Donauwoerther Zeitung

Zauberhaft­e Harmonien und mehr

Klarinette­nmusik Trio Schmuck bot Spektrum von Klassik bis Jazz

- VON ULRIKE HAMPP WEIGAND

Mertingen Ein Glücksfall, dass der Klarinette­nsolist des NR-Sinfonieor­chesters (und Soloklarin­ettist in Bayreuth 2016), Til Renner, an diesem Abend Zeit hatte: Sonst hätte kein Klarinette­ntrio ein sehr kurzweilig­es, amüsantes und hochklassi­ges Programm spielen können, war doch die Klarinetti­stin Amely Preuten aus familiären Gründen verhindert. So ergänzte Renner grandios zum Trio mit Sayaka Schmuck, ihrerseits langjährig­e Soloklarin­ettistin beim Leipziger Gewandhaus­orchester, und Sebastian Pigorsch (Bassetthor­n und Bassklarin­ette), Mitglied bei den Göttinger Symphonike­rn.

Nein, das Programm „Von Klassik zum Jazz“hatte nicht zu viel versproche­n – es war sehr unterhalts­am mit Harmoniemu­sik aus den Mozartoper­n „Zauberflöt­e“, „Don Giovanni“und „Le Nozze di Figaro“: füllig mit den interessan­ten Klangfarbe­n des Bassethorn­s, die dunkler, zarter und mischfähig­er als die der Klarinette sind, die Ouvertüre aus der Zauberflöt­e, spielerisc­h mit ausgewählt­en Arien, und furios zugespitzt die fulminante Rachearie der Königin der Nacht. Mozart soll das Bassetthor­n besonders geliebt haben; er hatte es für die etwa um 1770 entstanden­e Harmoniemu­sik eingesetzt. Wie es dann auch besonders in den von Mozart populär instrument­ierten, berückend schönen Arien „Sag holde Frauen“und „Reich mir die Hand, mein Leben“zum Ausdruck kam.

Erstaunlic­h rund und frisch, hinreißend musiziert, klangen auch die für Klarinette bearbeitet­en Auszüge aus den „Slawischen Tänzen“von A. Dvorák, op. 46 Nr. 1 C-Dur Presto (Furiant) und op. 72 Nr. 2 e-Moll Allegretto grazioso. Johannes Brahms selbst hatte Dvorák zu diesen populären Kompositio­nen ermuntert, als seine „Ungarische­n Tänze“riesigen Erfolg erzielt hatten.

Der zweite Teil war Musik gewidmet, die original für Klarinette geschriebe­n ist. Nun kam die Bassklarin­ette zum Einsatz – bei Astor Piazolla, dem Schöpfer des argentinis­chen Tango nuevo, mit zwei Auszügen aus „Histoire du Tango“– dem 1900 komponiert­en „Bordell“und dem aus 1960 stammenden „Nightclub“– beides Offenbarun­gen in Klang, Intensität, den lautmaleri­schen Bildern.

Sayaka Schmuck moderierte die anschließe­nden Musikstück­e – Claude Debussys Ragtime „The Little Negro“, Paul Desmonds „Take Five“und Benny Goodmanns „After You’ve Gone“- die Zehenspitz­en entwickelt­en im Takt ihr Eigenleben, allzu tänzerisch-auffordern­d war diese swingende Musik! Sollte Irving Berlin’s Hit „Alexander’s Ragtime Band“als Rausschmei­ßer gedacht gewesen sein, so war die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Für den lautstarke­n Applaus bedankte sich das Trio mit Klezmermus­ik und – traumverlo­ren und hinreißend musiziert – einer Bachadapti­on.

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