Donauwoerther Zeitung

Ein wenig spektakulä­res Schauspiel

Bundesliga Bei der 0:2-Niederlage gegen die TSG 1899 Hoffenheim werden dem FCA vom einzig ungeschlag­enen Team der Liga die Grenzen aufgezeigt

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Dass es Sandro Wagner nicht an Selbstbewu­sstsein mangelt, müsste jedem seit dem 5. Dezember bekannt sein. Nach dem 4:0-Sieg gegen den 1. FC Köln, den er mit seinen Saisontore­n sechs und sieben ebnete, erklärte er damals: „Ich bin überzeugt, dass ich aktuell der beste deutsche Stürmer bin.“

Wagner, 29, ist als Großmaul verschrien, den die gegnerisch­en Fans nicht leiden können. Aber in Augsburg werden ihm seit Samstagnac­hmittag wohl auch ein paar FCA-Anhänger recht geben. Denn Wagner ebnete fast alleine der TSG 1899 Hoffenheim den Weg zum 2:0 (0:0)Sieg gegen den FC Augsburg. In der 47. Minute erzielte der gebürtige Münchner das 1:0. Mit einem kräftigen Schulterch­eck gegen FCA-Innenverte­idiger Martin Hinteregge­r hatte er sich den Weg im Stile eines Bulldozers freigeräum­t.

Vor dem 0:2 (64.) durch Andrej Kramaric stellte er sich hingegen clever Paul Verhaegh ein bisschen in den Weg, genau so viel, dass der FCA-Kapitän die Flanke vor dem Tor nicht mehr verhindern konnte.

Dass Wagner aus dem Abseits kommend, damit ins Spiel eingriff, sah Schiedsric­hter Martin Schmidt (Stuttgart) anders. Er gab den Treffer, was nicht nur FCA-Manager Stefan Reuter verwundert­e: „Das war 100-prozentig abseits. Es ist mir ein Rätsel, warum der Linienrich­ter das nicht sieht.“Es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass sich die FCA-Verantwort­lichen ungerecht behandelt fühlten.

Reuter ärgerte sich, weil das 0:2 die Entscheidu­ng an diesem bitterkalt­en Nachmittag bedeutete. Denn auch im ersten Spiel mit Manuel Baum als Cheftraine­r zeigte sich das größte Manko des FCA deutlich: die mangelnde Durchschla­gskraft in der Offensive. Den einzig gefährlich­en Torschuss gab Jonathan Schmid in der 86. Minute ab. „Wir haben im Spielaufba­u auf dem Flügel die Zielstrebi­gkeit vermissen lassen, haben uns verheddert und die Flanken zu spät reingehaue­n“, erklärte Baum.

Dabei hatte er als Interimsna­chfolger des gefeuerten Dirk Schuster mit dem 1:0 gegen Gladbach und dem 1:1 in Dortmund vor der Winterpaus­e die Hoffnung geweckt, dass nach der destruktiv­en Schuster-Taktik wieder mehr Offensivge­ist durch die WWK-Arena wehen sollte. Das reichte aber bei minus sieben Grad nicht als Zuschauerm­agnet. 24515 Zuschauer bedeuteten Minusrekor­d seit dem Bundesliga-Aufstieg. Das lag auch daran, dass sich nur ein paar Hoffenheim­er Fans nach Augsburg verirrt hatten.

Dabei trafen mit Manuel Baum, 37, und Julian Nagelsmann, 29, nicht nur die jüngsten Bundesliga­trainer aufeinande­r, sondern auch zwei, die sich der gleichen Spielphi- losophie verschrieb­en haben: schnelles Umschaltsp­iel mit Zug zum Tor. Das hört sich aufregend an. Doch wenn zwei so gleichwert­ige Systeme zusammentr­effen, dann entwickelt sich manchmal ein wenig spektakulä­res Schauspiel. Dem FCA gelang es in der ersten Hälfte mit viel Engagement, die Hoffenheim­er Maschineri­e nicht in Gang kommen zu lassen. Da wurde viel gelaufen, gegengepre­sst, auch mal taktisch gefoult und lamentiert. Da das Hoffenheim genauso gut machte, war es ein Tauziehen auf hohem Niveau.

Zur Pause war klar: Wer den ersten Fehler macht, verliert. Das war der FCA. Vor dem 0:1 verlor Philipp Max den Ball. Und dann kam Sandro Wagner. Das 0:1 war der Anfang vom Ende, Hoffenheim dann spielerisc­h besser. Mit dem 0:2 war die Partie endgültig entschiede­n.

Auch weil der FCA keinen Stürmer wie Wagner hat. Trotzdem will Manager Reuter auf dem Transferma­rkt nichts mehr unternehme­n. „Das ist nicht das Thema.“Er hofft lieber auf einen fitten Raúl Bobadilla. Vor dem Spiel wurde bekannt gegeben, dass der Vertrag des Argentinie­rs bis 2020 verlängert wurde. Der deutete nach seiner Einwechslu­ng in der 64. Minute an, dass er die Sturmflaut­e beenden kann. Reuter bittet um Geduld mit dem lange verletzten Stürmer: „Man kann nicht erwarten, dass er nach 15 Wochen ohne vernünftig­en Rhythmus nach zwei Wochen wieder auf dem vorigen Niveau ist. Das geht nicht.“

Trotz der Niederlage zum Vorrundena­bschluss sieht Manager Reuter sein Team auf einem guten Weg. „Für uns ist das kein Rückschlag. Die Zuschauer wollen sehen, dass unsere Mannschaft fightet und draufgeht. Und sie akzeptiere­n dann auch, wenn eine gute Mannschaft auf der andere Seite steht.“

Das ist Hoffenheim. Die TSG hat keines der 17 Vorrundens­piele verloren und ist damit als einziges Team der sieben Top-Ligen Europas ungeschlag­en. Und Sandro Wagner ist zusammen mit Timo Werner (RB Leipzig) bester deutscher Torschütze in der Bundesliga. FCA Hitz – Verhaegh, Gouweleeuw, Hinter egger, Stafylidis (64. Bobadilla) – Baier – Schmid, Moravek (73. Hal. Altintop), Koo (46. Kohr), Max – Ji TSG 1899 Baumann – Süle, Vogt, B. Hübner – Zuber, Ochs (46. Kramaric) – Rudy – Demirbay (74. Schär), Amiri (87. Polanski) – S. Wagner, Uth Tore 0:1 S. Wagner (47.), 0:2 Kramaric (64.) SR Schmidt (Stuttgart) Zusch. 24 515

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Fotos (2): Ulrich Wagner Hauptdarst­eller Sandro Wagner (links) lacht. Er ist sich sicher, dass Jonathan Schmid (am Boden) schauspiel­ert. Gerade in der ersten Hälfte kam es beim Spiel zwischen dem FCA und der TSG 1899 Hoffenheim immer wieder zu Unterbrech­ungen.
 ??  ?? Die LED Anzeige verrät es: Raul Bobadil la bleibt bis 2020 beim FCA.
Die LED Anzeige verrät es: Raul Bobadil la bleibt bis 2020 beim FCA.

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