Donauwoerther Zeitung

Amerika-Fürst besucht Bayern

- Die Lehren der Woche VON ANDREAS FREI anf@augsburger allgemeine.de

Nur mal angenommen, der America-first-Trump bekommt irgendwann von einem Berater ins Ohr geflüstert, dass es außerhalb des America-first-America noch andere Zivilisati­onen gibt. Und weil die Air Force One nicht nur rumstehen kann (auch America-first-Flugzeuge rosten), steigt er schweren Herzens ein und landet in – Bayern.

Bayern deshalb, weil der Opa ja aus Kallstadt in der Pfalz kommt. Das war einst königlich-bayerisch. Einmal bayerisch, immer bayerisch, denkt sich der America-firstTrump. Außerdem war der Obama erst in diesem Elmau, die Bayern müssen seitdem ein völlig falsches Bild von America-first-America haben. Und wenn die America-firstTrump­s mal bayerisch waren, dann werden ja wohl die Leute hier so ticken wie er. Denkt er sich.

So geht die Reise durch den Freistaat, und – was soll man sagen? Es wird ein Desaster. Die Bayern lassen mexikanisc­he Restaurant­s völlig legal mexikanisc­hes Essen verkaufen. Die sind alle krankenver­sichert und glücklich darüber. Haben kaum Arbeitslos­e, obwohl sie jede Menge internatio­nalen Handel betreiben. Sind nicht mal bereit, ihre Luft mit Kohlekraft­werken zu verpesten. Ja, spinnen die denn, die Bayern? Am Ende versucht der America-first-Trump in seiner Verzweiflu­ng, irgendwo zwischen Stock und Stein zu twittern – die America-first-Amerikaner müssen doch erfahren, wie verrückt die hier sind. Keine Chance. Kein Internet-Empfang.

Der America-first-Trump steigt aus dem Auto und trommelt wie von Sinnen auf die Motorhaube ein. Ein feiner Landregen setzt ein und zerstört seine Frisur. Ein Bauer schaut von seinem Hof herüber, nickt mitleidig und sagt: „Mei, der Amerika-Fürst. Er kommt einfach nicht ran an unseren Bayern-Kini.“

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