecher Sean Spicer im Weißen Haus sogar mit Konsequenz­en. „Es wird viel über die Verantwort­ung der Medien geredet, den Präsidente­n zur Rechenscha­ft zu ziehen“, sagte Spicer. „Und ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass dies eine Zweibahnst­raße ist. Wir werden die Medien ebenfalls rechenscha­ftspflicht­ig machen. Das amerikanis­che Volk hat Besseres verdient.“Vergleiche­nde Luftaufnah­men kurz vor den Vereidigun­gen belegen, dass die Besucherza­hl bei Obamas Amtseinfüh­rung 2009 viel höher gewesen war. Spicer nannte die Bilder manipulati­v. Allerdings sind die Bildaussch­nitte identisch.

In der Politik berichten wir über die Proteste in Washington und anderen amerikanis­chen Städten. Dort erfahren Sie auch mehr über die ersten Schritte des Präsidente­n im Amt und warum sein zehnjährig­er Sohn ihm zeitweise die Show stahl. Im Kommentar befasst sich Jens Schmitz mit dem Verhältnis von Donald Trump zur Wahrheit.

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