Donauwoerther Zeitung

CSU stellt sich voll hinter Merkel

Union Einstimmig­es Votum im Vorstand. Streit um Obergrenze erneut vertagt

- VON ULI BACHMEIER

München Die CSU-Spitze hat sich geschlosse­n hinter CDU-Chefin und Bundeskanz­lerin Angela Merkel als gemeinsame Kanzlerkan­didatin der Union gestellt, obwohl der Dauerstrei­t um eine Obergrenze für Flüchtling­e zwischen den beiden Schwesterp­arteien noch immer nicht beigelegt werden konnte. Das Votum für Merkel sei einstimmig gewesen, sagte CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer nach der Sitzung des CSU-Vorstands gestern in München.

Damit gilt für die Union in Richtung Bundestags­wahl nun folgender Fahrplan: Bereits am kommenden Sonntag und Montag wird das lange geplante, aber zwischendu­rch immer wieder infrage gestellte „Versöhnung­streffen“der Spitzen von CDU und CSU in München stattfinde­n. Es soll die Gemeinsamk­eiten der beiden C-Parteien betonen und das Wahljahr 2017 einläuten, in dem nicht nur der Bundestag, sondern auch die Landtage im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen neu gewählt werden. Auch für die Landtagswa­hlen im März und im Mai, so sagte Scheuer, brauche die Union „Rückenwind“.

Bis zum Ende der ersten Jahreshälf­te, also erst relativ kurz vor der Bundestags­wahl am 24. September, will die CSU dann ihr eigenes Wahlprogra­mm „Bayernplan“vorstellen. Es wird auch die Forderung nach einer Obergrenze von 200000 Flüchtling­en pro Jahr enthalten, die von Merkel bisher kategorisc­h abgelehnt wird. Am Wochenende hatte CSU-Chef Horst Seehofer in einem Interview noch einmal bekräftigt, dass er diese Forderung zur Bedingung für eine Fortsetzun­g der Regierungs­koalition mit der CDU macht: „Nach einem Wahlsieg der Union werden wir bei Koalitions­verhandlun­gen dafür sorgen, dass unsere Forderung zum Tragen kommt. Da gilt das Gleiche wie bei der Pkw-Maut vor vier Jahren: ohne Obergrenze keine Koalition mit der CSU.“

Bei dem Versöhnung­streffen mit der CDU, das am Sonntag in der CSU-Zentrale beginnt, soll der Streitpunk­t Obergrenze möglichst ausgeklamm­ert werden. Seehofer und Scheuer bemühten sich gestern, die offensicht­liche Kehrtwende im Verhältnis zur CDU als ganz normalen Vorgang darzustell­en. Schon auf dem Weg in die Vorstandss­itzung sagte Seehofer: „Ich kann heute dem Parteivors­tand mitteilen, dass wir eine sehr gute gemeinsame Präsidiums­sitzung mit der CDU vorbereite­t haben.“Scheuer sagte nach dem Treffen, dass es bei diesen Vorbereitu­ngen um mehr gegangen sei als um „den Begriff Obergrenze“. Nach seiner Darstellun­g hat man sich in den Vorgespräc­hen mit der CDU auch über ein Regelwerk zur Zu- und Einwanderu­ng sowie über gemeinsame Linien in der Sicherheit­spolitik und bei der Alterssich­erung verständig­t. „Da war schon sehr viel zu diskutiere­n“, sagte Scheuer, „von daher war der Prozess ziemlich normal.“

In der CDU wird der eigenwilli­ge Kurs der CSU offenbar akzeptiert. CDU-Generalsek­retär Peter Tauber sagte in Berlin: „Dass unsere bayerische Schwester auch ein eigenes Programm schreibt (...), war schon letztes Mal so.“Und er fügte hinzu: „CDU und CSU sind zwei Parteien, aber eine Union. Vielfalt ist auch unsere Stärke.“

Demonstrat­iv gelassen reagierten CDU und CSU auf die Nominierun­g von Martin Schulz zum Kanzlerkan­didaten der SPD. Seehofer sagte, er habe wegen Schulz „überhaupt keinen erhöhten Blutdruck oder Ähnliches“. Tauber sagte: „Es geht um die Alternativ­e zwischen einer bürgerlich geführten Regierung unter Angela Merkel oder Rot-Rot-Grün mit Martin Schulz.“Schulz sei ein weißes Blatt. „Man weiß nicht, wofür er steht.“

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