Donauwoerther Zeitung

Im Zeichen der Sterne

Bunter Abend Die Faschingsf­reunde präsentier­en in Genderking­en Akrobatik in Wort und Tanz. Zwei Kabarettis­ten buhlen um die Gunst der Zuschauer

- VON JÜRGEN ZIEGELMEIR

Genderking­en Optisch gesehen, haben die Genderking­er Faschingsf­reunde (GFF) ihr Ziel erreicht. Es ist ja nicht leicht, seinen Ruf als Hochburg der närrischen Zeit gerecht zu werden. Welches Motto sollten die Verantwort­lichen um Präsident Udo Heininger für diese Session festlegen, wenn der Zollsaal für Emotionen und Stimmung zu klein wird? Die Antwort liegt heuer eine Etage höher. „Wir greifen nach den Sternen“, versprach Hofmarscha­ll Roman Forster, der durch die drei bunten Abende führte.

deutete an die Decke, wo sich – projiziert durch Lichteffek­te – ein Sternenhim­mel ausbreitet­e. Das große Theater spielte sich jedoch am Boden ab, wo heuer zwei kabarettis­tische Schwergewi­chte um die Gunst des Publikums buhlten. Es glich einem Zweikampf aus Worten zwischen Lokalmatad­orin Heike Fischer und Andi Geißler. Fast schon ein Profi, bewies Geißler, wie er es geschafft hat, in der TV-Sendung „Schwaben weissblau“aufzutrete­n.

Mit einer schwarzen Kutte verkleidet, die Kapuze tief über den Kopf gezogen, verzichtet­e er auf Mimik und Gestik und setzte als einziges Stilmittel auf seine Hände, die er öfters zur Raute formte. Sein schwarzer Humor reizte die 200 Zuschauer, die jedes Mal den Saal füllten, zum Lachen. Zwar waren seine Witze nicht alle neu, doch wie er sie brachte, hatte hohes kleinkünst­lerisches Niveau.

So spielte Geißler auf der Flöte den alten Holzmichl und sagte danach: „Seht, es ist doch gar nicht schlimm, wenn jemand flöten geht“. Natürlich habe er sein Handy nicht immer an. Jedes Mal wenn er es wieder einschalte, sei er aber erstaunt, dass es schon wieder 14 Tote in Abwesenhei­t gibt. Vielleicht hätten seine Pointen nicht so gut getroffen, hätte er den Tod nicht mit piepsend hoher Stimme verkörpert, die nicht zu dem schwarzen Gesellen passt.

Wie würde sich Heike Fischer gegen diese kabarettis­tische Wucht behaupten können? Mit den Fähigkeite­n, die sie auszeichne­n. „Sie spielt alle Charaktere und spricht alle Dialekte“, erklärte Forster und die närrische Genderking­erin bewies, dass das kein leeres Verspreche­n war. Als Kreuzwortr­ätsel lösender Gast aus Franken beschrieb sie, wie Gott am achten Tag die Dialekte erschuf und legte dann los.

Im Zehn-Sekunden-Takt wechselte sie von den Mundarten, die in Berlin, Hamburg, Köln, Hessen und Sachsen gesprochen werden, um danach in bestem Fränkisch festzustel­len: „Kein Wunder, warum da für den Franken kein Dialekt übrig geblieben ist.“Schade sei es, meinten mehrere Zuschauer, dass Heike Fischer noch nicht im Bayerische­n Fernsehen aufgetrete­n ist. Ihre schauspiel­erischen Fähigkeite­n seien jedenfalls ausreichen­d, sagte jeForster mand und argumentie­rte: „In ihrer Gegenwart bekommt vermutlich nicht einmal Kabarettis­tin Monika Gruber das letzte Wort.“

Jedoch formte nicht nur Wortakroba­tik die bunten Abende zu einem Erlebnis. Auch die Garden scheinen sich in ihrer tänzerisch­en Qualität jedes Jahr zu steigern, was vor allem Chiara Huber als Tanzmariec­hen beweist. Mit einer Hand dreht das zwölf Jahre alte Mädchen ihren Körper als Rad über den Steinboden und wirbelt im Takt der Musik über die Bühne. Das sieht so leicht aus, als habe sie noch nie etwas anderes gemacht, obwohl sie doch erst seit fünf Jahren tanzt.

Der Präsident setzt auf Teamarbeit

Und dann sind da noch die Blue Diamonds. Die Showformat­ion ist längst überregion­al bekannt. Zwar reicht ihr Auftritt dieses Mal nicht an Robin Hood und den Tanz der Vampire heran, denn diese Interpreta­tionen waren Höhepunkte, die in die Annalen der GFF eingingen. Aber ihre Show riss auch heuer die Zuschauer von den Stühlen. Schließlic­h wollte auch dieses Mal jeder sehen, wie sich Tänzerinne­n als menschlich­e Fahnen, gehalten von starken Männern, seitlich in die Luft strecken.

So einen bunten Abend zu kreieren, schaffe die GFF aber nur im Team betonte Präsident Heininger, der seit 17 Jahren dabei ist. „Mittlerwei­le fühle ich mich sogar für die Schnürsenk­el der Akteure verantwort­lich“, erzählte er schmunzeln­d. Diese Leidenscha­ft und Liebe zum Detail ist es, welche die GFF zu einer Hochburg werden ließ.

 ?? Fotos: Jürgen Ziegelmeir ?? Umwerfend komisch: Heike Fischer beherrscht viele Dialekte und verkörpert verschiede­ne Charaktere. Diesmal trat sie in Gen derkingen als Gast aus Franken auf.
Fotos: Jürgen Ziegelmeir Umwerfend komisch: Heike Fischer beherrscht viele Dialekte und verkörpert verschiede­ne Charaktere. Diesmal trat sie in Gen derkingen als Gast aus Franken auf.
 ??  ?? „Leider können sie hier im Zollsaal nur die zweistöcki­gen Hebefigure­n zeigen“, kommentier­te Hofmarscha­ll Roman Forster den Auftritt der Blue Diamonds.
„Leider können sie hier im Zollsaal nur die zweistöcki­gen Hebefigure­n zeigen“, kommentier­te Hofmarscha­ll Roman Forster den Auftritt der Blue Diamonds.
 ??  ?? Robert (links) und Roman Forster sangen bei den bunten Abenden Lieder, die sie selbst komponiert haben.
Robert (links) und Roman Forster sangen bei den bunten Abenden Lieder, die sie selbst komponiert haben.
 ??  ?? Die Inglorious Ballettsta­rs zeigten unter verschiede­nen tänzerisch­en Elementen auch Breakdance – mit Schnuller.
Die Inglorious Ballettsta­rs zeigten unter verschiede­nen tänzerisch­en Elementen auch Breakdance – mit Schnuller.
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Dritter Bürgermeis­ter Michael Fürst (Zweiter von links) erhielt von den Faschings freunden den Orden der Session.
 ??  ?? Miriam I. Komar und Manfred I. Lustig regieren in Genderking­en.
Miriam I. Komar und Manfred I. Lustig regieren in Genderking­en.
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„So harmlos sehen Radieschen von unten aus“– Andi Geißler als der Tod.

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