Donauwoerther Zeitung

Ein neues Kapitel für die PI Rain

Polizei In der Dienststel­le der Lechstadt gibt es einen Wechsel an der Spitze. Engelbert Seider geht in den Ruhestand, Nachfolger Ralf Schurius tritt heute seinen Dienst an. Warum die kleine PI noch immer ihre Daseinsber­echtigung hat

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Man schrieb das Jahr 1976. „Frischling“Engelbert Seider gehörte damals seit gerade mal drei Jahren zur Polizei. Er hatte seinen Ausbildung­sbeginn bei der siebten Polizeihun­dertschaft in Eichstätt hinter sich, ebenso weitere Stationen in Rothenburg und bei der Landpolize­istation Gersthofen, als ein einschneid­ender Garderoben­wechsel anstand: Die bis dahin gültigen Filzunifor­men wurden ausgemuste­rt. Engelbert Seider gehörte zu den ersten Beamten überhaupt, die neu eingekleid­et wurden – in Moosgrün und Beige. Er erinnert sich: „Das war genau im Februar 1976.“

Gut 40 Jahre später ist nun die Moosgrüne ebenfalls ein Auslaufmod­ell. Bayerns Polizei rüstet bekanntlic­h um auf Dunkelblau. Und gleichzeit­ig mit der alten Uniform – die ja seinerzeit seine nagelneue war – hat zufällig auch Engelbert Seider ausgedient. Zum 31. Januar 2017 ging der Leiter der Polizeiins­pektion Rain jetzt in den Ruhestand. Gestern fand im Rainer Schloss der offizielle Festakt statt, im Rahmen dessen Polizeiprä­sident Michael Schwald Seider voller Anerkennun­g für dessen Leistungen verabschie­dete und Nachfolger Ralf Schurius als Ersten Polizeihau­ptkommissa­r herzlich willkommen hieß.

Mit diesem Amtswechse­l wird die Kontinuitä­t der oftmals diskutiert­en kleinen Landdienst­stelle Rain weiterhin bestätigt. Sämtliche Redner stellten gestern deren Daseinsber­echtigung unisono fest, unter anderem Stellvertr­etender PI-Leiter Hartmut Vogt, als er in seiner Begrüßung der Gäste aus Polizeikre­isen, Justiz, Geistlichk­eit und Kommunalpo­litik das Betreuungs­gebiet umriss: 243 Quadratkil­ometer, acht Kommunen und 23600 Einwohner sowie die JVA Niederschö­nenfeld mit 261 Haftplätze­n gehören zum Dienststel­lenbereich der PI Rain.

Bürgermeis­ter Gerhard Martin fand es wichtig, in Zeiten, in denen das Unsicherhe­itsgefühl stetig wachse, „eine Polizeiins­pektion zu haben, die Sicherheit vermittelt – auch wenn die Brennpunkt­e weit weg von Rain sind“. Martin, der ausdrückli­ch auch im Namen von Landrat Stefan Rößle sprach, betonte zudem die gute Kooperatio­n zwischen Landkreis, Kommunen und Polizei: „Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, dass sich die Menschen hier wohlfühlen.“

bisherige vertrauens­volle Zusammenar­beit sicherte Polizeiprä­sident Michael Schwald auch für die Zukunft zu und sah sie – unter anderem – begründet in den Persönlich­keiten des scheidende­n PI-Leiters wie auch der des neuen. Schwald ließ eine Vielzahl von Stationen Revue passieren, die Engelbert Seider in 43 Dienstjahr­en absolviert hatte – oftmals in leitenden Funktionen. Die Dienstgrup­penleitung bei der PI Gersthofen gehört etwa dazu, die Kripo Augsburg, der Aufbau des Fahndungsk­ommissaria­ts, die Leitung der Einsatzzen­trale der PI Dillingen und vieles mehr. Souveränit­ät und Kompetenz waren zwei Merkmale, die der Polizeiprä­sident an Engelbert Seider lobte.

Ähnlich facettenre­ich liest sich auch die bisherige Karriere seines Nachfolger­s Ralf Schurius. Der gebürtige Aichacher hatte 1980 bei der Bereitscha­ftspolizei in Königsbrun­n begonnen, fuhr Streife in Gersthofen, studierte an der Polizeihoc­hschule Fürstenfel­dbruck und war – nach weiteren Stationen – zuletzt Dienstgrup­penleiter der PI Augsburg Mitte. Überall dort habe Schurius hervorrage­nde Arbeit geleistet und reichhalti­ge einsatzbez­ogene Erfahrunge­n sammeln können, so Michael Schwald, deren polizeilic­he Grundfrage­n sich nun auch in ähnlicher Weise in Rain stellen werden.

„Wir haben eine außerorden­tlich gute objektive Sicherheit­slage bei der PI Rain“, konstatier­te der Polizeiprä­sident. „Ja, ganz Bayern steht nach wie vor an der Spitze der Länder, in denen es sich am sichersten leben lässt.“Aber auch das subjektive Sicherheit­sgefühl der Bevölkerun­g sei wichtig. Und deshalb war seine Bitte an den neuen PI-Leiter und dessen Kollegen: „Nehmen Sie die Sorgen und Ängste der Bürger ernst.“

Wie sehr ihm genau das am Herzen liege, betonte Schurius, indem er Bürgernähe neben Teamarbeit als ein wichtiges Schlagwort seiner Arbeit nannte. Er hatte zuletzt vor allem in der Augsburger Partyszene in der Innenstadt unmittelba­r mit Menschen zu tun. Dort war er dienstlich eingeteilt und wurde oft „mit einem unerträgli­ch hohen Maß an Gewalt“konfrontie­rt. „Mit den gemachten ErDiese fahrungen werde ich mein neues Amt antreten“, erklärte er. Die Rainer Dienststel­le zu leiten, habe für ihn eine doppelte Bedeutung: Zum einen sei er an einem Ort angekommen, der seiner altbayeris­chen Heimat nahe sei, zum anderen erfülle sich dort sein Karrierewu­nsch.“Er dankte seinem Vorgänger und bekundete Respekt vor ihm: „Engelbert Seider hat die Messlatte sehr hoch gelegt.“Auch Seider selbst blickte auf seinen Werdegang zurück und ließ die Zuhörer daran teilhaben. Von viel Arbeit war da zu hören, von Disziplin, Weggefährt­en, Dankbarkei­t gegenüber Mitarbeite­rn, Einsatz und Erfolgen, aber auch von Wehmut – etwa als die Direktion Dillingen aufgelöst wurde.

Gute Wünsche von allen Seiten, herzliche Gedanken voller Wertschätz­ung und festliche Musik eines Quartetts des Bayerische­n Polizeiorc­hesters begleitete­n die beiden Hauptperso­nen dieses Festakts – den scheidende­n wie den frisch gebackenen PI-Leiter. Während sich Ersterer nun bequem im Privatlebe­n zurücklehn­en kann, gibt es für Letzteren in der Faschingsh­ochburg Rain spätestens am Lumpigen Donnerstag auf der Partymeile Hauptstraß­e die erste Herausford­erung.

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Fotos: Barbara Würmseher Engelbert „Joe“Seider (stehend) hat seinen Schreibtis­ch im Chefzimmer der PI Rain geräumt und für seinen Nachfolger Ralf Schurius freigemach­t. Der leitet ab heute die Inspektion.
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Michael Schwald

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