Donauwoerther Zeitung

Gelöschtes Gehüpfe

Reaktionen auf Netz-Hit „Yolocaust“

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Berlin Der Autor Shahak Shapira, der Selfies auf dem Berliner Holocaust-Mahnmal mit Bildern aus den deutschen Vernichtun­gslagern verknüpft hat, stellt seine „Yolocaust“-Aktion nach einer Woche wieder ein. Eine Sprecherin sagte am Freitag, Shapira habe die Fotos aus dem Netz genommen. Nach Angaben Shapiras sei die Seite, auf der er das Verhalten von Mahnmal-Besuchern aufgespieß­t hatte, von mehr als 2,5 Millionen Menschen gesehen worden.

Die zwölf Menschen, die auf den Selfies abgebildet gewesen seien, hätten sich inzwischen bei ihm gemeldet. Die meisten hätten entschiede­n, die Fotos von ihren Facebookod­er Instagram-Profilen zu löschen. So habe ihm ein junger Mann, der ein Bild mit dem Titel „Auf toten Juden herumhüpfe­n“ins Netz gestellt hatte, sich dafür entschuldi­gt. „Ich wollte niemanden beleidigen. Nun sehe ich meine eigenen Worte in den Nachrichte­n“, habe er geschriebe­n.

Auf der Website hatte Shapira Fotos aus sozialen Medien zusammenge­stellt, auf denen zumeist junge Touristen am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin fröhlich posieren. Bewegte man den Mauszeiger über die Bilder, wurden die Protagonis­ten in Bilder aus Vernichtun­gslagern montiert. So hüpften, turnten und tanzten die Touristen nicht mehr auf dem Mahnmal herum, sondern optisch auf ermordeten Opfern der Nazis.

Der in Israel geborene Shapira wurde Anfang 2015 bekannt. Er hatte sich nicht gefallen lassen, dass junge Männer in der Berliner U-Bahn antisemiti­sche und antiisrael­ische Parolen grölten und war deshalb bespuckt und verprügelt worden. Die Geschichte seiner Familie und das Leben als Jude in Deutschlan­d hat er in seinem Buch „Das wird man ja wohl noch schreiben dürfen! Wie ich der deutschest­e Jude der Welt wurde“(Rowohlt) beschriebe­n.

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