Kann Trump Amerika mehr Wohlstand bringen?
Leitartikel Der US-Präsident bastelt an einer seltsamen Wirtschaftspolitik. Er nimmt Maß am Steuersenker Reagan, verteufelt aber den Freihandel. Das passt alles nicht zusammen
Donald Trump, ein Mann ohne Maß und Diplomatie, stößt die liberale Welt vor den Kopf. Er spaltet. Seine Worte sind wie Axthiebe. Ehe er ausholt, sollen Drohungen und Erpressungen einschüchternd wirken. Trump tritt als Dealmaker auf, wie ein Geschäftsmann, der durch eine gerissene Verhandlungstaktik das Maximum herauszuholen versucht, ohne dabei auf seinen Ruf zu achten.
Der Amerikaner ist das Gegenteil eines ehrbaren Kaufmanns, der auf langfristige Geschäftsbeziehungen aus ist. Es wäre aber zu einfach, den verstörenden US-Präsidenten als wirtschaftlichen Amokläufer abzutun, dessen Politik durch und durch negativ zu beurteilen ist.
So zeigt eine Betrachtung der ökonomischen Absichten Trumps Parallelen zu einem anderen USPräsidenten auf, der wegen seiner Schauspieler-Vergangenheit ebenfalls verspottet wurde. Es handelt sich um Ronald Reagan, der von 1981 bis 1989 das Amt innehatte. Dessen angebotsorientierte Wirtschaftspolitik – bekannt als Reaganomics – will Trump nacheifern. Das ist an sich kein Fehler, gewinnen Firmen durch geringere Steuern und den Abbau von Bürokratie doch Freiräume, um mehr zu verdienen und neue Jobs zu schaffen. Wenn Trump zudem die Unternehmenssteuern senkt, könnten vaterlandslose Riesen wie Apple und Amazon im Ausland geparkte Milliarden in die USA zurücklotsen.
Reagan jedenfalls hatte nach anfänglichen Schwierigkeiten durchaus Erfolg, den Wohlstand Amerikas wieder zu mehren. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack seiner Amtszeit, weil er – wie später auch Bill Clinton – im Überschwang des Vorschriften-Abbaus den Zockern an den Finanzmärkten zu viel Freiheit gewährt hat. Das führte mit zur Finanzkrise des Jahres 2008. Damals ging nicht nur die US-Investmentbank Lehman pleite. Auch das Vertrauen vieler in den Kapitalismus schwand zunehmend. Dass Trump mit seinen Trumponomics nach Jahren der Regulierung, also Zähmung der Investmentbanker unter Obama, ausgerechnet in die entgegengesetzte Richtung marschiert, weckt böse Ahnungen.
Der US-Präsident kann der Versuchung nicht widerstehen, einen Deal mit den Investmentbankern von Goldman Sachs & Co zu schließen, um sich deren Gunst zu erkaufen. Er tappt in die ReaganFalle und nimmt Anlauf auf eine noch größere: Trump glaubt in naiver Weise, dass sich die Uhr der Globalisierung zurückdrehen lässt. Mit Zöllen will er den Freihandel eindämmen, Investitionen in Amerika dadurch attraktiver gestalten und Arbeitsplätze schaffen.
Das mag in Einzelfällen funktionieren, insgesamt birgt eine solch reaktionäre Wirtschaftspolitik mehr Nach- als Vorteile. Denn die Welt ist eine riesige Fabrik. Das sagt der amerikanische Experte Dennis Snower, der das Kieler Institut für Weltwirtschaft leitet. Da kommen Autoteile aus Deutschland, andere aus Frankreich und natürlich aus dem preiswerteren Tschechien.
Das Tschechien der USA heißt Mexiko. Davon profitieren Verbraucher, weil sie günstigere Autos kaufen können. Auch die USWirtschaft zog Vorteile aus den guten Beziehungen zum Nachbarland. Nach Kanada ist Mexiko der zweitwichtigste Exportmarkt für die USA. Einen solchen Partner demütigen kluge Politiker nicht mit Zöllen und einer Mauer. Sie verhängen auch keine Einreisestopps gegen Bewohner missliebiger Länder. Und sie bezichtigen wirtschaftlich erfolgreiche Staaten wie Deutschland nicht plump der Ausbeutung.
Am Ende bleibt allein die nur vage Hoffnung, dass Trump vom Hauruck-Politiker zum Pragmatiker heranreift. Denn sein jetziger seltsamer wirtschaftspolitischer Mix wird Amerika zurückwerfen und weltweit Schaden anrichten.
Ein Dealmaker ist das Gegenteil von einem Kaufmann