Ab sofort sind alle verdächtig
Donald Trump verteilt gerne Stempel: Politische Gegner sind für ihn Verräter, kritische Journalisten die „niedrigste Form des Lebens“. Und Menschen, deren Wurzeln einfach nur in einem falschen Land liegen, hält er grundsätzlich für bedrohlich.
Welch groteske Züge dieses schlichte Freund-Feind-Denken annehmen kann, zeigt der Fall eines fünfjährigen Buben. Er wird bei der Einreise stundenlang festgehalten, muss angeblich sogar Handschellen tragen. Ein Kind! In normalen Zeiten würde man vermuten, dass da ein Sicherheitsbeamter überreagiert hat. Aber die Zeiten sind nicht normal und das Kind hat zwar offenbar einen amerikanischen Pass, aber eben auch iranische Vorfahren. Damit ist selbst ein Fünfjähriger in Trumps Welt ein potenzieller Terrorist – Stempel drauf, so einfach ist das.
Der Sprecher des Präsidenten hat mit seiner eiskalten Reaktion deutlich gemacht, was da auf uns zukommt: Das Weiße Haus verkehrt das Prinzip der Unschuldsvermutung ins Gegenteil. Wer die falsche Hautfarbe hat oder den falschen Glauben, wer den falschen Beruf hat oder eine falsche Meinung vertritt, steht ab sofort unter Generalverdacht. Welch ein Wahnsinn in einem Land, das einst der Inbegriff von Offenheit und Freiheit war.