Bereit für die WM
Biathlon In Südtirol zeigen die deutschen Spezialisten, dass sie zum richtigen Zeitpunkt in Form sind. Eine Frau erlebt in Antholz den schönsten Tag ihrer Karriere, wird aber nur als Ersatz nominiert
Antholz Mit der Deutschlandfahne in der Hand fuhr Laura Dahlmeier nach dem souveränen Staffelsieg ihren Teamkollegen jubelnd in die Arme, die sich damit zum großen Favoriten auf WM-Gold aufschwangen. Zweieinhalb Wochen vor der WM krönten Vanessa Hinz, Maren Hammerschmidt, Franziska Hildebrand und Dahlmeier am Sonntag mit dem dritten Staffelsieg im dritten Saisonrennen die gelungene WM-Generalprobe des deutschen Teams.
„Die WM kann kommen. Das ist schon eine Ansage und zeigt, wie stark unser Team ist“, frohlockte Dahlmeier am Sonntag nach dem trotz zwölf Nachladern souveränen Start-Ziel-Sieg. Die 23-Jährige fährt nun im Gelben Trikot der WeltcupGesamtführenden zur WM und hat dort ab 9. Februar als große Favoritin in jedem Rennen eine Medaillenchance.
Bei den Männern war am Sonntag im Massenstart mit Simon Schempp als Siebtem und Erik Lesser auf Rang acht zwar die Luft kräftemäßig raus. Aber einen Tag nach dem grandiosen Staffelsieg blickt Bundestrainer Mark Kirchner nach den „sensationellen Ergebnissen“der letzten drei Wochen zuversichtlich Richtung WM. „Wir haben genügend Selbstvertrauen getankt und können optimistisch sein“, sagte er.
Neben den beiden Staffelsiegen gewann Dahlmeier das Einzelrennen, ehe sie hinter Sensationssiegerin Nadine Horchler im Massenstart den Doppelerfolg perfekt machte. Dazu kamen acht Top-Ten-Plätze. Horchler buchte mit dem Rennen ihres Lebens zwar noch das WMTicket. Sie wird aber nur als Ersatzfrau mit einem eventuellen Einsatz in der zweiten Woche zur Verfügung stehen, wie Bundestrainer Gerald Hönig sagte. Sie läuft nächste Woche bei der EM in Polen und wird dann zu Hause trainieren.
Einen Tag nach dem packenden Staffelsieg inklusive Fotofinish von Schlussläufer Simon Schempp war bei den Deutschen im Massenstart der Akku aber leer. „Nach der dritten Runde war der Ofen komplett aus“, sagte Schempp. Kurz regene- rieren und dann geht der Blick Richtung WM – und da haben die Deutschen große Ziele. „StaffelGold ist unser Ziel. Und wenn man in der Staffel Gold anpeilt, ist man auch in der Lage, als Team in den Einzelrennen vorne anzugreifen“, sagte Lesser. Auch Schempp ist optimistisch: „Wir sind wirklich gut drauf.“
Unterdessen hat sich der Biathlon-Weltverband IBU dem massiven Druck der Skijäger gebeugt und will auf einem Krisengipfel schärfere Anti-Doping-Regeln beschließen. Der Außerordentliche Kongress wird noch vor dem Start der WM am 9. Februar stattfinden, die neuen Bestimmungen sollen dann schon bei den Titelkämpfen in Hochfilzen greifen.
Seit Wochen fordern die Athleten schärfere Bestrafungen für Dopingsünder und die können nur auf der Außerordentlichen Sitzung beschlossen
„Wir haben genügend Selbst vertrauen getankt und können optimistisch sein.“
Männertrainer Mark Kirchner „Wir hoffen nun, dass wir mit neuen Regeln in die WM gehen.“Ole Einar Björndalen zur Dopingproblematik
werden. IBU-Präsident Anders Besseberg hatte am Samstag nach einer Krisensitzung des Vorstandes verkündet, dass die IBU das Verfahren gegen 22 der insgesamt 29 des Dopings beschuldigten russischen Biathleten mangels Beweisen einstellt. Am 9. Februar wollte die IBU über einen Außerordentlichen Kongress sprechen. Einen Termin hatte Besseberg aber offen gelassen. Weil aber am Samstagabend die Athleten erneut ihrem Unmut Luft machten und nach Aussage von Athletensprecher Ole Einar Björndalen bis in die Nacht mit der IBU redeten, reagierte der Weltverband am Sonntagmorgen. „Wir hoffen nun, dass die neuen Beschlüsse gefasst werden und wir mit neuen Regeln in die WM gehen“, sagte Björndalen.
Der nächste ordentliche Kongress hätte erst 2018 stattgefunden – das war für die Athleten in dieser Situation nicht hinnehmbar. Die IBU leitete zudem ein formales Verfahren gegen den russischen Verband RBU ein. Der muss bis zum 5. Februar Stellung zu den sieben Sportlern, gegen die weiter ermittelt wird, und zu seiner Rolle im Skandal um mutmaßliches Staatsdoping beziehen. Dann soll über weitere Maßnahmen entschieden werden.