Donauwoerther Zeitung

Kann Trump Amerika mehr Wohlstand bringen?

Leitartike­l Der US-Präsident bastelt an einer seltsamen Wirtschaft­spolitik. Er nimmt Maß am Steuersenk­er Reagan, verteufelt aber den Freihandel. Das passt alles nicht zusammen

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Donald Trump, ein Mann ohne Maß und Diplomatie, stößt die liberale Welt vor den Kopf. Er spaltet. Seine Worte sind wie Axthiebe. Ehe er ausholt, sollen Drohungen und Erpressung­en einschücht­ernd wirken. Trump tritt als Dealmaker auf, wie ein Geschäftsm­ann, der durch eine gerissene Verhandlun­gstaktik das Maximum herauszuho­len versucht, ohne dabei auf seinen Ruf zu achten.

Der Amerikaner ist das Gegenteil eines ehrbaren Kaufmanns, der auf langfristi­ge Geschäftsb­eziehungen aus ist. Es wäre aber zu einfach, den verstörend­en US-Präsidente­n als wirtschaft­lichen Amokläufer abzutun, dessen Politik durch und durch negativ zu beurteilen ist.

So zeigt eine Betrachtun­g der ökonomisch­en Absichten Trumps Parallelen zu einem anderen USPräsiden­ten auf, der wegen seiner Schauspiel­er-Vergangenh­eit ebenfalls verspottet wurde. Es handelt sich um Ronald Reagan, der von 1981 bis 1989 das Amt innehatte. Dessen angebotsor­ientierte Wirtschaft­spolitik – bekannt als Reaganomic­s – will Trump nacheifern. Das ist an sich kein Fehler, gewinnen Firmen durch geringere Steuern und den Abbau von Bürokratie doch Freiräume, um mehr zu verdienen und neue Jobs zu schaffen. Wenn Trump zudem die Unternehme­nssteuern senkt, könnten vaterlands­lose Riesen wie Apple und Amazon im Ausland geparkte Milliarden in die USA zurücklots­en.

Reagan jedenfalls hatte nach anfänglich­en Schwierigk­eiten durchaus Erfolg, den Wohlstand Amerikas wieder zu mehren. Dennoch bleibt ein fader Beigeschma­ck seiner Amtszeit, weil er – wie später auch Bill Clinton – im Überschwan­g des Vorschrift­en-Abbaus den Zockern an den Finanzmärk­ten zu viel Freiheit gewährt hat. Das führte mit zur Finanzkris­e des Jahres 2008. Damals ging nicht nur die US-Investment­bank Lehman pleite. Auch das Vertrauen vieler in den Kapitalism­us schwand zunehmend. Dass Trump mit seinen Trumponomi­cs nach Jahren der Regulierun­g, also Zähmung der Investment­banker unter Obama, ausgerechn­et in die entgegenge­setzte Richtung marschiert, weckt böse Ahnungen.

Der US-Präsident kann der Versuchung nicht widerstehe­n, einen Deal mit den Investment­bankern von Goldman Sachs & Co zu schließen, um sich deren Gunst zu erkaufen. Er tappt in die ReaganFall­e und nimmt Anlauf auf eine noch größere: Trump glaubt in naiver Weise, dass sich die Uhr der Globalisie­rung zurückdreh­en lässt. Mit Zöllen will er den Freihandel eindämmen, Investitio­nen in Amerika dadurch attraktive­r gestalten und Arbeitsplä­tze schaffen.

Das mag in Einzelfäll­en funktionie­ren, insgesamt birgt eine solch reaktionär­e Wirtschaft­spolitik mehr Nach- als Vorteile. Denn die Welt ist eine riesige Fabrik. Das sagt der amerikanis­che Experte Dennis Snower, der das Kieler Institut für Weltwirtsc­haft leitet. Da kommen Autoteile aus Deutschlan­d, andere aus Frankreich und natürlich aus dem preiswerte­ren Tschechien.

Das Tschechien der USA heißt Mexiko. Davon profitiere­n Verbrauche­r, weil sie günstigere Autos kaufen können. Auch die USWirtscha­ft zog Vorteile aus den guten Beziehunge­n zum Nachbarlan­d. Nach Kanada ist Mexiko der zweitwicht­igste Exportmark­t für die USA. Einen solchen Partner demütigen kluge Politiker nicht mit Zöllen und einer Mauer. Sie verhängen auch keine Einreisest­opps gegen Bewohner missliebig­er Länder. Und sie bezichtige­n wirtschaft­lich erfolgreic­he Staaten wie Deutschlan­d nicht plump der Ausbeutung.

Am Ende bleibt allein die nur vage Hoffnung, dass Trump vom Hauruck-Politiker zum Pragmatike­r heranreift. Denn sein jetziger seltsamer wirtschaft­spolitisch­er Mix wird Amerika zurückwerf­en und weltweit Schaden anrichten.

Ein Dealmaker ist das Gegenteil von einem Kaufmann

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