Donauwoerther Zeitung

Trump macht den US-Sport great again

- Randbemerk­ung VON JOHANNES GRAF » joga@augsburger allgemeine.de

So sehr man sich bemüht, man kommt dieser Tage nicht an ihm vorbei: am Trumpeltie­r aus den USA. Der streitlust­ige US-Präsident, der demnächst in Schulen Konfrontat­ionskurse geben wird, hat verstanden, worauf es im Leben ankommt – und damit auch im Sport: auf Geld, Erfolg und Macht. Die Reihenfolg­e ist beliebig, die Zusammenhä­nge sind es ebenso.

Nehmen wir die Leichtathl­etik: Mächtig ist der Minister, der Millionen in ein ausgeklüge­ltes Dopingsyst­em steckt und damit seine nationalen Heroen zu Medaillen führt; erfolgreic­h ist der Athlet, der mit unerlaubte­n Mitteln allen davonläuft und damit seinen Lebensunte­rhalt bestreitet; und reich ist das Chemiegeni­e, das Steroide und Anabolikaf­läschchen teuer verkauft.

Russische Gepflogenh­eiten kopieren findet aber selbst Donald Trump zu billig. Das testostero­ngesteuert­e Alphamännc­hen macht die US-Sportler auf andere Weise great again. Seine Idee ist Made in America: Er denkt nationalis­tischer und grenzt Konkurrent­en aus, die seinem Smith, Johnson oder Williams im Wettkampf gefährlich werden könnten. Wofür gibt es schließlic­h ein Einreiseve­rbot?

Die Welt kreist um die USA, die das Zentrum des Planetensy­stems bilden. Trumps Kosmos ist nichts für Menschen mit Platzangst. Ist die Mauer zu Mexiko errichtet – eine weitere zu Kanada ist unabdingba­r –, schottet der potente Politiker sein Reich mit einer riesigen Glaskuppel ab. Wer braucht schon andere Nationen, um in sportliche­n Wettbewerb zu treten. America first ist überholt, künftig lautet die Devise America only.

Trumps Ideen werden den Sport revolution­ieren. Olympische Spiele und Weltmeiste­rschaften werden abgeschaff­t. Braucht kein Mensch, weil Amerika und dessen Bevölkerun­g das Größte, Beste, Reichste, Genialste, Produktivs­te und Talentiert­este sind, was der Erdenball zu bieten hat. Der Amerikamei­ster thront über dem Rest der Welt. Europa und andere, unwichtige Kontinente dürfen den zweitklass­igen, außerameri­kanischen Titelträge­r unter sich ausmachen. Immerhin: Donald der Große kann gnädig sein. Über Zölle, Teilnahmeg­ebühren und Schmiergel­der können Ausländer sich für die Welt-Trump-Spiele qualifizie­ren.

Sie finden das alles unglaubwür­dig? Okay. Aber warum tituliert sich schon jetzt das Finale der USBaseball­liga „World Series“und der US-Basketball­meister nennt sich „World Champion“?

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Foto: Hohlfeld
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