Donauwoerther Zeitung

Kein Platz für neue Wohnungen?

Städtebau Die Grünen im Landtag machen gegen zusätzlich­en Flächenver­brauch mobil. Sie stehen mit ihrer Kritik aber allein da

- VON ULI BACHMEIER

München Seit Jahren schon hinkt der Wohnungsba­u in den Wachstumsr­egionen Deutschlan­ds und Bayerns dem Bedarf hinterher. Ein Hemmnis dabei sind strenge Vorschrift­en im Baurecht. Die Bundesregi­erung will nun einige Vorschrift­en lockern, um den Städten mehr Möglichkei­ten zu verschaffe­n – und schießt damit nach Ansicht der Grünen im Landtag weit übers Ziel hinaus. Sie befürchten, dass der ohnehin schon übermäßige Flächenver­brauch noch weiter steigen und das eigentlich­e Ziel des Gesetzes, etwas für die Belebung der Innenstädt­e zu tun, ins Gegenteil verkehrt wird.

Der entscheide­nde Fehler des Gesetzentw­urfs ist nach Ansicht des Umweltpoli­tikers Christian Magerl (Grüne), dass das beschleuni­gte Verfahren für einen Bebauungsp­lan nicht nur in den Innenstädt­en, sondern auch für Baugebiete im Außenberei­ch bis zu einem Hektar Größe gelten soll, die direkt an den Ortsrand anschließe­n. Damit könnten nach seiner Schätzung in Bayern auf die Schnelle 42 000 Hektar Land zusätzlich verbaut werden – ohne Umweltvert­räglichkei­tsprüfung und ohne Ausgleichs­flächen für den Naturschut­z. Der Flächenver­brauch könnte sich so fast verdreifac­hen.

Die Chance, dass seine Kritik Gehör findet, ist gering. Bei der CSU zeigt man sich überzeugt, dass dem Wohnungsma­ngel anders nicht beizukomme­n ist. Der schwäbisch­e CSU-Abgeordnet­e Georg Nüßlein, der als Fraktionsv­ize der Union im Bundestag das Gesetz mit ausgehande­lt hat, verweist auf das Ziel der Bundesregi­erung, pro Jahr 400000 Wohnungen zu schaffen. Nur in den Innenstädt­en sei das nicht möglich. „Wenn ich ein politische­s Ziel definiere und dann die Rahmendate­n so stecke, dass ich es nicht erreichen kann, dann macht das keinen Sinn“, sagt Nüsslein und fordert „Vertrauen in die Kommunalpo­litik, dass das nicht zulasten der Natur geht“.

Auch CSU, SPD und Freie Wähler im Landtag unterstütz­en den Gesetzentw­urf. „Es ist der richtige Weg, um den Bedarf an Wohnungen zu decken“, sagt Andreas Lotte (SPD). Joachim Hanisch (Freie Wähler) setzt „auf die Vernunft der kommunalen Selbstverw­altung – auch im Außenberei­ch“. Und Erwin Huber (CSU) fügt hinzu: „Wir wollen das Bauen auch im ländlichen Raum erleichter­n, damit Einheimisc­he die Möglichkei­t haben, zu einem Eigenheim zu kommen.“

Auf Unverständ­nis stößt die Kritik der Grünen auch bei Praktikern wie dem Neu-Ulmer Oberbürger­meister Gerold Noerenberg (CSU). In Neu-Ulm, so sagt er, sei die Liste der Wohnungssu­chenden lang und der Bedarf an Sozialwohn­ungen groß. Die letzte Lücke werde gerade bebaut. „Ich hab dann schlichtwe­g nichts mehr im Innenberei­ch.“Er könne den Grünen gerne die Pläne vorlegen.

Unterstütz­t wird der Gesetzentw­urf auch vom Bayerische­n Städtetag – allerdings mit einer Ausnahme: Im Außenberei­ch sollte kein Eigenheimb­au, sondern, um Platz zu sparen, nur Geschosswo­hnungsbau zugelassen werden. »Kommentar

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Mehr Wohnungen: Damit dieses Ziel er reicht wird, sollen einige Vorschrift­en gelockert werden.
Foto: Peter Fastl Mehr Wohnungen: Damit dieses Ziel er reicht wird, sollen einige Vorschrift­en gelockert werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany